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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Vokale – Vol-au-vent

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Vokalapparat'

V. Zungenpfeifen, so daß sein Obertöneapparat ein Harmonium vorstellt, mit dem man die Vokal- und andere Klänge erzeugen kann.

Vokāle (lat.), Sprachlaute, die gebildet werden durch den im Kehlkopf erzeugten Stimmton, verändert durch verschiedene Gestaltung (Erweiterung, Verengerung) der Mundhöhle. So entsteht z.B. a, wenn die Lippen über die normale Lage hinaus geöffnet sind und die Zunge flach liegt; i, wenn durch Annäherung der mittlern Zunge an den Gaumen eine Verengerung der Mundhöhle entsteht; u, wenn diese Verengerung durch die Lippen gebildet wird; der Stimmton des Kehlkopfs ist dabei an sich immer derselbe; e liegt in der Mitte zwischen a, und i, o in der Mitte zwischen a und u; man nennt e und o offen, wenn sich bei ihrer Aussprache die Mundstellung der des a, nähert, dagegen geschlossen, wenn sie sich der des i oder der des u nähert. (S. Laut, Quantität, Diphthong.)

Vokālharmonie, im allgemeinen Bezeichnung für die Übereinstimmung der Vokale zweier oder mehrerer aufeinander folgenden Silben in betreff der Klangfarbe. Die V. kann entweder derart beschaffen sein, daß der Vokal einer Silbe nach dem Vokal der folgenden Silbe sich richtet (sog. Umlaut), oder daß der Vokal einer Silbe in seinem Wesen nach dem Vokal der vorangehenden Silbe bestimmt wird (V. im engern Sinne). Der Umlaut kommt namentlich in den indogerman. Sprachen häufig vor und hier besonders im Zend, in den german. Sprachen und im Keltischen; die V. findet sich im größten Umfange in den uralischcn und altaischen Sprachen.

Vokalisieren, s. Solfeggio.

Vokālmusik, die mittels der menschlichen Stimme unter Beihilfe der Sprache hervorgebrachte Musik, der Gesang. Wenn sie ohne Begleitung von Instrumenten stattfindet, heißt sie reine V., sonst begleitete. (S. Musik.) Aus den für die V. gewonnenen Formen ist die reine Instrumentalmusik (s. d.) erwachsen; man muß daher von diesen beiden Hauptmitteln der Musikerzeugung die V. als das älteste ansehen.

Der Gesang war eine der frühesten Künste des Menschengeschlechts, der beständige Begleiter und die Seele aller Dichtungen des Altertums; was wir jetzt Rhythmus und Versmaß nennen, war ursprünglich nichts als der meist mit Tanz verbundene Gesang, der den Worten eine künstlerische Form verlieh. Außer dem musikalischen Vortrage von Dichtungen bedeutet Gesang auch das Vorgetragene, also das musikalische Werk. Hiernach sind Gesänge Kompositionen für menschliche Stimmen; Sologesänge solche, welche von einzelnen, Chorgesänge solche, welche von mehrern Stimmen oder Massen ausgeführt werden. Die Tonwerke für Gesang bilden die Hauptabteilung der musikalischen Komposition und haben von jeher vor den Werken der Instrumentalmusik den Vorrang gehabt, in der Vereinigung mit diesen jedoch erst ihre eigentliche Vollendung erreicht. Wenn der Gesang schön sein soll, bedarf das Organ der sorglichsten Ausbildung; daher die vielen Schulen, Institute, Vereine, die sich mit der Gesangskunst befassen. Ein wesentlicher, obwohl namentlich in Deutschland noch viel zu wenig beachteter Unterschied besteht für den Unterricht darin, ob die Ausbildung für Solo- oder für Chorgesang gelten soll.

