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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Abduzieren; Abecedārius; Abegg; Abeken; Abel; Abel

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Abduzieren - Abel.

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Abd ur Rahmân'

Anmerkung: Fortsetzung von Nummer 3)

tischen Unterthanen, Abd el Kader Schutz zu gewähren und 1844 diesem mit 15,000 Mann gegen Algerien zu Hilfe zu ziehen. Aber seine Reiterschwärme wurden durch Marschall Bugeaud am Isly (14. Aug. 1844) in wenigen Stunden zersprengt, Tanger und Mogador von dem Prinzen von Joinville beschossen. Obwohl darauf unter englischer Vermittelung mit Frankreich Friede geschlossen ward, so dauerte doch im Innern die Aufregung fort. Mehr als einmal brachte Abd el Kader, dem einige der angesehensten Stämme des marokkanischen Gebiets zufielen, Abd ur Rahmâns Thron zum Wanken, und dieser sah sich erst durch die Gefangennehmung des Kabylenhäuptlings 1847 von dem gefährlichen Nebenbuhler befreit. Auch noch später wurde A. durch Aufstände im Innern und die Gewaltthätigkeiten der Rifpiraten in fortdauernde Händel verwickelt, und 1858 trat sogar ein Prinz seines Hauses als Thronusurpator auf, dessen Besiegung Zeit und Blut kostete. A. starb im August 1859. Sein Sohn und Nachfolger war Sidi Mohammed (geb. 1803).

4) Emir von Afghanistan, Sohn Afzul Chans und Enkel Dost Mohammeds, geboren um 1830, kämpfte unter seinem Vater und seinem Oheim Azim Chan mit Glück gegen den rechtmäßigen Emir, Schir Ali, und eroberte 1866 Kabul, wo Afzul die Herrschaft übernahm. Als nach dem Tod seines Vaters (1867) Azim von Schir Ali 1868 gestürzt und vertrieben wurde, mußte, von Jakub Chan bei Tinah geschlagen, auch A. flüchten. Er begab sich unter russischen Schutz, um mit russischer Hilfe eine Empörung in Afghanistan zu erregen und die Herrschaft zu erringen. Dazu verstand sich Rußland zwar aus allgemeinen politischen Rücksichten nicht, doch gewährte es A. eine Pension von 25,000 Rubel und wies ihm Samarkand als Wohnsitz an, um ihn jederzeit zur Verfügung zu haben. Als nach Schir Alis Sturz und Tod der von den Engländern anfangs eingesetzte Jakub Chan, Schir Alis Sohn, sich unzuverlässig und unfähig erwies, beriefen diese 1880 A. nach Kabul und übertrugen ihm die Herrschaft daselbst. Obwohl ein Feind der Engländer, nahm er dieselbe aus ihren Händen an und zeigte sich während des Kampfes der Engländer mit Ejub Chan treu.

Abduzieren (lat., "ab-, wegführen"), in der Logik bei Schlußfolgerungen von einem Satze zum andern übergehen.

Abecedārius (neulat.), Abcschütz; Spottname der alles Wissen verachtenden Wiedertäufer; abecedieren, die Buchstaben nach dem ABC hersagen; die Tonleiter sowie überhaupt Noten mit ihren Benennungen ohne Text singen.

Abegg, Julius Friedrich Heinrich, namhafter Kriminalist, geb. 27. März 1796 zu Erlangen, studierte daselbst, in Heidelberg und Landshut, widmete sich unter Wolfgang Puchta in Erlangen ein Jahr lang der juristischen Praxis und setzte darauf seine Studien in Berlin fort. Im J. 1820 begann er in Königsberg Vorlesungen, wurde dort 1821 außerordentlicher, 1824 ordentlicher Professor der Rechte und ging in gleicher Eigenschaft 1826 nach Breslau, wo er 29. Mai 1868 starb. Seine Hauptschriften sind: "System der Kriminalrechtswissenschaft" (Königsb. 1826); "Lehrbuch des Kriminalprozesses" (das. 1833); "Die verschiedenen Strafrechtstheorien" (Neust. a. O. 1835); "Lehrbuch der Strafrechtswissenschaft" (das. 1836); "Beiträge zur Strafprozeßgesetzgebung" (das. 1841).

