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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Alexander

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Alexander (A. der Große).

wollte die Krone dem neugebornen Sohn der Kleopatra übertragen und selbst für denselben herrschen. Mit Umsicht und Energie wurde A. aller Gefahren Herr. Attalos, Kleopatra und ihr Kind wurden getötet. A. selbst eilte nach Thessalien, durchzog die Thermopylen und rückte in Theben ein. Die Athener schickten Gesandte entgegen. A. verzieh ihnen und allen Hellenen; doch mußten sie Gesandte nach Korinth schicken, wo A. die Begegnung mit Diogenes hatte, und wo in einer allgemeinen Versammlung der Krieg gegen Persien beschlossen und A. als Oberbefehlshaber der Hellenen anerkannt wurde. Nur die Spartaner verweigerten den Beitritt. Darauf wandte sich A. gegen die barbarischen Nachbarn. Im Frühling 335 zog er von Amphipolis aus gegen den Hämos (Balkan), überstieg das Gebirge, drang in das Land der Triballer bis an die Donau, ging angesichts der Feinde über diese auf das nördliche, von den Geten besetzte Ufer und kehrte mit vieler Beute in sein Lager zurück, worauf Gesandte der Barbarenfürsten Frieden und Freundschaft erbaten. A. eilte nun nach Südwesten gegen die Päonier, Illyrier und Taulantiner und zwang auch diese zum Frieden. Das Gerücht, A. sei im Kampf gegen die Illyrier gefallen, veranlaßte einen neuen Aufstand in Griechenland, namentlich in Theben und Athen. Aber plötzlich stand A. mit 20,000 Mann Fußvolk und 3000 Reitern vor Theben, sein schnelles Erscheinen hielt die arkadischen Hilfsvölker am Isthmus zurück, die Athener blieben aus, und die Feinde der Thebaner (Orchomenier, Platäer, Thespier, Phoker etc.) schlossen sich dem König sogleich an. Dennoch wiesen die Thebaner Alexanders friedliches Anerbieten zurück; Theben wurde daher im Sturm erobert und auf Beschluß der Bundesgenossen dem Erdboden gleichgemacht, alle Thebaner mit Weib und Kind (30,000 Menschen) in die Sklaverei verkauft; nur Pindars Haus und Nachkommen wurden verschont. Den übrigen griechischen Staaten ward Amnestie zu teil, den Athenern wurde die Bestrafung der Schuldigen überlassen. A. kehrte im Herbst nach Makedonien zurück und benutzte den Winter zu Rüstungen zum Kriege gegen Persien. Antipatros wurde mit einem Heer von 13,500 Mann zum Reichsverweser in Makedonien bestellt.

