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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Winkelschriftstellerei – Winnenden

nach in der Schlacht von Sempach (s. d.) durch seinen Opfertod den Sieg der Schweizer über Herzog Leopold von Österreich entschieden haben. Als in dieser Schlacht, 9. Juli 1386, der Keil der Eidgenossen nicht in das geschlossene Viereck der Österreicher einzudringen vermochte, umfaßte W. mehrere feindliche Spieße, stieß sie sich in die Brust und öffnete damit den Eidgenossen eine Gasse. Am 3. Sept. 1865 wurde dem Helden zu Stans ein Denkmal errichtet und beim Jubiläum der Sempacher Schlacht 1886 ihm zu Ehren dem Fonds zur Unterstützung der Witwen und Waisen gefallener schweiz. Wehrmänner der Name Winkelried-Stiftung gegeben. In der Streitfrage, ob W. und seine That der Geschichte oder der Sage angehören, treten die meisten schweiz. Historiker auf Grund des großen Sempacher Liedes und auf Grund einer Notiz in einer Züricher Chronik des 15. Jahrh. für die histor. Wahrheit der Überlieferung ein, während Kleißner, Hartmann u. a. zu einem negativen Resultat gelangen. – Vgl. H. von Liebenau, Arnold von W., seine Zeit und seine That (Aarau 1862); Lorenz, Leopold Ⅲ. und die Schweizerbünde (Wien 1860); Rauchenstein, W.s That bei Sempach ist keine Fabel (Aarau 1861); G. von Wyß, Über eine Zürcher Chronik aus dem 15. Jahrh. und ihren Schlachtbericht von Sempach (Zür. 1862); Kleißner, Die Quellen zur Sempacher Schlacht und die Winkelried-Sage (Gött. 1873); Daguet, La question de W. (Neuchâtel 1883); Th. von Liebenau, Die Schlacht bei Sempach (Luz. 1886); Öchsli, Zur Sempacher Feier (Zür. 1886); Bernoulli, W.s That (Bas. 1886); Hartmann, Die Schlacht bei Sempach (Frauenfeld 1886); Bürkli, Der wahre W. (Zür. 1886); E. Secretan, Sempach et W. (Lausanne 1886); Thommen, Eine Bemerkung zum Sempacher Schlachtlied (im «Anzeiger für Schweizergeschichte» 1886, Nr. 4 und 5).

Winkelschriftstellerei, Winkeladvokatur, im Rechtsleben die Thätigkeit solcher Personen, welche ohne Zulassung zum Anwaltsberufe ein Geschäft aus der Anfertigung von Schriften und der Vertretung von Rechtssachen für andere machen. Die Österr. Zivilprozeßordnung §. 29 verbietet die Zulassung von Winkelschreibern als Bevollmächtigten, die Deutsche §. 143 berechtigt das Gericht, Winkeladvokaten von der Verhandlung zurückzuweisen. Inwieweit die W. unbefugt und strafbar ist, entscheidet sich nach Deutschem Strafgesetzbuch §. 132 (s. Amtsanmaßung) in Verbindung mit den Bestimmungen der Landesgesetze.

Winkelspiegel, ein kleines Spiegelinstrument (s. d.), das, wie das Prismenkreuz (s. d.), zum Abstecken gerader Linien oder Festlegen von rechten Winkeln dient. Es wurde von Adams in London Mitte des 18. Jahrh. erfunden, besteht aus zwei kleinen Spiegeln, die in einem prismatischen Gehäuse mit ausgeschnittenen Fenstern unter einem Winkel von 15° gegeneinander gestellt sind (s. beistehende Abbildung). An der untern Seite ist das Gehäuse mit einem senkrechten Griff versehen. Beim Gebrauch wird der W. mit der Hand so vor das Auge gehalten, daß durch die offenen Fenster ein Objekt anvisiert werden kann, wobei gleichzeitig ein im rechten Winkel zu dieser Visierlinie liegendes zweites Objekt in den Spiegeln erscheint.

^[Abb.]

