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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Wellhorn – Wellington

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Wellhausen'

«Die Komposition des Hexateuchs und die histor. Bücher des Alten Testaments» (ebd. 1889), «Israel. und jüd. Geschichte» (3. Ausg., ebd. 1897), «Der arab. Josippus» (ebd. 1897), «Reste arab. Heidentums» (2. Ausg., ebd. 1897). Seine «Skizzen und Vorarbeiten» (5 Hefte, Berl.1884–92) vereinigen Studien und selbständige Bücher über israel. Geschichte, arab. Antiquitäten und die Geschichte der Araber bis zum Sturze der Omajjaden.

Wellhorn, soviel wie Wellhornschnecke (s. d.).

Wellhornschnecke (Buccinum undatum L., s. Tafel: Weichtiere I, Fig. 9), eine in allen nördl. Meeren bis zum Mittelmeer vorkommende, in der Nordsee sehr gemeine Schnecke mit bis 12 cm lang werdender, gelblicher, meist weißlich gebleichter, quergerunzelter Schale; das Tier ist schmutziggelb mit schwarzen Tupfen und nährt sich von andern Weichtieren. Die W. dient teils als Köder, teils als Nahrungsmittel und kommt als solches in großen Massen auf den Londoner Markt. Fossile Gattungsgenossen finden sich vom Jura an.

Wellingborough (spr. -bŏrŏ), Stadt in der engl. Grafschaft Northampton, links vom Nen, an der Linie London-Leeds der Midland- und Northampton-Peterborough der London and Northwesternbahn, hat (1891) 15068 E., Lateinschule; Mineralquellen, Seidenspinnerei, Spitzen- und Schuhfabrikation, Eisen- und Getreidehandel.

Wellington. 1) Stadt in der engl. Grafschaft Somerset, an dem von Tiverton nach Taunton führenden Westernkanal, an der Great-Westernbahn, hat (1891) 6808 E.; Thonwaren- und Wollzeugfabriken. Von dieser Stadt führte der Herzog von W., dem auf dem nahen Blackdownhügel eine Denksäule errichtet ist, den Titel. –

2) Stadt in der engl. Grafschaft Shropshire (Salop), nördlich von dem 402 m hohen Trappsteinhügel Wrekin, zwischen Stafford und Shrewsbury, au der Great-Western- und der London and Northwesternbahn, hat (1891) 5831 E.; Kaltsteinbrüche, Nagelschmieden, Kohlen- und Eisengruben.

Wellington, Hauptstadt (seit 1876) der brit. Kolonie Neuseeland, auf der Südwestspitze der Nordinsel, an der Westseite des Port-Nicholson, des besten Hafens der Kolonie, ist Sitz des Gouverneurs, des Parlaments und des höchsten Gerichtshofs, eines kath. Erzbischofs und eines deutschen Konsuls, ist Ausgangspunkt zweier in das Innere führenden Bahnen und mit Sydney, Melbourne sowie mit den Häfen Neuseelands durch Dampfschiffahrt verbunden, zählt (1896) 37414, mit Vorstädten 41731 E., hat ein schönes Regierungsgebäude (wie fast alle Gebäude aus Holz), episkopale, kath. Kirchen sowie Dissenterskapellen, Freimaurerhalle, Freibibliothek, neues Postgebäude, Museum, vier Theater, botan. Garten, mehrere Colleges, fünf Banken, große Wasserwerke, elektrische Beleuchtung; Gerberei, Seifenfabrikation, Schiffbau, Eisengießerei, Säge-, Getreidemühlen, Brauerei, Ziegelei, Fleischpräservenfabrikation u.s.w. und sehr lebhaften Handel. Eine Pferdebahn führt nach der Arbeitervorstadt Newtown. Der Hafen wird durch drei schwere Batterien verteidigt. W. wurde 1839 gegründet.

