Abspüren, das Aufsuchen der Spuren oder Fährten des Wildes. Besonders
bei frischem Schnee (dem "Neuen") und nach einem Regen kann der fährtenkundige Jäger durch A.
nicht nur die Art und Zahl des Wildes, sondern auch dessen Aufenthaltsort ermitteln. Dabei gilt
die Regel, daß gleiche Gänge unsicher sind, ungleiche Gänge dagegen letztern sicher feststellen
lassen. Ist z. B. ein Hirsch aus einer Dickung einmal heraus und einmal in dieselbe hinein
gewechselt, so läßt sich nur dann ermitteln, ob er in derselben steht, wenn man die frischere,
d. h. die letzte, Fährte zu erkennen vermag. Der Hirsch steckt dann in dem Ort, nach welchem
diese geht. Bei ungleichen Gängen ist er in dem Ort zu finden, zu welchem die größere Zahl
derselben führt.
Abstecken, nach Maßgabe von Zeichnungen oder auf Grund arithmetischer Vorarbeiten
Punkte, Linien, Winkel, Flächen derselben in das Feld übertragen und dort sichtbar machen. Man benutzt
hierzu "Signalinstrumente" zur Markierung der Punkte im Feld und alle diejenigen Meßinstrumente, welche
für die entgegengesetzten Aufgaben der Feldmeß-, Aufnehme- und Nivellierkunst erforderlich sind.
Signalinstrumente zum Bezeichnen von Punkten auf kürzere Zeit sind: Piketts,
Markpflöcke, Pfähle, die in den Boden getrieben, mit Nummern u. dgl. bezeichnet werden;
Fluchtstäbe, Baken, weiter
sichtbare, längere, mit je zwei grellen Farben abwechselnd bemalte gerade Stäbe oder Stangen;
Meßfahnen oder Jalons, ähnliche
Stangen, mit bunten Fähnchen versehen; Signaltafeln, -Kreuze u. v. a.; zur Not Bohnenstangen mit Strohwischen
oder Wiepen (daher abwiepen, s. v. w. abstecken); für die Nacht und in
Schächten und Stollen: Lichter, Lampen, Teerstangen und -Fässer (Fanale); auf sehr weite Entfernungen die
Heliotropen (s. d.), namentlich für höhere geodätische Arbeiten. Für die Dauer verwendet
man meist Steinsignale (Obelisken, Pyramiden, Säulen, Quadern), man
versteint den zu bezeichnenden Punkt durch Markierung mit dem Stein,
wie dies für die wichtigen, der Zukunft aufzubewahrenden
↔
Punkte der Gradmessung, Triangulation, Landesaufnahmen der großen Nivellements, bez. der großen
staatswirtschaftlich-feldmesserischen Arbeiten geschieht. Dahin gehören auch die Chausseesteine,
Gemarkungsgrenzsteine, Rayonsteine bei Festungen. Über die Signale, auch Holzsignale, der höhern
Geodäsie s. d. Für staatliche Arbeiten stehen alle Signale und deren Bodenfläche
unter dem Schutz der Gesetze.
Spezialaufgaben der Absteckekunst sind: 1) A. gerader Linien; kurze Stücke
werden abgesteckt, indem man die mit Fluchtstäben od. dgl. versehenen Hilfsarbeiter von dem Endpunkt aus
einwinkt und hierzu als Hilfsinstrument irgend einen Visierapparat (Diopterlineal oder Winkelscheibe) benutzt.
Längere Strecken werden von der Mitte oder mehreren geeigneten, sodann durch besondere Verfahren gut in
Verbindung gebrachten Punkten oder durch allmähliches Fortarbeiten in der Verlängerung der fertigen Stücke
abgewinkt, oder die Arbeiter richten sich gegenseitig und umschichtig successive in die einzunehmende Linie
ein. Modifizierend auf das Verfahren wirken Aussichtshindernisse, welche geschickt zu umgehen oder zu benutzen,
Sache des Hauptarbeiters ist. Die Geometrie, Trigonometrie und bei den folgenden Aufgaben, namentlich
ad 4), selbst die höhere Mathematik, z. B. die Theorie der Kegelschnitte,
müssen ihm ratend zur Seite stehen. Sind die abzusteckenden Linien begrenzt, so muß auch zu deren Messung
mittels Stäbe, Kette, Band u. dgl. geschritten werden.
2) A. von Winkeln (horizontal, vertikal oder schief). Instrumente hierzu
sind die Winkelmesser, z. B. für die einfachern Winkelgrößen 15, 30, 45, 60, 90, 120 Grad: der Winkelspiegel,
der Winkelkopf, das équerre à miroir, Prismenkreuz; für alle Winkelgrößen:
der Sextant, Reflektor, die Bussole, der Meßtisch mit Diopterlineal oder Kippregel, vorzugsweise (wenn nicht
aus einer Zeichnung unmittelbar abzustecken) der Theodolit oder das Tachymeter. Man stellt das Instrument fest
in der abzusteckenden Winkelspitze auf und verfährt dann mit den einzelnen Schenkeln, dieselben abvisierend,
wie mit der geraden Linie.
3) A. von Höhen, von Profilen geschieht mit Hilfe der Nivellierinstrumente;
s. Nivellieren.
4) Krumme Linien werden als gebrochene, diese in ihren Elementen,
Linienstückchen und Polygonwinkeln abgesteckt. Wichtig sind die Absteckungen von Kurven beim Wasser-, Straßen-
und Eisenbahnbau (s. Feldmessen). Die Kurven, z. B.
Kreise, Ellipse, Parabel, werden vor der Feldarbeit arithmetisch oder geometrisch in ihre geradlinigen Elemente
zerlegt, was oft bedeutende Rechnungsarbeiten erfordert. Mit obigem zusammenhängende oder daraus zu folgernde
Aufgaben sind das A. von Senkrechten, Parallelen, das Teilen von Linien, Winkeln im Felde, das A., Teilen von
Flächen, das Ermitteln ungangbarer Längen (Fluß- oder Sumpfbreiten, Schluchten, Häuserkomplexe etc.) mit Hilfe
von geometrischen Konstruktionen auf dem Feld.
Vgl. Bauernfeind, Elemente der Vermessungskunde (6. Aufl., Stuttg. 1878).
Absteigung, gerade, oder
Geradabsteigung, in der Astronomie s. v. w. Geradaufsteigung (vgl.
Himmel); schiefe A.,
der Bogen des Äquators vom Frühlingspunkt bis zu dem Punkte des Äquators, der gleichzeitig mit dem Stern untergeht.
In der Figur bedeutet NPZS den Meridian, P den Nordpol, Z den Zenith, N den Nord-, S den Südpunkt, O den Standpunkt
des Beobachters, SWTN die westliche Hälfte des Horizonts (dessen Ebene man sich senkrecht zu der Papierebene denke,
in welcher der Meridian
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 65.