Winkelspinne (Tegenaria civilis Walck.), eine etwa 10 mm lange, braungraue, auf dem Hinterleibe schwarz gefleckte, überall gemeine Röhrenspinne (s. d.). Ihr Gewebe wurde früher gegen Wechselfieber benutzt, jetzt wird es gelegentlich noch als blutstillendes Mittel angewandt, was jedoch wegen des Staubes u. s. w. bedenklich ist.

Winkeltreue Projektionsart, s. Kartenprojektion.

Winkeltrommel, s. Winkelkopf.

Winkeltrompe, s. Trompe.

Winkerkrabbe, s. Krabben.

Winkler, Clemens Alexander, Chemiker, geb. 26. Dez. 1838 zu Freiberg in Sachsen, besuchte die Freiberger Bergakademie, war dann bei den Sächsischen Blaufarbenwerken thätig und wurde 1873 Professor der Chemie an der Bergakademie in Freiberg. Er machte sich verdient durch Ausarbeitung eines neuen Verfahrens zur Fabrikation von rauchender und wasserfreier Schwefelsäure (Kontaktverfahren), durch Ausbildung der technischen Gasanalyse, durch Entdeckung des Elementes Germanium. W. schrieb: «Anleitung zur chem. Untersuchung der Industriegase» (1. u. 2. Abteil., Freiberg 1876‒77), «Die Maßanalyse nach neuem titrimetrischen System» (ebd. 1883; 2. Aufl. 1898), «Lehrbuch der technischen Gasanalyse» (ebd. 1885; 2. Aufl. 1892), «Praktische Übungen in der Maßanalyse» (ebd. 1888).

Winkler, Karl Gottfried Theod., Schriftsteller unter dem Pseudonym Theodor Hell, geb. 9. Febr. 1775 zu Waldenburg im Schönburgischen, studierte in Wittenberg die Rechte und Geschichte, wurde 1796 beim Stadtgericht zu Dresden angestellt, 1801 Kanzlist beim Geheimen Archiv, 1805 Wirkl. Geh. Archivregistrator, 1812 Geh. Sekretär, 1813 Redacteur des «Generalgouvernement-Blattes», 1814 Theatersekretär, 1816 Sekretär bei der königl. Akademie der Künste, 1825 überdies mit der Regie der ital. Oper beauftragt und 1841 Vicedirektor des königl. Hoftheaters und der musikalischen Kapelle. W. starb 24. Sept. 1856 in Dresden. Sein litterar. Ansehen dankte W. wesentlich dem Umstand, daß er das gelesenste und einflußreichste belletristische Organ der Zeit, die berühmte Dresdener «Abendzeitung» (1807‒43) herausgab. Auch mehrere Taschenbücher: «Penelope» (1811‒48), «Komus» (3 Jahrgänge), die «Agrionien» ließ er erscheinen und versorgte die Bühne unglaublich behende mit zahllosen Übersetzungen und Bearbeitungen, vorzüglich franz. Lustspiele und Bluetten. Die hinterlassenen Schriften seines Freundes K. M. von Weber (3 Bde., Dresd. 1827‒29) gab W. heraus.

Winkler Hasensprung, Wein, s. Winkel.

Winklern, Dorf, s. Heiligenblut.

Winland, s. Vinland.

Winneburg, Burgruine bei Cochem (s. d.).

Winnecke, Friedr. August Theodor, Astronom, s. Bd. 17.

Winnenden, Stadt im Oberamt Waiblingen des württemb. Neckarkreises, an der Linie Stuttgart-Crailsheim der Württemb. Staatsbahnen, hat (1895) 3503 E., darunter etwa 70 Katholiken, Post, Telegraph, evang. Kirche, Methodistenkapelle, Latein- und Realschule, Erziehungsanstalt für verwahrloste und taubstumme Kinder und Asyl für ältere Taubstumme (Paulinenpflege), Wasserleitung, Bank für Gewerbe und Landwirtschaft, Darlehnskassenverein; Landwirtschaft, Getreidehandel, Wein- und