382
                
                    Vokale – Vol-au-vent
                
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Vokalapparat'
	V. Zungenpfeifen, so daß sein Obertöneapparat ein Harmonium vorstellt, mit dem man die Vokal- und andere Klänge 
	erzeugen kann.
	Vokāle (lat.), Sprachlaute, die gebildet werden durch den im Kehlkopf erzeugten Stimmton, verändert durch 
	verschiedene Gestaltung (Erweiterung, Verengerung) der Mundhöhle. So entsteht z.B. a, wenn die Lippen über die normale Lage hinaus geöffnet sind und die 
	Zunge flach liegt; i, wenn durch Annäherung der mittlern Zunge an den Gaumen eine Verengerung der Mundhöhle entsteht; u, wenn diese Verengerung durch 
	die Lippen gebildet wird; der Stimmton des Kehlkopfs ist dabei an sich immer derselbe; e liegt in der Mitte zwischen a, und i, o in der Mitte zwischen a und u; 
	man nennt e und o offen, wenn sich bei ihrer Aussprache die Mundstellung der des a, nähert, dagegen 
	geschlossen, wenn sie sich der des i oder der des u nähert. (S. Laut, Quantität, 
	Diphthong.)
 
	Vokālharmonie, im allgemeinen Bezeichnung für die Übereinstimmung der Vokale zweier oder mehrerer 
	aufeinander folgenden Silben in betreff der Klangfarbe. Die V. kann entweder derart beschaffen sein, daß der Vokal einer Silbe nach dem Vokal der folgenden 
	Silbe sich richtet (sog. Umlaut), oder daß der Vokal einer Silbe in seinem Wesen nach dem Vokal der vorangehenden Silbe bestimmt wird (V. im engern Sinne). 
	Der Umlaut kommt namentlich in den indogerman. Sprachen häufig vor und hier besonders im Zend, in den german. Sprachen und im Keltischen; die V. findet 
	sich im größten Umfange in den uralischcn und altaischen Sprachen.
 
	Vokālmusik, die mittels der menschlichen Stimme unter Beihilfe der Sprache hervorgebrachte Musik, der Gesang. 
	Wenn sie ohne Begleitung von Instrumenten stattfindet, heißt sie reine V., sonst begleitete. (S. Musik.) Aus den für die V. gewonnenen 
	Formen ist die reine Instrumentalmusik (s. d.) erwachsen;
 man muß daher von diesen beiden Hauptmitteln der Musikerzeugung die V. als 
	das älteste ansehen.
	
	Der Gesang war eine der frühesten Künste des Menschengeschlechts, der beständige Begleiter und die Seele aller Dichtungen des Altertums; was wir jetzt 
	Rhythmus und Versmaß nennen, war ursprünglich nichts als der meist mit Tanz verbundene Gesang, der den Worten eine künstlerische Form verlieh. Außer dem 
	musikalischen Vortrage von Dichtungen bedeutet Gesang auch das Vorgetragene, also das musikalische Werk. Hiernach sind Gesänge Kompositionen für 
	menschliche Stimmen; Sologesänge solche, welche von einzelnen, Chorgesänge 
	solche, welche von mehrern Stimmen oder Massen ausgeführt werden. Die Tonwerke für Gesang bilden die Hauptabteilung der musikalischen Komposition und 
	haben von jeher vor den Werken der Instrumentalmusik den Vorrang gehabt, in der Vereinigung mit diesen jedoch erst ihre eigentliche Vollendung erreicht. 
	Wenn der Gesang schön sein soll, bedarf das Organ der sorglichsten Ausbildung; daher die vielen Schulen, Institute, Vereine, die sich mit der Gesangskunst 
	befassen. Ein wesentlicher, obwohl namentlich in Deutschland noch viel zu wenig beachteter Unterschied besteht für den Unterricht darin, ob die Ausbildung 
	für Solo- oder für Chorgesang gelten soll.
	
