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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Wolframoxyd – Wolfstein

saurem Eisenoxydul und wolframsaurem Manganoxydul in schwankenden Verhältnissen, also xFeWO₄ + yMnWO₄, weshalb eisenreiche und manganreiche Varietäten unterschieden werden können. Auch seltenere Stoffe, wie Niobsäure, Tantalsäure, Indium und Thallium, sind in geringer Menge in einigen W. nachgewiesen worden. Der W. ist der stete Begleiter des Zinnsteins im Erzgebirge (Zinnwald, Geyer, Ehrenfriedersdorf), in Böhmen (Schlaggenwald) und in Cornwall.

Wolframoxȳd, Wolframsäure, s. Wolfram.

Wolframstahl, s. Stahl und Wolfram.

Wolfratshausen, Marktflecken im Bezirksamt München Ⅱ, links an der Loisach, kurz vor ihrer Mündung in die Isar, in 563 m Höhe, an der Nebenlinie München-W. (27 km, Isarthalbahn), Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht München), hat (1895) 1764 E., darunter 53 Evangelische, Postexpedition, Telegraph, eine Burgruine; Glasfabrikation, Brauerei, Dampfsägewerk und Holzflößerei.

Wolfsanger, Bad, s. Cassel.

Wolfsauge, Mineral, s. Adular.

Wolfsberg. 1) Bezirkshauptmannschaft in Kärnten, hat 998,92 qkm und (1890) 42074 (21012 männl., 21062 weibl.) meist deutsche E. in 32 Gemeinden mit 233 Ortschaften und umfaßt die Gerichtsbezirke St. Leonhard, St. Paul und W. – 2) Stadt und Sitz der Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts (398,93 qkm, 19560 E.), in der Mitte des Lavantthals, am Fuß der Koralpe (2141 m), an der Linie Unterdrauburg-W. der Österr. Staatsbahnen, hat (1890) 2551, als Gemeinde 4255 E., in Garnison eine Eskadron des 8. Husarenregiments «Graf Pálffy», roman. Kirche, ein Schloß des Grafen Henckel von Donnersmarck mit Mausoleum; Fachschule für Holzindustrie; Bleiweiß-, Sensen-, Leder-, Cellulose- und Wagenfedernfabriken, bedeutenden Holz- und Obsthandel. In der Umgebung von W. die gräfl. Henckel von Donnersmarckschen Eisenhütten und das Braunkohlenbergwerk von St. Stefan.

Wolfsbergīt, Mineral, s. Kupferantimonglanz.

Wolfsbohne, s. Lupine.

Wolfsche Lampe, s. Bergbau.

Wolfsegg, Markt im Gerichtsbezirk Schwanenstadt der österr. Bezirkshauptmannschaft Vöcklabruck in Oberösterreich, an der Linie Steinach-Schärding (Salzkammergutbahn) der Österr. Staatsbahnen (Station Manning-W.), hat (1890) 1362, als Gemeinde 2669 E., Schloß des Grafen Saint-Julien und am Hausruckgebirge in der Nähe bedeutenden Braunkohlenbergbau, das sog. Wolfsegg-Traunthaler Becken. Bei W. siegte Pappenheim 30. Nov. 1626 über die aufständischen Bauern.

Wolfsfelle, die Felle des Wolfes (s. d.). Sie sind nach Größe und Qualität sehr verschieden, messen etwa 2 m bis zur Schwanzspitze und sind meistens graubräunlich, doch giebt es unter den feinern Sorten auch weiße, schwarze und graublaue. Die größten und schönsten W. kommen aus dem nördl. Amerika von der Labradorküste, dem East-Maine-Gebiet und den von den Eskimos bewohnten Gegenden und aus Sibirien. Die geringen Felle geben sehr warme Pelze, die besonders in Ungarn verwendet werden; die guten dienen zu Decken u. dgl. W. kosten 4½ bis 60 M. das Stück.

