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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Winnet; Winnĭpeg; Winnĭpegsee; Wínniza; Wínniza; Winnweiler; Winona; Winschōten; Winsen; Winsford; Winslowsches Loch; Winspel; Winston; Winter

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Winnet – Winter (Georg Ludw.)

Obstbau. Nahebei Schloß Winnenthal, seit 1833 Staatsirrenanstalt.

Winnet oder Wimmt, in: alamann. Dialekt die Weinlese (s. d.).

Winnĭpeg, Hauptstadt der canad. Provinz Manitoba, an der Einmündung des Assiniboine in den Red-River of the North und an der Canad. Pacificbahn, welche hier nach sechs Richtungen abzweigt, ist seit dem Aufhören des Monopols der Hudsonbaicompagnie der kommerzielle Mittelpunkt des Nordwestens, Sitz eines deutschen Konsuls für Manitoba, zählte 1891: 25642, 1896: 31649 E. und hat bedeutenden Holz- und Weizenhandel.

Winnĭpegsee in Britisch-Nordamerika (s. Karte: Britisch-Nordamerika und Alaska), etwa 22000 qkm groß und nicht über 20 m tief, in 215 m Meereshöhe, übertrifft an Größe den Ontariosee und ist in seinem südl. Teile sehr sumpfig; in ihn ergießen sich: im SO. der Fluß Winnipeg, im S. der in seinem obern Laufe die Grenze zwischen den Unionsstaaten Norddakota im W. und Minnesota im O. bildende Red-River of the North, im W. der Dauphin-River, welcher vom Manitobasee kommt, und der Saskatchewan. Der W. entsendet im N. den Nelsonfluß nach der Hudsonbai, mit welcher er auch durch den Berens und Severn in Verbindung steht. Die größere südl. Hälfte des Sees gehört zu Manitoba, die nördl. Westküste zu Saskatchewan. Es besteht Dampferverkehr.

Wínniza. 1) Kreis im nordöstl. Teil des russ. Gouvernements Podolien, im Gebiet des südlichen Bug und seiner Zuflüsse Row, Desna und Sgar, hat 2980,5 qkm, 202149 E.; Getreide-, Obst-, Zuckerrübenbau, Töpferei, 6 Zuckerfabriken, 6 Branntweinbrennereien, 2 Bierbrauereien, 1 Tabak- und 3 Seifenfabriken. – 2) Kreisstadt im Kreis W., zu beiden Seiten des Bug und an der Linie Kiew-Shmerinka der Russ. Südwestbahn, hat (1892) 24989 E., darunter 58,5 Proz. Juden, 5 russ., 1 kath. Kirche, 13 Synagogen und Betschulen, Realschule und 16 Fabriken.

Winnweiler, Dorf im Bezirksamt Kaiserslautern des bayr. Reg.-Bez. Pfalz, an der Alsenz und der Linie Hochspeyer-Münster a. St. der Pfälz. Eisenbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Kaiserslautern), hat (1895) 1708 E., darunter 729 Evangelische und 93 Israeliten, Postexpedition, Telegraph, kath. und evang. Kirche, Wallfahrtskirche, altes Schloß der Grafen von Falkenstein, Lateinschule; Türkischrotfärberei, Maschinenfabriken, Mälzerei und Brauereien. W. war ehemals Hauptort der Grafschaft Falkenstein. In der Nähe das Falkensteiner Thal, die Ruine der Burg Falkenstein und bedeutende Eisenwerke (Gebrüder Gienanth).

Winona, Hauptort des County W. in der Südostecke des nordamerik. Staates Minnesota, am Westufer des Mississippi, auf einer Prairie, hinter welcher sich steile Anhöhen erheben, mit mehrfacher Bahnverbindung, zählte 1880: 10208, 1890: 18208 E., darunter viele Deutsche; hat Handel mit Holz und Getreide, Getreide- und Sägemühlen, Fabriken von Wagen und Kutschen, Fässern und Pflügen, Werkstätten der Chicago-Northwestern-Bahn, Straßenbahnen, höhere Schule, Normalschule u. s. w.

