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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Agarĭcus albus; Agaseen; Agasias; Agass.; Agassiz

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Agaricus albus - Agassiz.

ren zu erkennen, legt man einen reifen Hut mit der Unterseite auf ein Stück Papier; nach kurzer Zeit werden dann die Sporen abgeworfen und sind nun auf dem Papier als gefärbter Staub erkennbar. Dunkelpurpurne Sporen, ein gefärbter, starrer Stiel und ein am Hutrand zurückbleibender faseriger Schleier kennzeichnen die Untergattung Hypholoma Fr., zu welcher der angenehm riechende, aber widerlich bitter schmeckende und giftige Schwefelkopf oder Büschelschwamm (A. fascicularis Huds.) gehört; er wächst in dichtem Rasen an alten Baumstöcken, hat einen genabelten, ockergelben Hut, gelbes Fleisch und gelbe, dann grünliche, sehr dicht stehende Lamellen. Dunkel gefärbte Sporen, einen Ring am Stiel und freie, dem Stiel nicht angewachsene Lamellen hat die Untergattung Psalliota, welche von eßbaren Arten den Champignon (A. campestris L.), den Wiesenschwamm (A. pratensis Schäff.), den Schafchampignon (A. arvensis Schäff.) und den Waldchampignon (A. silvaticus Schäff.) umfaßt (s. Champignon u. Tafel "Pilze"). Braune oder ockerfarbene Sporen und einen Ring am Stiel hat die Untergattung Pholiota, zu welcher der an Baumstämmen lebende Stockschwamm (A. mutabilis Schäff.), mit gebuckeltem, zimtbraunem Hut, steifem, schuppigem, braunem Stiel und erst weißem, dann braunem, verschwindendem Ringe, gezählt wird. Unter den Hutpilzen mit rosa gefärbten Sporen zeichnet sich die Untergattung Clitopilus durch herablaufende, am Stiel angewachsene Lamellen und fleischigen Stiel aus; von ihren Arten wird besonders der Musseron (A. prunulus Scop.) als Speiseschwamm geschätzt, der frisch einen mehlartigen Geruch zeigt und einen fast fleischigen, weißgrauen, 2-7 cm breiten Hut, weiße, später fleischrote Lamellen und einen bauchigen, gestreiften Stiel besitzt. Untergattungen von A. mit weißen Sporen sind sehr zahlreich; von denselben sind die Arten von Pleurotus leicht durch ihren muschelförmigen, seitlich gestielten oder stiellosen Hut erkennbar, wie unter andern der eßbare, an Laubbäumen wachsende Buchenpilz oder Drehling (A. ostreatus Jacq.), mit erst schwärzlichem, dann braunem, endlich gelblichem, exzentrisch gestieltem Hut und oberwärts verdicktem, am Grund behaartem Stiel. Bei den übrigen Untergattungen ist der Stiel immer zentral angeheftet. Bei der Untergattung Collybia fehlen die allgemeine Hülle (s. oben) und der Ring ganz, der Stiel ist knorpelig, der Hut flach, und die Lamellen laufen nicht herab; dazu ist der eßbare Nagelschwamm (A. esculentus Wulf.) zu zählen, der einen etwas bittern Geschmack hat und an Wegen und auf Triften vom Frühling bis Herbst truppweise wächst; sein ockergelber oder bräunlicher, etwa 2 cm breiter Hut steht auf dickem, hohlem, thonfarbenem Stiel. Die Untergattung Tricholoma unterscheidet sich von Collybia besonders durch den fleischigen Stiel und angeheftete, am Stiel ausgebuchtete Lamellen; die allgemeine Hülle und der Ring fehlen bei ihr ebenfalls. Von eßbaren Arten derselben sind zu nennen der Maischwamm (A. graveoleus ^[richtig: graveolens] Pers.), mit ungeflecktem, grauem oder braungelbem Hut, und der Pomonaschwamm (A. Pomonae Lenz), mit geflecktem, weißgelbem bis braungelbem Hut und ausgerandeten, mit einem Zahn am Stiel angewachsenen Lamellen. Bei der Untergattung Armillaria fehlt die allgemeine Hülle, aber der Ring ist vorhanden, und die Lamellen laufen herab. Vom Hallimasch (A. melleus