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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Winkelscheibe; Winkelspiegel; Winkler; Winlock; Winlockgruppe; Winne; Winnebagosee; Winnecke; Winnenburg; Winnenden

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Winkelscheibe - Winnenden.

den oben Genannten Bernoulli, Winkelrieds That (Basel 1886); Öchsli, Zur Sempacher Schlachtfeier (Zürich 1886); Bürkli, Der wahre W. (das. 1886).

Winkelscheibe, s. Meßinstrumente.

Winkelspiegel, s. Spiegelinstrumente.

Winkler, 1) Karl Gottfried Theodor, unter dem Pseudonym Theodor Hell bekannter Schriftsteller, geb. 9. Febr. 1775 zu Waldenburg im Schönburgschen, studierte zu Wittenberg die Rechte, ward 1796 beim Stadtgericht, 1801 beim Geheimen Archiv in Dresden angestellt, 1805 Geheimer Archivregistrator, 1812 Geheimer Sekretär und bereiste sodann Italien und Frankreich. Während der Zeit des russischen Gouvernements ward er als Sekretär der vom König von Sachsen zurückgelassenen Regierungskommission zugeordnet und mit der Redaktion des »Generalgouvernementsblatts« beauftragt, zugleich zum russischen Hofrat ernannt. Nach der Rückkehr des Königs ward er Theatersekretär, 1816 Sekretär bei der königlichen Akademie der Künste, 1824 sächsischer Hofrat, 1841 Vizedirektor des Hoftheaters. Er starb 24. Sept. 1856 in Dresden. Die Zahl seiner äußerlich gewandten, aber jedes Hauchs wirklicher Produktivität oder poetischer Innerlichkeit entbehrenden Gedichte ist sehr groß. Von seinen metrischen Übersetzungen sind hervorzuheben die der »Lusiaden« des Camoens (gemeinschaftlich mit Fr. Kuhn, Dresd. 1807) und von Byrons »Mazeppa« (1820). Von 1817 bis 1843 redigierte er die »Abendzeitung«, das belletristische Hauptorgan der Restaurationszeit. Die Bühne hat er durch Übersetzungen und Bearbeitungen französischer Dramen und Opern im Sinn des Tagesbedarfs Jahrzehnte hindurch versorgt.

2) Emil, Ingenieur, geb. 18. April 1835 zu Falkenberg bei Torgau, trat nach Besuch der Baugewerkschule in Holzminden zuerst beim Festungsbau zu Torgau in den praktischen Dienst und erhielt später, nachdem er noch an der polytechnischen Schule zu Dresden studiert, Anstellung bei der königlich sächsischen Wasserbaudirektion. 1863 habilitierte er sich als Privatdozent am Polytechnikum in Dresden, 1865 wurde er als Professor der Ingenieurbaukunde an das Polytechnikum zu Prag, 1868 als Professor des Eisenbahn- und Brückenbaues an die technische Hochschule in Wien und 1877 an die königliche Bauakademie zu Berlin berufen. 1885-86 war er Rektor der technischen Hochschule daselbst und starb 27. Aug. 1888. W. galt als Autorität in der höhern Mechanik und im Eisenbahnbau. Neben einer Menge wertvoller Abhandlungen in verschiedenen technischen Zeitschriften und Sammelwerken veröffentlichte er: »Die Lehre von der Elastizität und Festigkeit« (Prag 1868); »Neue Theorie des Erddrucks« (Wien 1872); »Wahl der zulässigen Inanspruchnahme der Eisenkonstruktionen« (das. 1877; ital., Neapel 1878); »Vorträge über Brückenbau« (Wien, seit 1870) und »Vorträge über Eisenbahnbau« (Prag, seit 1867).

3) Klemens, Hüttenchemiker, geb. 26. Dez. 1838 zu Freiberg, studierte daselbst, arbeitete dann auf den sächsischen Blaufarbenwerken und folgte 1873 einem Ruf als Professor der Chemie an die Bergakademie in Freiberg. Er erfand ein neues Verfahren zur Fabrikation rauchender Schwefelsäure, entdeckte das Germanium und bildete die technische Gasanalyse aus. Er schrieb: »Anleitung zur chemischen Untersuchung der Industriegase« (Freiberg 1876-79, 2 Tle.); »Die Maßanalyse nach neuem titrimetrischen System« (das. 1883); »Lehrbuch der technischen Gasanalyse« (das. 1885); »Praktische Übungen in der Maßanalyse« (das. 1888).