Wolfsgruben, im eigentlichen Sinne Erdgruben, die zum Wolfsfang dienen. In der Befestigungskunst benutzt man ähnliche Anlagen als Hindernismittel und zwar große und kleine W. von 1½ und ½ m Tiefe. Sie sind kegelförmig, auf der Sohle wird ein oben zugespitzter Pfahl angebracht. Man legt die W. in mehrern Reihen schachbrettförmig hintereinander an. (S. beistehende Figur.) Neuerdings sind sie wenig mehr gebräuchlich.

^[Abb.]

Wolfsgürtel, Wolfshemd, s. Werwolf.

Wolfshunger, s. Heißhunger.

Wolfskirsche (Tollkirsche), s. Atropa und Tafel: Giftpflanzen Ⅱ, Fig. 1.

Wolfsklauen, Bezeichnung für die funktionslosen Zehen der Hunde, die an der Innenseite der Hinterfüße oberhalb der übrigen Zehen vorkommen.

Wolfsmilch, s. Euphorbia, und Tafel: Giftpflanzen Ⅰ, Fig. 4.

Wolfsmilchschwärmer (Deilephila euphorbiae L.), sehr bekannter, in den meisten Teilen Deutschlands gemeiner Abendschmetterling, der bis zu 70 mm spannt, sehr elegant rotgrau und olivgrün auf den vordern und rot und schwarz auf den hintern Flügeln gezeichnet ist. Die sehr auffällig, auf schwarzgrünem Grunde weiß punktierte, mit roten und gelben Längsstreifen und rotem Schwanzhorn verzierte Raupe lebt im Hochsommer und Herbst auf Wolfsmilcharten, verpuppt sich in der Erde und liefert im folgenden Mai oder Juni den Falter.

Wolfspilz (Boletus lupinus Fr.), in feuchten Wäldern im Herbst vorkommender Röhrenpilz, mit 5‒10 cm breitem, stark gewölbtem, anfangs bläulichem, später gelbem Hut und sehr dickem, etwa 6‒7 cm hohem, intensiv rot gefärbtem Stiel. Das Fleisch erscheint beim Bruche erst gelblichweiß, nimmt aber in Berührung mit der Luft sehr bald eine blaue Färbung an. Der W. gehört zu den giftigen Pilzen, kommt jedoch nicht sehr häufig vor und fällt durch die blutrote Farbe des Stiels sowie durch die gleichfalls rote Färbung der Röhrchenschicht leicht auf.

Wolfsrachen, s. Gaumenspalte.

Wolfsspinnen (Citigradae), eine Unterordnung der Spinnen (s. d.) mit in drei, seltener vier Querreihen angeordneten Augen, stark gewölbtem und nach vorn verschmälertem Kopfbruststück. Sie spinnen keine Netze, sondern erhaschen ihre Beute in raschem Laufe. Das Weibchen bewacht seine in ein kugeliges Gespinst eingeschlossenen Eier oder trägt sie bei sich. Man teilt die W. in Scharfaugen (Oxyopidae) und eigentliche W. (Lycosidae). Zu letztern gehören die bei uns in Wäldern lebende höhlenbewohnende Wolfsspinne (Lycosa inquilina Cl., s. Tafel: Spinnentiere und Tausendfüßer Ⅰ, Fig. 2), die sich am Tage in selbstgegrabenen Höhlen verbirgt, und die Tarantel.

Wolfsspitz, s. Hunde.

Wolfsstahl, s. Eisenerzeugung.

Wolfstein. 1) Bezirksamt im bayr. Reg.-Bez. Niederbayern, hat 604,71 qkm und (1895) 29058 (14162 männl., 14896 weibl.) E. in 46 Gemeinden und 369 Ortschaften; Sitz des Bezirksamtes ist das Bergschloß W. bei Freyung (s. d., Bd. 17), auf einem vom Sausbach umflossenen Felsen. – 2) Stadt im Bezirksamt Kusel des bayr. Reg.-Bez. Pfalz, links an der Lauter, in 181 m Höhe, am östl. Fuß des Königsberges und an der Linie Kaiserslautern-Lauterecken (Lauterthalbahn) der Pfälz.