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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Valeriāna; Valerianāte; Valerianeen; Valerianella; Valeriānsäure

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Valeriana - Valeriansäure.

Akademie in Madrid. Als Schriftsteller hat er sich durch geistvolle Kritiken (»Estudios criticos sobre literatura etc.«, 1864, 2. Aufl. 1881; »Disertaciones y juicios litterarios«, 1882) und eine Übersetzung von Schacks »Geschichte der Poesie und der Kunst der Araber in Spanien und Sizilien« einen Namen gemacht; sein Ruhm aber beruht vor allem auf seinen Romanen: »Pepita Jimenez« (1874, 8. Aufl. 1884), seinem Erstlingswerk (dreimal ins Deutsche übertragen, von Fastenrath, Pauline Schanz und Lange), »Las ilusiones del doctor Faustino« (1876), »El comendador Mendoza« (1877), »Pasarse de listo« (1878) und »Doña Luz« (1878). Auch veröffentlichte er »Poesías« (1858), Dramatisches (»Tentativas dramáticas«, 3. Aufl. 1880) und Novellen (»Cuentos y dialogos«, 1882) und gab 1889 »Cartas americanas« heraus.

Valeriāna L. (Baldrian), Gattung aus der Familie der Valerianeen, ein- oder mehrjährige Kräuter, Halbsträucher, selten Sträucher, mit einfachen, ganzrandigen oder gezahnten, fiederspaltigen oder ein- bis dreifach fiederteiligen Blättern, weißen oder roten Blüten in verschieden gestalteten Rispen und häufig von einem Pappus gekrönten Achenen. Etwa 180 Arten in Europa, Asien, Amerika, meist Gebirgsbewohner. V. officinalis L. (Theriakwurz, Katzenwurz, Katzenbaldrian, s. Tafel »Arzneipflanzen II«), mit kurzem, bis 1 cm dickem, oft Ausläufer treibendem Knollstock und zahlreichen dünnen, stielrunden Nebenwurzeln, 30-150 cm hohem, oben verästeltem Stengel, unpaarig fiederteiligen Blättern, von denen die obern kürzer gestielt und sitzend, kleiner und einfacher sind, doldenrispigen Blütenständen und fleischroten, wohlriechenden Blüten, variiert stark, wächst in ganz Mittel- und Nordeuropa, Nordasien, Japan und liefert die offizinelle Baldrianwurzel, eins der wichtigsten Arzneimittel, mit brauner Außenrinde, nach dem Trocknen eigentümlich kampferartigem unangenehmen (von den Katzen sehr geliebten) Geruch und süßlich-bitterlich gewürzhaftem Geschmack. Die trockne Wurzel enthält ½-2 Proz. ätherisches Baldrianöl. Sie war als Nardus gallicus schon den Alten bekannt und seitdem stets viel im Gebrauch. Der Name dürfte mit Valere, gesund sein, zusammenhängen. Im deutschen Mittelalter hieß die Pflanze Denemarcha, noch früher Tenemarg, wie noch heute in einem Teil der Schweiz. Von V. celtica L. (Nardenbaldrian, Spicknarden), mit einfachem, nicht verästeltem Stengel, einfachen, ganzrandigen, stumpfen, in den Blattstiel verschmälerten Blättern und rötlichen Blüten in pyramidaler Rispe, auf den höchsten Alpen, stand die Wurzel als keltische Narde oder Spik früher, wie noch jetzt bei den Alpenbewohnern, in hohem Ansehen. V. rubra L., zweijährig, mit blaßroten Blüten, aus Südeuropa, wird als Zierpflanze kultiviert.

Valerianāte, Baldriansäuresalze, z. B. Natriumvalerianat, baldriansaures Natron.

Valerianeen (Baldrianpflanzen), dikotyle Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Aggregaten, einjährige oder perennierende Kräuter mit nebenblattlosen, gegenständigen, einfachen bis fiederteiligen Blättern und typisch fünfzähligen, gamopetalen Blüten, deren Kelch rudimentär ist oder sich als Federkrone entwickelt, und einem der Anlage nach trimeren Fruchtknoten, dessen fruchtbares Fach eine einzige hängende Samenknospe enthält, während die beiden übrigen Fächer steril bleiben. Die V. zählen über 300 Arten, welche hauptsächlich im mittlern Europa und in den Ländern um das Mittelländische Meer verbreitet sind. Die perennierenden Arten enthalten in ihren Wurzelstöcken ein ätherisches Öl (Baldrianöl) sowie eine organische Säure (Valeriansäure), sind von scharfem und bitterm Geschmack und eigentümlichem starken Geruch; mehrere Arten sind wichtige Arzneipflanzen.