Abeken, 1) Bernhard Rudolf, Philolog und Schulmann, geb. 1. Dez. 1780 zu ↔ Osnabrück, studierte Theologie in Jena, war 1808 Lehrer der Söhne Schillers, ward 1814 Konrektor, 1841 Rektor am Gymnasium zu Osnabrück und starb 24. Febr. 1866 daselbst. Von seinen litterarischen Arbeiten verdienen außer einer Gesamtausgabe der Werke I. Mösers (Berl. 1842-43, 10 Bde.) besondere Erwähnung: "Cicero in seinen Briefen" (Hannov. 1835); "Ein Stück aus Goethes Leben" (Berl. 1848); "Goethe in den Jahren 1771-75" (2. Aufl., Hannov. 1865).

2) Wilhelm, Archäolog, Sohn des vorigen, geb. 30. April 1813, studierte seit 1833 in Berlin Theologie, wandte sich unter Gerhards Leitung der Archäologie zu und machte in Rom Studien über die alte Bevölkerung in Etrurien, Samnium und Umbrien, deren Resultate er in dem Werk "Mittelitalien vor den Zeiten römischer Herrschaft nach seinen Denkmalen dargestellt" (Stuttg. 1843) niederlegte. Er starb 29. Jan. 1843 in München.

3) Heinrich, geb. 19. Aug. 1809 zu Osnabrück, Neffe von A. 1), studierte 1827-31 in Berlin Theologie, ging 1834 auf Bunsens Veranlassung als preußischer Gesandtschaftsprediger nach Rom, 1841 nach London, begleitete 1842 Lepsius auf dessen Expedition nach Ägypten und Äthiopien und ward nach seiner Rückkehr 1848 im preußischen Ministerium des Auswärtigen angestellt, dem er seit 1853 als Geheimer Legationsrat und vortragender Rat angehörte. Dem Krieg von 1870 bis 1871 wohnte er im Hauptquartier des Königs bei. A. starb 8. Aug. 1872 in Berlin. Litterarisch hat er sich bekannt gemacht durch seine anonym erschienene Schrift gegen die Gräfin Hahn-Hahn: "Babylon und Jerusalem" (Berl. 1851).

4) Christian Wilhelm Ludwig von, sächs. Justizminister, Neffe von A. 1), geb. 26. Nov. 1826 zu Dresden, studierte 1845-48 in Leipzig und Heidelberg die Rechte, trat in den sächsischen Justizdienst, ward 1856 Staatsanwalt in Borna, 1858 Bezirks-, 1863 Appellationsgerichtsrat in Dresden, 1866 vortragender Rat im Justizministerium und Mitglied der Prüfungskommission, 1871 Justizminister und Mitglied des Bundesrats, 18. Juni 1878 aus Anlaß der silbernen Hochzeit des Königs geadelt.

Abel (Hebel, d. h. Hauch, Hinfälligkeit, vielleicht verwandt mit assyr. hablu, Sohn), der zweite Sohn Adams und Evas, der von seinem ältern Bruder, Kain, erschlagen wurde (1. Mos. 4, 16). Die einfache biblische Erzählung, welche als Motiv des ersten Mordes die neidische Mißgunst angibt, die Art der Ausführung aber nicht näher beschreibt, ist durch die spätere Dichtung der Rabbinen, des Korans und christlicher Erzähler vielfach, zum Teil nicht ohne poetischen Geist, ausgeschmückt worden. Den Ort der Ermordung Abels zeigt man noch jetzt 120 km von Damaskus und nicht weit davon sein Grab. Die christlichen Gnostiker machten aus A. einen vermenschlichten Äon, Ebel oder Siva, d. h. glänzender Hauch.

Abel, 1) Jakob Friedrich von, philosoph. Schriftsteller, geb. 9. Mai 1751 zu Vaihingen an der Enz in Württemberg, seit dem 21. Jahr Professor der Philosophie an der Karlsakademie, wo er Schillers Lehrer war, wurde 1790 Professor der praktischen Philosophie an der Universität Tübingen, 1793 Pädagogiarch der württembergischen Gymnasien und Schulen, 1825 Generalsuperintendent in Urach, später in Stuttgart und starb 7. Juli 1829 in Schorndorf. Er schrieb im Sinn des vorkantischen Eklektizismus: "Ausführliche Darstellung über die Beweise vom Dasein Gottes" (Heilbr. 1817); "Philosophische Untersuchungen über die letzten Gründe des Glaubens an Gott" (2. Aufl., Stuttg. 1820); "Ausführ-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 27.