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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Vergolden – Verhältnis

einer der Führer der Girondisten (s. d.). Als nach dem Sturz Delessarts seine Partei, die den Krieg mit den deutschen Mächten heraufbeschworen hatte, im März 1792 Sitz im Kabinett erhielt, unterstützte er sie in der Nationalversammlung und leitete, als sich der Hof der revolutionären Minister 13. Juni entledigte, die neuen Angriffe gegen diesen; auch war er in den Aufstand vom 20. Juni verwickelt. Die Revolution vom 10. Aug. führte schon über ihn und die Seinigen weit hinweg. Es war ein Versuch, die Bewegung zu hemmen, wenn er statt der Absetzung, auf die Robespierre hinsteuerte, die provisorische Suspension des Königs durchsetzte. Bei den Mordthaten im September war auch sein Leben bedroht. In den Konvent gewählt, suchte V. in meisterhaften Reden den König vor dem Schafott zu sichern, verurteilte ihn dann aber, um sich selbst zu retten, mit den andern zum Tode. Er war Präsident der Versammlung bei der entscheidenden Abstimmung, deren Resultat er selbst zu verkündigen hatte. Nach der Hinrichtung des Königs (21. Jan. 1793) begann V. mit seinen Parteigenossen den Kampf gegen Robespierre und dessen Anhang, der mit dem Sturz der Gironde endete. Als 2. Juni 1793 das Dekret zur Verhaftung der Girondisten durchgegangen war, wurde V., nachdem er sich einige Tage verborgen gehalten hatte, festgenommen, zum Tode verurteilt und 31. Okt. mit 20 Schicksalsgefährten enthauptet. Barthe nahm viele seiner Reden in dem Sammelwerke «Les orateurs français» (4 Bde., Par. 1820) auf. – Vgl. die Biographie V.s von Touchard-Lafosse (Par. 1848); Vatel, Recherches historiques sur les Girondins (2 Bde., ebd. 1873).

Vergolden, einen Gegenstand von Metall, Holz, Porzellan, Glas u. s. w. mit einem Überzuge von Gold versehen. Nichtmetallische Gegenstände gestatten nur die Befestigung einer dünnen Überkleidung von zart geschlagenen (echten oder unechten) Goldblättchen vermöge eines klebenden Bindemittels, wie Eiweiß, Leim und Kreide, Bleiweiß und Firnis u. s. w. Die Holz- und Steinvergoldung gründet sich auf dieses Princip, das indes auch bei einigen gröbern Metallobjekten Anwendung findet. Die Feuervergoldung, die als eine dauerhafte Vergoldung bei Gegenständen von Bronze, Messing und Silber angewendet wird, besteht im wesentlichen darin, daß man Goldamalgam (s. d.) auf den gereinigten Metallgegenstand aufstreicht und durch Erhitzen das Quecksilber verdampft, wonach das Gold festhaftend zurückbleibt. Sie wird aber durch die Anwendung des Quecksilbers kostspielig und für die Arbeiter gesundheitsgefährlich, eignet sich auch nicht zur Darstellung eines sehr dünnen Goldüberzugs, wie er der Wohlfeilheit halber oft gewünscht wird. Man hat diesen Übelständen durch die kalte Vergoldung und die verschiedenen Arten der nassen Vergoldung abzuhelfen gesucht. Auf kaltem Wege vergoldet man, indem Goldzunder (s. d.) vermittelst eines in Salzwasser getauchten Korkes auf die vorher gereinigte und polierte Oberfläche des Metalls aufgerieben wird. Statt des Goldzunders kann auch eine durch Schlämmkreide verdickte Lösung von Goldchlorid in Cyankalium benutzt werden. Der Vergoldung auf nassem Wege bedient man sich, um vergoldete Zeichnungen auf Stahl und Eisen (Säbelklingen, Messer u. s. w.) hervorzubringen. Man überzieht die gereinigten und polierten Gegenstände mit Schellackfirnis, entfernt den Überzug von den zu vergoldenden Stellen, beizt sie mit verdünnter Schwefelsäure an und taucht sie, nachdem sie vorher mittels Kupfervitriol verkupfert waren, in eine Lösung von Goldchlorid in kohlensaurem oder pyrophosphorsaurem Natrium. Das Tauchverfahren, das Anwendung findet, wenn kleinere Gegenstände, z. B. Stahlfedern oder Nähnadelöhre, einen dünnen Goldüberzug erhalten sollen, beruht auf der Fällung des Goldes aus einer passenden Lösung durch ein anderes, leichter oxydierbares Metall. Bei der galvanischen Vergoldung benutzt man als Zersetzungszellen Gefäße von Glas, Porzellan oder emailliertem Gußeisen. In diese kommt eine geeignete Goldlösung, z. B. 1000 Teile Wasser, 10 Teile Goldchlorid und 50 Teile Cyankalium. Der zu vergoldende Gegenstand wird an der Kathode befestigt, ein Goldblech an der Anode. Durch Zusatz einer Kupferlösung zum Goldbade oder Anwendung einer Kupferanode erzielt man eine rötliche Vergoldung. Soll der galvanische Goldüberzug Mattierung zeigen, so wird er, nachdem sich ein Goldniederschlag gebildet hat, mit einer Kratzbürste gerauht; der weitere Niederschlag wird dann matt. (S. auch Glanzgold.)