Winlock, Joseph, Astronom, geb. 6. Febr. 1826 zu Shelbyville in Kentucky, war 1845-52 Professor der Mathematik und Astronomie am Shelby College, nachher in Cambridge (Massachusetts) mit Berechnung des »Nautical Almanac« beschäftigt, seit 1857 Assistent an der Sternwarte in Washington, seit 1861 Superintendent des »Nautical Almanac«, von 1865 bis zu seinem Tod, 11. Juni 1875, Direktor der Sternwarte des Harvard College in Cambridge, deren Ausstattung er wesentlich vervollkommte, und wo er unter anderm regelmäßige photographische Sonnenbeobachtungen einrichtete. Zweimal war er mit der Leitung von Expeditionen zur Beobachtung von Sonnenfinsternissen betraut, im August 1869 in Kentucky und im Dezember 1870 in Spanien. Außer den Annalen der Sternwarte in Cambridge hat W. unter anderm Tafeln des Merkur veröffentlicht.

Winlockgruppe, s. Silurische Formation.

Winne, Lievin de, Maler, s. De Winne.

Winnebagosee, Binnensee im nordamerikan. Staat Wisconsin, 510 qkm groß, 227 m ü. M., entleert sich durch den 55 km langen Neenah oder Fox River in die Green Bay des Michigansees und steht durch einen Kanal mit dem Wisconsin in Verbindung.

Winnecke, Friedrich August Theodor, Astronom, geb. 5. Febr. 1835 zu Großheere im Hannöverschen, studierte zu Berlin, wo er 1856 mit der Abhandlung »De stella η Coronae Borealis duplici« promovierte, ward Gehilfe an der Sternwarte in Bonn, 1858 Adjunkt an der Nikolaisternwarte in Pulkowa, schied zehn Jahre später aus russischen Diensten und lebte einige Jahre in Karlsruhe, wo er auf einer von ihm eingerichteten Privatsternwarte beobachtete, bis er 1872 als Professor der Astronomie und Direktor der provisorischen Sternwarte an die neuorganisierte Universität Straßburg berufen ward, wo unter seiner Leitung eine großartige Sternwarte erbaut wurde. 1886 trat er in den Ruhestand. Unter seinen Arbeiten sind namentlich zu erwähnen: Baubestimmungen von Doppelsternen, die Ermittelungen der Sonnenparallaxe aus den Beobachtungen des Mars in seiner Opposition 1862 (8,964'') und eine Anzahl Kometenentdeckungen; nach W. ist ein teleskopischer Komet von nur 5½ Jahren Umlaufszeit benannt, der zuerst 12. Juni 1819 von Pons in Marseille entdeckt, dessen Periodizität aber erst nach der Beobachtung von W. 8. März 1858 erkannt wurde. W. war auch Vorstandsmitglied der Astronomischen Gesellschaft und leitete als Mitglied der Kommission für Beobachtung des Venusdurchganges die astronomischen Vorarbeiten.

Winnenburg, ehemals reichsunmittelbare Herrschaft des westfäl. Kreises, im Gebiet des Erzstifts Trier gelegen, gehörte den Herren von W. und war seit 1295 Lehen des Trierer Erzstifts. 1361 erwarben jene die Herrschaft Beilstein. Bei dem Aussterben des Geschlechts 1637 fielen diese Besitzungen an Trier zurück, doch wurden die Grafen von Metternich damit belehnt. 1689 sprengten die Franzosen die Burg W. in die Luft. Beide Herrschaften fielen 1801 an Frankreich (Rhein-Moseldepartement), 1815 an Preußen.

Winnenden, Stadt im württemberg. Neckarkreis, Oberamt Waiblingen, an der Linie Waiblingen-Hessenthal der Württembergischen Staatsbahn, 289 m ü. M., hat eine evang. Kirche, eine Erziehungsanstalt (Paulinenpflege) für verwahrloste und taubstumme Kinder, Gerberei, Färberei, eine chemische Fabrik, Fabrikation landwirtschaftlicher Maschinen, eine Fruchtschranne, Dampfsägen, bedeutende Viehmärkte