Mit dem Beginn des Frühlings 334 brach A. auf; 30,000 Mann Fußvolk und 5000 Reiter setzte die 160 Dreiruderer starke makedonische Flotte bei Sestos nach Asien über, während A. selbst mit seinem Gefolge bei Eläos überfuhr, die Stätte von Troja besuchte und dort opferte. Dann zog er aus der Ebene von Arisbe nördlich. Am Granikos erwartete den König ein persischer Heerhaufe von 20,000 Reitern und ebensoviel Fußvolk, meist griechischen Söldnern. Im Monat Thargelion (Mitte Mai bis Mitte Juni) 334 kam es unweit Priapos (jetzt Karaboa) zur Schlacht. Noch im Flusse selbst begann das mörderische Reitergefecht, worin A., im dichtesten Gewühl kämpfend, nur durch seinen Freund Kleitos gerettet wurde. Trotz tapfern Widerstands wurden die Perser geschlagen, dann die griechischen Söldner niedergehauen bis auf 2000, die in Fesseln zu öffentlicher Strafarbeit nach Makedonien abgeführt wurden, weil sie, dem korinthischen Vertrag zuwider, gegen die Makedonier gedient hatten; nur die Thebaner darunter ließ der selbst im Zorn menschlich fühlende Sieger frei, weil ihr Haß ein gerechter sei. Um die im Ägeischen Meer kreuzende Perserflotte unschädlich zu machen, wollte sich A. zuvörderst der von stammverwandten Griechen bevölkerten Vor- und Küstenländer bemächtigen. Die meisten Städte unterwarfen sich freiwillig; selbst Sardes, die Hauptstadt Lydiens, ergab sich mit großen Schätzen und wurde ein Hauptwaffenplatz der Makedonier. Auch Ephesos fiel in Alexanders Hände. In fast allen diesen Städten stellte man die Volksherrschaft her. Milet wurde erstürmt und die 400 Schiffe starke persische Flotte durch Verschließung aller asiatischem Landungsplätze genötigt, sich nach Samos zurückzuziehen; seine eigne Flotte löste der König auf und behielt nur 20 athenische Schiffe zugleich als Pfand für der Athener Treue. Karien überlieferte ihm die Fürstin Ada; nur Halikarnassos widerstand, bis Memnon, der persische Befehlshaber, selbst die Stadt anzündete und mit der persischen Flotte nach den griechischen Inseln ging; seinen Plan, von da aus einen Zug nach Makedonien zu unternehmen, verhinderte sein Tod. A. ging dann landeinwärts nach Phrygien und dessen Hauptstadt Gordion. Hier hielt er Winterrast. Gegen Pharnabazos, Memnons Nachfolger, welcher Mytilene eroberte und Griechenland bedrohte, wurde eine neue Flotte geschaffen. Im Frühjahr 333 vereinigten sich alle Truppenabteilungen Alexanders, darunter 4000 Neugeworbene, in Gordion. Hier war es auch, wo A. auf des Königs Midas alter Burg an dessen Wagen den gordischen Schicksalsknoten mit dem Schwert zerhieb. Dann unterwarf er Paphlagonien und rückte über den Halys nach Kappadokien gegen die Kilikischen Thore vor. Das hier aufgestellte persische Heer zog ab, und A. erreichte Tarsos, wo er infolge eines kalten Bades im Kydnos erkrankte, jedoch durch seinen Arzt Philippos gerettet wurde.

Inzwischen hatte der Perserkönig 5-600,000 Mann, darunter 100,000 wohlbewaffnete asiatische Fußsoldaten und 30,000 griechische Söldner, aufgeboten. A. zog am Meeresstrand entlang über Mallos und Issos nach der Stadt Myriandros; Dareios aber, statt A. in der weiten, der Reiterei günstigen Ebene von Sochoi zu erwarten, ging ihm durch die amanischen Gebirgspässe entgegen, durch die man Alexanders Anmarsch erwartete, und gelangte so, ohne auf die Makedonier zu stoßen, in deren Rücken in die enge Ebene von Issos. Sofort kehrte A. um und traf einige Meilen südöstlich von Issos, in dem engen, unebenen Thal des Flusses Pinaros, die halbe Million Asiaten in einen kleinen Raum zusammengepreßt. Den Vorteil des Augenblicks erkennend, griff A. sofort an: er selbst warf sich auf das Zentrum der persischen Schlachtordnung, wo der Großkönig stand, und nach einem hitzigen Handgemenge, in dem die Umgebung des Dareios meist niedergemacht wurde, ergriff dieser die Flucht, in welche allmählich auch das übrige Heer mit fortgerissen wurde (November 333). Dareios selbst rettete sich, nachdem er Schlachtwagen, Schild, Mantel und Bogen im Stiche gelassen, und floh hinter den Euphrat. Das ganze persische Lager mit ungeheuern Schätzen ward Alexanders Beute; selbst Dareios' Mutter Sisygambis, seine Gemahlin Stateira und seine Kinder wurden gefangen. Unbekümmert um die Perser wandte sich A. gen Süden, um die Küsten zu besetzen und die Perser vom Meer abzuschneiden, und drang in Phönikien ein, wo die Inselstadt Tyros erst nach siebenmonatlicher Belagerung in einem allgemeinen Sturm (August 332) fiel. Anfang September zog er von Tyros durch Palästina, wo Jerusalem ihm die Thore öffnete und A. im Tempel Jehovahs ein feierliches Opfer darbrachte, gegen die ägyptische Grenzfestung Gaza, welche sich zwei Monate tapfer verteidigte;