Vergoldepresse, eine Presse, welche in der Buchbinderei zum Golddruck bildlicher Darstellungen, Verzierungen, Schriften u. s. w., von gravierten Messingplatten oder geätzten und nachgravierten Zinkplatten dient; dieselbe wird auch zum Blinddruck (Blinddruckpresse) und Prägedruck sowie zum Schwarz- oder Farbendruck benutzt. Die V. sind sowohl für den Handbetrieb mittels Hebeldruck als für den Dampfbetrieb eingerichtet und mit einer Heizvorrichtung zum Erwärmen des Drucktiegels behufs Erzielung eines metallisch glänzenden Golddruckes versehen. Die vom Drucke nicht getroffenen Teile des aufgelegten Blattgoldes werden in einer Goldabkehrmaschine (s. Buchbinderei) zur weitern Verwertung gesammelt.

Vergolderschulen, Fachschulen zur Ausbildung in Handvergoldung mit Rückendruck, Titel- und Dekorationsdruck, Lederauflage, Ledermosaik, Lederfarbigen und Marmorierschnitten, Schwarz-, Blind-, Gold- und Reliefdruck, Farben-, Bronzen- und Imitationsdruck. Eine derartige Schule besteht in Glauchau in Sachsen mit einer Jahresfrequenz von etwa 50 Schülern.

Vergolderwachs, soviel wie Glühwachs (s. d.).

Vergrößerungsglas, jedes vergrößernde optische Instrument, besonders die Lupe (s. d.), das Mikroskop (s. d.), das Fernrohr (s. d.).

Vergrünen, s. Metamorphose und Mißbildungen (in der Botanik).

Vergütungsbetrag, in Österreich Bezeichnung für Konventionalstrafe (s. d.).

Verhaftung, die durch die dazu befugten behördlichen Organe erfolgende Festnahme und Gefangenhaltung einer Person. (S. Untersuchungshaft.)

Verhältnis, in der Philosophie, s. Relation und Relativ. – In der Mathematik versteht man unter V. die quantitative Beziehung gleichartiger Größen: die Antwort auf die Frage, wieviel mal so groß die erste ist als die zweite, wieviel mal die zweite in der ersten enthalten ist. Z. B. das V. der Mark zum Pfennig ist 100. Das V. von zwei Größen wird durch die Messung derselben, von zwei Zahlen durch Division gefunden. Dieses V. nennt man auch geometrisch, im Gegensatz zu dem arithmetischen V., das die Differenz zwischen zwei Größen angiebt. Die Vergleichung von V. mit Rücksicht