	
	Der Kunstgesang wurde im Mittelalter bis zum Beginn des 17. Jahrh. fast ausschließlich von der Kirche gepflegt, und zwar waren die ital.  ↔  
	Sängerschulen, die bereits im 5. Jahrh. erwähnt werden, für alle andern vorbildlich. Nach röm. Muster ließ Karl d. Gr. Sängerschulen in Deutschland einrichten 
	und berief bekannte Gesanglehrer aus Italien auf Empfehlung des Papstes. – Von neuern Schulwerken für Gesang sind zu nennen die von M. Garcia, F. Schmitt, 
	Nehrlich, Concone, Ferd. Sieber, J. Stockhausen, Fr. Hauser, J. Hey, Müller-Brunow, A. Iffert, H. Goldschmidt.
	
 
	Vokālsteigerung, ein von Schleicher in der vergleichenden Grammatik verbreiteter Kunstausdruck für die 
	Erscheinung des indogerman. Vokalismus, die von den andern mit den ind. Ausdrücken Guna (s. d.) 
	und Vriddhi oder als Zulaut bezeichnet wird. Er beruht auf der Vorstellung, daß 
	jedem der früher allgemein angenommenen drei Urvokale a, i, u, auch Grundvokale genannt, ein a vorgesetzt werden könne, woraus a+a=ā, ai, au entstanden 
	(erste Steigerung); wurde diesen Verbindungen noch einmal a vorgesetzt, so entstanden a+ā=ā, āi, āu (zweite Steigerung). In neuerer Zeit ist die vergleichende 
	Grammatik von dieser Anschauung zurückgekommen, indem sie weit mehr Vokale als ursprünglich annimmt (neben a, i, u noch deren Längen, ferner e, ē; o, ō 
	u.a.) und den Vokalwechsel (Ablaut) in den verschiedenen Ableitungen aus einer und derselben Wurzel auf ursprüngliche Betonungsverschiedenheiten 
	zurückführt. – Vgl. de Saussure, Mémoire sur le système primitif des voyelles dans les langues indo-européennes 
	(Lpz. 1879); Brugmann, Grundriß der vergleichenden Grammatik, Bd. 1 (2. Aufl., Straßb. 1897). (S. Ablaut.)
 
	Vokation (lat.), im Kirchenrecht die gesetzliche Berufung zu einem geistlichen Amt. Das Recht derselben kommt entweder der 
	Gesamtkirche oder der einzelnen Gemeinde zu und wird in ersterm Falle von der obersten Kirchenbehörde des Landes, in letzterm regelmäßig von dem 
	Gemeindekirchenvorstande, nicht selten aber auch von der Gesamtheit der Gemeindeglieder geübt. Wo dagegen ein Kirchenpatronat (s. d.) 
	besteht, welchem die Besetzung geistlicher Stellen zukommt, stellt der Patron (der Landesherr, städtische Magistrate oder ländliche Grundbesitzer) die V. aus. An 
	die V. knüpft sich die kirchenregimentliche Bestätigung oder Konfirmation und die Ordination bei denen, welche diese noch nicht erhalten haben. Erst durch die 
	Bestätigung wird das Amt rechtlich erworben; in der Regel folgt noch ein Einweisungsakt. (S. Installation, Investitur.)
 
	Vol., Abkürzung für Volumen.
 
	Vola manus (lat.), die Hohlhand, s. Hand.
 
	Voland (Volant), soviel wie Faland (s. d.).
 
	Volāno, Dorf in der österr. Bezirkshauptmannschaft und dem Gerichtsbezirk Rovereto in Tirol, am linken Ufer der 
	Etsch, nordöstlich von Rovereto, an der Linie Kufstein-Ala (Brennerbahn) der Österr. Südbahn, hat (1890) 1475 E. und ist bekannt durch den Sieg der Österreicher 
	(3000 Mann) unter Feldmarschalllieutenant Chasteler 21. April 1809 über 12 000 Franzosen unter General Baraguay d'Hilliers.
 
	Volapük, Bezeichnung der von Pfarrer Johann Martin Schleyer konstruierten Weltsprache (s. d.).
 
	Vol-au-vent (frz., spr. woll o wang), eine Hohlpastete aus Blätterteig, 
	die mit Ragout oder Frikassee gefüllt wird.