Wellington, Arthur Wellesley, Herzog von, Fürst von Waterloo, brit. Feldherr und Staatsmann, geb. 1. Mai 1769 zu Dangan-Castle (Grafschaft Meath) als der dritte Sohn des Grafen von Mornington (s. Wellesley), erhielt seine Erziehung ↔ zu Eton, besuchte die Militärschule zu Angers in Frankreich und trat 1787 als Fähnrich in die brit. Armee ein. 1793 kaufte er die Oberstlieutenantsstelle im 33. Regiment, mit dem er 1794 in Holland und seit 1797 im brit. Ostindien, dessen Generalgouverneur damals sein älterer Bruder Richard war, diente. W. zeichnete sich 1799 in den Kämpfen gegen Tipu Sahib und 1803 gegen die Mahratten aus und wurde Generalmajor, kehrte 1805 nach England zurück, trat 1806 ins Unterhaus und wurde bald darauf Staatssekretär für Irland. Im Aug. 1807 nahm er am Zuge gegen Kopenhagen teil, dessen Kapitulation er verhandelte. Im Aug. 1808 wurde er an der Spitze einer Expedition nach Portugal gesandt, wo er durch seine Siege bei Rolica und Vimeiro die Franzosen vertrieb. 1809 drang er nach Spanien ein, errang 26. Juli bei Talavera einen großen Sieg über den König Joseph, behauptete sich 1810, nachdem er wieder nach Portugal hatte zurückweichen müssen, in den Linien von Torres-Vedras, worauf er 1811 wieder zum Angriff vorging , Almeida befreite und 1812 Ciudad-Rodrigo und Badajoz eroberte. Nach dem Siege bei Salamanca zog er endlich 13. Aug. 1812 in Madrid ein, wandte sich dann gegen Burgos, fand aber hier einen so hartnäckigen Widerstand, daß er die Belagerung aufheben und 20. Okt. 1812 den Rückzug an die portug. Grenze antreten mußte. 1813 drängte er die franz. Armee wieder auf Burgos zurück und erfocht bei Vittoria 21. Juni 1813 einen glänzenden Sieg. Er nahm 8. Sept. San Sebastian mit Sturm, erzwang den Übergang über die Bidassoa und besiegte Soult 16. Nov. an der Nivelle und 27. Febr. 1814 bei Orthez. (S. Französisch-Spanisch-Portugiesischer Krieg von 1807 bis 1814.) Der Prinz-Regent verlieh ihm 3. Mai 1814 die Würde eines Herzogs von W. und eines Marques von Douro; von der span. Regentschaft war er schon vorher zum Herzog von Ciudad-Rodrigo und Granden erster Klasse ernannt worden. An den Friedensverhandlungen zu Paris und am Wiener Kongreß nahm er als brit. Bevollmächtigter teil.

Nach Napoleons Rückkehr von Elba übernahm W. 6. April 1815 zu Brüssel den Oberbefehl über die brit.-hannov.-braunschw.-holländ. Truppen und lieferte im Verein mit Blücher 18. Juni dem Kaiser die blutige Schlacht bei Waterloo (s. d.), die zum zweitenmal dem franz. Kaiserreich das Ende bereitete. Mit Blücher marschierte er nun auf Paris, wo er 5. Juli 1815 einzog und Ludwig XVIII. wieder einsetzte. (S. Russisch-Deutsch-Französischer Krieg von 1812 bis 1815.) Der König der Niederlande verlieh ihm den Titel eines Fürsten von Waterloo, auch erhielt W. 20. Nov. 1815 den Oberbefehl über die in Frankreich zurückbleibenden Besatzungstruppen der Verbündeten. Er nahm teil an den Kongressen zu Aachen (1818) und Verona (1822) und ward 1827 zum Oberbefehlshaber der brit. Landmacht ernannt. Nach Goderichs Rücktritt übernahm er im Jan. 1828 die Bildung des neuen Ministeriums, in dem er die Stelle eines ersten Lords des Schatzes versah. Er widerstrebte energisch den Forderungen nach der Reform der veralteten engl. Parlamentsverfassung; seine einzige Konzession war die als notwendig erkannte Emancipation der Katholiken, die er 1829 König Georg IV. mit der Drohung seines Rücktritts abgewann. Als es nach Wilhelms IV. Antritt mit der Reformsache Ernst wunde, trat W. Im Nov. 1830 zurück. In dem kurzlebigen ersten Mini-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 624.