L.) bildet das Mycelium die sogen. Rhizomorphastränge (s. d.) und erzeugt bei Nadelhölzern die als Erdkrebs (s. d.) bekannte Krankheit; der Fruchtkörper dieses Pilzes hat einen bis 10 cm breiten, in der Mitte gebuckelten, braungelben bis schwarzbraunen, haarig beschuppten Hut, mit einem Zahn herablaufende Lamellen und einen bräunlichgelblichen Stiel mit hängendem, flockigem Ring. Bei der Untergattung Lepiota ist eine allgemeine schuppige Hülle vorhanden, die mit der Hutoberfläche fest verwachsen bleibt; eine hierher gehörige eßbare und wohlschmeckende Art ist der Parasolschwamm (A. procerus Scop.), mit gebuckeltem, 7-25 cm breitem, weißem oder bräunlichweißem Hute, dessen dicke Haut in zahlreiche graubraune, dachziegelartige Schuppen zerreißt und einen am Grund knolligen, braunschuppigen, bis 30 cm hohen Stiel hat. Die durch viele giftige und verdächtige Arten ausgezeichnete Untergattung Amanita hat ebenfalls eine allgemeine Hülle, die sich aber von der Hutoberfläche ablöst. Von giftigen Arten gehören dahin: 1) Der in Wäldern häufige Perlenschwamm oder graue Fliegenschwamm (A. rubescens Fr.), mit bräunlichem, rötlichem oder lederfarbenem, 7-12 cm breitem Hute, der mit vielen kleinen, weißen, mehligen Warzen besetzt ist und von einem oben verdünnten, 5-10 cm hohen, weißlichen oder rötlichen, feinschuppigen Stiel getragen wird. 2) Der in Wäldern sehr verbreitete Fliegenpilz (A. muscarius L., s. Tafel "Pilze"), mit orange- oder feuerrotem, 7-18 cm breitem Hute, dessen in feuchtem Zustand klebrige Oberfläche mit vielen dicken, weißen Warzen bedeckt ist und weiße Lamellen hat; sein am Grund knolliger Stiel ist weiß, selten gelblich und trägt einen schuppig gerandeten Ring. Der Pilz enthält Muskarin, war früher offizinell und wird von den Bewohnern Ostsibiriens zur Bereitung eines berauschenden Getränks benutzt. 3) Pantherschwamm (A. pantherinus DC.), mit bräunlichem, auch grünlichem oder bläulichem, am Rand gestreiftem, 7-12 cm breitem, mit Warzen besetztem Hut, einer wulstigen, ockergelben Scheide am Grunde des Stiels und schiefem, unregelmäßigem Ring. 4) Knollenblätterschwamm (A. phalloides Fr.), mit erst glockigem, dann ausgebreitetem, schmierigem, weißem, blaßgelbem oder blaßgrünem Hut und am Grund knolligem, von einer teilweise verwachsenen Scheide umgebenem Stiel. Als eßbare Art ist der besonders in Südeuropa häufige, sehr geschätzte Kaiserschwamm (A. caesareus Scop.) zu nennen, der einen orangeroten oder gelben, mit einzelnen weißen, hautartigen Resten der Hülle bedeckten Hut sowie Lamellen, Ring und Fleisch von gelber Farbe besitzt.

Agarĭcus albus und chirurgorum, s. Polyporus.

Agaseen, s. Antilopen.

Agasias, Sohn des Dositheos, einer durch mehrere Generationen bekannten Künstlerfamilie angehörig, Bildhauer aus Ephesos, aus dessen Werkstatt der berühmte Borghesische Fechter (s. d.) hervorgegangen ist.

Agass., bei naturwissenschaftl. Namen Abkürzung für Agassiz (s. d.).

Agassiz (spr. -ssi oder -ssiß, 1) Ludwig Johann Rudolf, Naturforscher, geb. 28. Mai 1807 zu Mottier im Kanton Freiburg, widmete sich mit Vorliebe naturwissenschaftlichen, namentlich zoologischen, Studien, wurde 1832 Professor der Naturgeschichte in Neuchâtel, ging 1846 nach Nordamerika und erhielt hier die Professur der Zoologie und Geologie in New Cambridge, wo er das großartige Museum für vergleichende Zoologie begründete und in seinen Arbeiten von allen Seiten in freigebigster Weise gefördert wurde. Im J. 1865 unternahm er auf Kosten des Bostoner Kaufmanns Thaeyer eine Expedition nach Brasilien und 1871 eine solche nach dem Südatlan-^[folgende Seite]