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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Agat; Agatha; Agathárchos; Agathias; Agatho; Agathobiotik; Agathodämon; Agathokles

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Agat - Agathokles.

tischen und Stillen Ozean, um Tiefseeforschungen anzustellen. Er starb 14. Dez. 1873 in New Cambridge. A. förderte namentlich die Lehre von den Fischen und den Echinodermen. Er erwarb sich eine große Popularität durch seine Schöpfungstheorie, welche sich an die Anschauungen Cuviers anlehnte, und bekämpfte in seinen letzten Lebensjahren mit Erbitterung den Darwinismus. Von seinen zahlreichen Schriften sind hervorzuheben: "Pisces etc., quos collegit et pingendos curavit Spix, descripsit A." (Münch. 1829-31, mit 91 lithographischen Tafeln); "Histoire naturelle des poissons d'eau douce de l'Europe centrale" (Neuchât. 1839-45, 3 Hefte; nur Forellen behandelnd und größtenteils von K. Vogt bearbeitet); "Recherches sur les poissons fossiles" (das. 1833-42, mit 311 Tafeln; mit K. Vogt und Desor); "Monographie des poissons fossiles du vieux grès rouge, ou système dévonien des îles britanniques" (Soloth. 1844-45, mit 41 Tafeln); "Description des échinodermes fossiles de la Suisse" (Neuchât. 1839-42, mit 35 lithographischen Tafeln; mit Valentin und Desor); "Monographie d'échinodermes vivants et fossiles" (das. 1838-42, mit 62 Tafeln; unvollendet); "Études critiques sur les mollusques fossiles" (das. 1840-45, Lief. 1-4 mit 115 Tafeln); "Iconographie des coquilles tertiaires" (das. 1845, mit 15 Tafeln); "Mémoire sur les moules des mollusques vivants et fossiles" (das. 1840, mit 12 Tafeln). Im J. 1837 formulierte A., durch Charpentier angeregt, seine Gletschertheorie, welche zu der Annahme einer Eiszeit führte und für Geologie, Pflanzen- und Tiergeographie von größter Bedeutung geworden ist. Mit Desor und andern Forschern unternahm er umfassende Beobachtungen und Untersuchungen auf dem Aargletscher, welche die kleine Hütte auf dem Gletscher, das "Hôtel des Neuchâtelois" zu einer europäischen Berühmtheit gemacht haben. Die Resultate dieser Arbeiten brachten die "Études sur les glaciers" (Neuchât. 1840, mit 36 Tafeln; deutsch, das. 1841) und das "Système glaciaire" (mit Guyot und Desor; Par. 1847, mit Atlas). Von spätern Schriften sind noch zu erwähnen: "Principles of zoology" (mit Gould, Bost. 1846; in deutscher Bearbeitung, Stuttg. 1850); die "Contributions to the natural history of North America" (Bost. 1857, Bd. 1 u. 2); "The structure of animal life" (New York 1866, neue Ausg. 1874); "Glacial phenomena in Maine" (Bost. 1870); "A journey in Brazil" (das. 1866 u. ö.); "Scientific results of a journey in Brazil" (das. 1870). Unter seiner Redaktion erschienen seit 1863 das "Bulletin" und der "Illustrated catalogue of the Museum of comparative zoology".

2) Alexander, Sohn des vorigen, geb. 17. Dez. 1835 zu Neuchâtel, einer der bedeutendsten Vertreter der Zoologie in Nordamerika, Nachfolger seines Vaters in New Cambridge und Gründer der zoologischen Station zu Newport im Staat Rhode-Island, arbeitete namentlich über Echinodermen, Quallen und Fische Amerikas, über Entwickelung der niedern Tiere und über Tiefseefauna. Er schrieb: "Embryology of Starfishes" (Bost. 1865); "North American Acalephae" (Cambridge 1865); "Revision of the Echini" (1872, 2 Bde.); "North American Starfishes" (1877, Anatomie und Embryologie); "On the development of the Flounders" (1878); "Young stages of osseous fishes" (1878); "Embryology of the Ctenophora" (1874). Mit seiner Mutter Elisabeth C. A. schrieb er: "Seaside studies in natural history" (neue Ausg., Bost. 1882).