Der Kunstgesang wurde im Mittelalter bis zum Beginn des 17. Jahrh. fast ausschließlich von der Kirche gepflegt, und zwar waren die ital. ↔ Sängerschulen, die bereits im 5. Jahrh. erwähnt werden, für alle andern vorbildlich. Nach röm. Muster ließ Karl d. Gr. Sängerschulen in Deutschland einrichten und berief bekannte Gesanglehrer aus Italien auf Empfehlung des Papstes. – Von neuern Schulwerken für Gesang sind zu nennen die von M. Garcia, F. Schmitt, Nehrlich, Concone, Ferd. Sieber, J. Stockhausen, Fr. Hauser, J. Hey, Müller-Brunow, A. Iffert, H. Goldschmidt.

Vokālsteigerung, ein von Schleicher in der vergleichenden Grammatik verbreiteter Kunstausdruck für die Erscheinung des indogerman. Vokalismus, die von den andern mit den ind. Ausdrücken Guna (s. d.) und Vriddhi oder als Zulaut bezeichnet wird. Er beruht auf der Vorstellung, daß jedem der früher allgemein angenommenen drei Urvokale a, i, u, auch Grundvokale genannt, ein a vorgesetzt werden könne, woraus a+a=ā, ai, au entstanden (erste Steigerung); wurde diesen Verbindungen noch einmal a vorgesetzt, so entstanden a+ā=ā, āi, āu (zweite Steigerung). In neuerer Zeit ist die vergleichende Grammatik von dieser Anschauung zurückgekommen, indem sie weit mehr Vokale als ursprünglich annimmt (neben a, i, u noch deren Längen, ferner e, ē; o, ō u.a.) und den Vokalwechsel (Ablaut) in den verschiedenen Ableitungen aus einer und derselben Wurzel auf ursprüngliche Betonungsverschiedenheiten zurückführt. – Vgl. de Saussure, Mémoire sur le système primitif des voyelles dans les langues indo-européennes (Lpz. 1879); Brugmann, Grundriß der vergleichenden Grammatik, Bd. 1 (2. Aufl., Straßb. 1897). (S. Ablaut.)

Vokation (lat.), im Kirchenrecht die gesetzliche Berufung zu einem geistlichen Amt. Das Recht derselben kommt entweder der Gesamtkirche oder der einzelnen Gemeinde zu und wird in ersterm Falle von der obersten Kirchenbehörde des Landes, in letzterm regelmäßig von dem Gemeindekirchenvorstande, nicht selten aber auch von der Gesamtheit der Gemeindeglieder geübt. Wo dagegen ein Kirchenpatronat (s. d.) besteht, welchem die Besetzung geistlicher Stellen zukommt, stellt der Patron (der Landesherr, städtische Magistrate oder ländliche Grundbesitzer) die V. aus. An die V. knüpft sich die kirchenregimentliche Bestätigung oder Konfirmation und die Ordination bei denen, welche diese noch nicht erhalten haben. Erst durch die Bestätigung wird das Amt rechtlich erworben; in der Regel folgt noch ein Einweisungsakt. (S. Installation, Investitur.)

Vol., Abkürzung für Volumen.

Vola manus (lat.), die Hohlhand, s. Hand.

Voland (Volant), soviel wie Faland (s. d.).

Volāno, Dorf in der österr. Bezirkshauptmannschaft und dem Gerichtsbezirk Rovereto in Tirol, am linken Ufer der Etsch, nordöstlich von Rovereto, an der Linie Kufstein-Ala (Brennerbahn) der Österr. Südbahn, hat (1890) 1475 E. und ist bekannt durch den Sieg der Österreicher (3000 Mann) unter Feldmarschalllieutenant Chasteler 21. April 1809 über 12 000 Franzosen unter General Baraguay d'Hilliers.

Volant (frz., spr. woláng), s. Spinnerei (Wollspinnerei).

Volapük, Bezeichnung der von Pfarrer Johann Martin Schleyer konstruierten Weltsprache (s. d.).

Volaterrae, s. Volterra.

Volaterrānum, Varietät des Heliotrops (s. d.).

Vol-au-vent (frz., spr. woll o wang), eine Hohlpastete aus Blätterteig, die mit Ragout oder Frikassee gefüllt wird.