Valerianella Tourn. (Feldsalat, Rapunzel), Gattung aus der Familie der Valerianaceen, kleine, einjährige Kräuter, meist in Europa und Westasien, mit wiederholt gabelteiligen Stengeln, länglichen Blättern, kleinen, meist köpfig gedrängt stehenden Blüten und gezahntem, die Frucht krönendem Kelch. 47 Arten in Europa, den Mittelmeerländern u. Nordamerika. V. olitoria Mönch (Rapünzchen, Rabinschen), 10-20 cm hoch, zerstreut behaart, mit länglich spatelförmigen, stumpfen Grundblättern und kleinen, bläulichweißen Blüten, wächst in ganz Mittel- und Südeuropa auf Äckern, wird auch in Gemüsegärten (var. oleracea Schl., größer, kahler) kultiviert, wo sie sich dann durch Selbstbesamung fortpflanzt, und ist eine beliebte Salatpflanze.

Valeriānsäure (Baldriansäure) C3H10O2 ^[C_{3}H_{10}O_{2}] findet sich in der Wurzel des Baldrians (Valeriana officinalis), in der Rinde und den reifen Beeren des Schneeballs (Viburnum opulus), im Splinte des Holunders (Sambucus nigra), in den Wurzeln von Angelica, Archangelica und Athamanta Oreoselinum, in den Blüten und im Kraut von Anthemis nobilis, in den Früchten des Hopfens etc., ferner im Delphinöl und Fischthran, im Fußschweiß und in andern tierischen Sekreten, auch im alten Käse. Sie entsteht bei Oxydation des Amylalkohols, beim Ranzigwerden der Fette, bei der Oxydation und Fäulnis der eiweißartigen Körper etc. Zur Darstellung erhitzt man Amylalkohol anhaltend mit chromsaurem Kali und Schwefelsäure, destilliert, neutralisiert das Destillat mit Ätznatron, trennt die wässerige Flüssigkeit von dem abgeschiedenen Valeriansäureamyläther und Valeraldehyd, verdampft sie zur Trockne und destilliert den aus valeriansaurem Natron bestehenden Rückstand mit Schwefelsäure. V. bildet eine farblose Flüssigkeit vom spez. Gew. 0,917, riecht stark nach Baldrian und faulem Käse, schmeckt stark sauer, brennend scharf, mischt sich mit Alkohol und Äther, löst sich in 30 Teilen Wasser, erstarrt nicht bei -15°, siedet bei 175°, brennt mit weißer, rußender Flamme und bildet meist kristallisierbare Salze (Valerianate), welche süßlich, hinterher stechend schmecken, im feuchten Zustand baldrianartig riechen, sich fettig anfühlen, auf Wasser rotieren und meist darin, zum Teil auch in Alkohol löslich sind. Einige, wie das Wismut-, Zink-, Chinin- und Atropinsalz, werden medizinisch benutzt. Das Wismutsalz wird durch Digerieren von basisch salpetersaurem Wismutoxyd mit einer Lösung von kohlensaurem Natron und V. erhalten, ist farblos, unlöslich in Wasser und dient gegen Magenkrampf, Nervenschmerzen, chronisches Herzklopfen etc. Das Zinksalz erhält man durch Lösen von kohlensaurem Zinkoxyd in V. und Verdampfen der Lösung in mäßiger Wärme; es bildet luftbeständige Kristallschuppen, ist ziemlich schwer löslich, kann bei 250° destilliert werden und erstarrt paraffinartig; es dient gegen Nervenleiden. Der Valeriansäureäthyläther (Baldrianäther) C5H9O2.C2H5 ^[C_{5}H_{9}O_{2}.C_{2}H_{5}], durch Destillation von valeriansaurem Natron mit Alkohol und Schwefelsäure erhalten, ist eine farblose, in Alkohol und Äther, nicht in Wasser lösliche Flüssigkeit vom spez. Gew. 0,866, riecht obstartig und siedet bei 133°. Der Amyläther C5H9O2.C3H11 ^[C_{5}H_{9}O_{2}.C_{3}H_{11}] wird analog dem vorigen oder bei der Darstellung von V. als Nebenprodukt erhalten, indem man die von dem mit koh-^[folgende Seite]