Winschōten (spr. winsch-), Flecken in der niederländ. Provinz Groningen, Station der Staatsbahnlinie Harlingen-Nieuweschans, ist Mittelpunkt eines regen Handelsverkehrs, besonders mit Ostfriesland, und zählt 7714 E. Nach Norden (Finsterwolde) und nach Süden zum Stadskanal gehen Dampfbahnen.

Winsen. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Lüneburg, hat 686,90 qkm und (1895) 25170 (12915 männl., 12255 weibl.) E., 1 Stadt, 76 Landgemeinden und 6 Gutsbezirke. – 2) Kreisstadt im Kreis W., rechts an der Luhe, kurz vor ihrer Mündung in die Ilmenau, am Rande der Marsch und an der Linie Lehrte-Hamburg der Preuß. Staatsbahnen, Sitz des Landratsamtes und eines Amtsgerichts (Landgericht Lüneburg), hat (1895) 3808 E., darunter 48 Katholiken und 21 Israeliten, Post, Telegraph, evang. Kirche, Schloß; Fabrikation von Tabak, Wollwaren und Papier, Schiffahrt.

Winsford, Stadt in der engl. Grafschaft Cheshire, am Weaver, einem linken Zufluß des Mersey, im Nordnordwesten von Crewe, hat (1891) 10440 E.; bedeutende Salzsiederei.

Winslowsches Loch (anatom.), s. Netz.

Winspel, früheres Getreidemaß, s. Wispel.

Winston, Hauptort des County Forsyth im nordamerik. Staate Nordcarolina, westnordwestlich von Raleigh, hat (1890) 8018, mit Salem 10729 E.; Tabaksfabriken, Tabakshandlungen, Fabrikation von Baumwollwaren und Wagen.

Winter, im bürgerlichen Leben im allgemeinen die rauhere Jahreszeit, in der nördl. gemäßigten Zone etwa vom November bis April. Das Winterhalbjahr umfaßt auf der nördl. Halbkugel der Erde die sechs Monate vom 1. Okt. bis 31. März des folgenden Jahres, während für die südl. Hemisphäre die andern sechs Monate in gleicher Bedeutung als W. anzunehmen sind. Der astronomische W. hat engere Grenzen und umfaßt nur die Zeit zwischen der Sonnenwende (s. d.), zu der die Mittagshöhe der Sonne am kleinsten und die Tagesdauer am kürzesten ist, bis zur darauffolgenden Nachtgleiche. (S. Äquinoktium.) Auf der nördl. Halbkugel ist er daher etwa zwischen 21. Dez. und 21. März, auf der südlichen etwa zwischen 21. Juni und 23. Sept. eingeschlossen. (S. Jahreszeiten.)

In der Meteorologie bezeichnet man die drei Monate Dezember, Januar und Februar als den meteorologischen W. der nördl. Halbkugel. In der heißen Zone und eine ziemliche Strecke über die Wendekreise hinaus findet kein W. nach unserm Begriff statt. Hier giebt es nur eine oder zwei Regenzeiten, die aber nicht kalt sind.

Winter, Georg Ludw., bad. Staatsmann, geb. 18. Jan. 1778 zu Prechthal in der Nähe von Waldkirch, studierte in Göttingen die Rechte, wurde nach zweijähriger advokatorischer Thätigkeit 1803 Sekretär beim Geheimratskollegium, 1807 Regierungsrat beim Evangelischen Oberkirchenrat, war 1808‒14 an verschiedenen Orten im Bezirksdienst thätig und wurde 1815 Ministerialrat im Ministerium des Innern, 1818 Geh. Referendar, 1822 Staatsrat und Mitglied des Staatsministeriums und 1824 Direktor des Ministeriums des Innern. 1830 wurde ihm unter dem Namen eines Chefs des Ministeriums das Amt des Ministers des Innern und 1833 auch der Titel eines solchen übertragen. 1819 trat er als Abgeordneter in seinem Bericht über das Adelsedikt den aristokratischen Anmaßungen entgegen und nahm seitdem den bedeutsamsten Anteil an dem parlamentarischen Leben Badens. Es gelang ihm, die Verwaltung in dem freisinnigen Gange zu erhalten, dem sie in den innern Organisationen auch nach dem Rückschlage von 1832 treu blieb. Eine Reihe wichtiger Reformen, namentlich die Umgestaltung des Gemeindewesens, die 1831 zu stande kam,