Agat, s. v. w. Achat.

Agatha, Heilige, nach der Legende die Tochter vornehmer Eltern zu Catania oder Palermo, bekannte sich frühzeitig zum Christentum, ward, weil sie als Christin die Bewerbungen des Statthalters Quintianus zurückwies, in ein Freudenhaus gebracht, wo aber alle Künste der Verführung nichts über sie vermochten, und starb nach grausamer Marter 5. Febr. 251 im Kerker. Die Legende ward im Mittelalter mehrfach dichterisch, sogar auch malerisch behandelt.

Agathárchos, Maler, von der Insel Samos gebürtig, doch in Athen zur Zeit des Äschylos thätig, dem er für eine Tragödie Theaterdekorationen malte.

Agathias, mit dem Beinamen Scholastikos, griech. Dichter und Geschichtschreiber, geboren um 536 zu Myrina in Ätolien, in Alexandria gebildet, kam um 554 n. Chr. nach Konstantinopel, wo er sich dem Studium des Rechts widmete und dann als Advokat thätig war. Er starb um 582. Von seinen meist erotischen Gedichten besitzen wir nur die Vorrede und 101 Epigramme in der griechischen Anthologie. Vollständig erhalten ist sein Geschichtswerk in fünf Büchern, welches die Jahre 553-558 aus Justinians Regierung umfaßt, sich an das Werk des Procopius anschließt und trotz seiner schwülstigen Darstellungsweise und seines inkorrekten Stils wertvoll ist. Es ward herausgegeben zuerst von Vulcanius (Leid. 1594), dann von Niebuhr (Bonn 1828). Beiden Ausgaben sind auch die oben erwähnten Epigramme beigefügt.

Agatho, Heiliger, Papst von 678 bis 681, hielt 680 eine Kirchenversammlung zu Rom ab, auf welcher die abendländischen Bischöfe die monotheletische Lehre verdammten; da durch diesen Beschluß, dem auf Agathos Veranlassung das 680 zu Konstantinopel gehaltene sechste allgemeine (das sogen. Trullanische) Konzil beitrat, die Lehre der römischen Kirche zum allgemeinen Glaubensgesetz erhoben war, behauptete A., daß nur in Rom der wahre Glaube zu finden wäre. Sein Gedächtnistag ist der 10. Januar.

Agathobiotik (v. griech. agathos, gut, und bios, Leben), die Kunst, das Leben wohl zu führen.

Agathodämon, in der griech. Mythologie der Genius des Segens und der Fruchtbarkeit, dem man am Schluß des Mahls einen Becher ungemischten Weins weihte, ward mit einer Schale in der Rechten, Mohn und Ähren in der Linken abgebildet. Er ist mit dem römischen Bonus Eventus identisch.

Agathokles, Tyrann von Syrakus, geb. 361 v. Chr. zu Thermä in Sizilien, Sohn eines Töpfers, der unter Timoleon nach Syrakus übersiedelte, erlernte zuerst das Handwerk seines Vaters, nahm dann aber Kriegsdienste und erwarb sich die Gunst des Damas, eines vornehmen Syrakusaners, der ihn während eines Kriegs mit Agrigent zum Chiliarchen beförderte. Nach dem Tode des Damas heiratete er dessen Witwe und wurde dadurch Herr eines großen Vermögens, das ihm bei Verfolgung seiner ehrgeizigen Pläne sehr förderlich war. Mehrfache Versuche, die Herrschaft der oligarchischen Partei zu stürzen, mißlangen ihm; er ward zweimal aus Syrakus verbannt, kehrte aber nach dem Sturz der Oligarchie zurück und wurde 317 vom Volk, dessen Vertrauen er erworben, zum Feldherrn und Friedenswächter ernannt. Diese Stellung setzte ihn in den Stand, beträchtliche Scharen verwegener Menschen, vornehmlich Heimatlose und Abenteurer, anzuwerben und sich damit ein ihm blindlings ergebenes Heer zu schaffen. Nachdem er alle Vorbereitungen zu einem Staatsstreich getroffen, ließ er die reichern und angesehenen Bürger zu einer Versammlung berufen und von seinen Banden niedermetzeln. Zwei Tage und Nächte war Syrakus der