Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Aluminiumbronze; Aluminiumchlorid

430

Aluminiumbronze - Aluminiumchlorid.

aluminium mit Chlornatrium, welche in einer angekitteten Vorlage durch Abkühlung verdichtet und dann in einem Flammofen mit 35 Proz. Natrium erhitzt wird. Hierbei tritt nun das Chlor vom A. an das Natrium, und so erhält man metallisches A. Außer dem Bauxit wurde eine Zeitlang auch Kryolith aus A. verarbeitet, viel wichtiger aber sind die Bemühungen, das teure Natrium durch Zink zu ersetzen. Man erhält dabei eine Aluminiumzinklegierung, aus welcher durch wiederholtes Schmelzen mit Chlornatrium-Chloraluminium das Zink entfernt wird. Die hierzu erforderliche hohe Temperatur hinderte bisher die Anwendung dieser Methode in der Praxis. In neuester Zeit hat man angefangen, das A. auf elektrolytischem Weg mit Hilfe einer kräftigen Dynamomaschine aus seinen Verbindungen abzuscheiden.

Das A. ist weiß mit einem Stich ins Bläuliche, es ist etwa so hart wie Silber, läßt sich zu Draht, Blech und dünnster Folie verarbeiten, nähert sich in seiner absoluten Festigkeit dem Zink, läßt sich gut polieren und besitzt einen schönen Klang. Das spezifische Gewicht des gegossenen Aluminiums ist 2,56, nach dem Hämmern 2,67 (es ist etwa so schwer wie ordinäres Glas). Reines A. ist geschmack- und geruchlos, aber ein Gehalt von Silicium, wie ihn das käufliche A. gewöhnlich besitzt, gibt ihm den Geruch des Gußeisens. Es schmilzt sehr langsam bei 700° (schwerer als Zink, leichter als Messing), darf aber nur im Kalktiegel oder in einem mit Kohle oder heftig geglühter Thonerde ausgefütterten irdenen Tiegel unter einer Decke von Chlornatrium geschmolzen werden. An der Luft verändert sich reines A. nicht, und beim Schmelzen oxydiert es sich nicht bemerkbar, selbst in der Weißglut verbrennt es nur oberflächlich. Dagegen verbrennt Blattaluminium schon in der Spiritusflamme. Es ist nicht flüchtig, zersetzt das Wasser nur als Blattaluminium. Es löst sich leicht in Salzsäure, warmer verdünnter Schwefelsäure und Alkalilauge. Organische Säuren lösen es besonders bei Gegenwart von Kochsalz, weshalb es sich nicht zu Kochgeschirren eignet. Von Salpetersäure und schmelzendem Alkalihydrat wird es nicht angegriffen, Salpeter oxydiert es erst in der Weißglut; Schwefelwasserstoff und Schwefelalkalimetalle sind ganz ohne Wirkung darauf, es läuft daher auch nicht wie das Silber an. Aus den Lösungen vieler Metalle scheidet es diese regulinisch ab. Mit amalgamiertem Zink gibt es in verdünnter Schwefelsäure ein galvanisches Element, dessen Strom an Intensität wenigstens dem eines Platinzinkpaars gleichkommt. Das Atomgewicht des Aluminiums ist 27,04. Man kennt vom A. nur ein Oxyd, Aluminiumoxyd oder Thonerde Al2O3 ^[Al_{2}O_{3}], und diesem entspricht das Aluminiumchlorid Al2Cl6 ^[Al_{2}Cl_{6}]. In allen Aluminiumverbindungen enthält 1 Molekül 2 Atome A., und dieser Atomkomplex ist sechswertig.

Zum Löten des Aluminiums benutzt man Zink-Kupfer-Aluminiumlegierungen, und wo die Lötstelle auf Druck und Querziehungen in Anspruch genommen wird, verkupfert man das Metall vor dem Löten. A. läßt sich auch leicht vergolden und versilbern, während das Plattieren große Schwierigkeiten darbietet. Der Grabstichel gleitet auf A. aus wie auf Glas, dringt aber leicht ein, wenn man einen Firnis aus Terpentinöl und Stearinsäure anwendet. Zum Polieren des Aluminiums dient Polierstein, der in eine innige Mischung von Baumöl und Rum getaucht wird; zum Putzen und Entfetten ist Benzin am geeignetsten. Um Kupfer galvanisch mit A. zu überziehen, taucht man es in wasserfreies Chloraluminium-Chlornatrium, welches bei 180° schmilzt; als positive Elektrode zu dem Kupfer dient A. oder ein Cylinder, der aus Kohle und wasserfreier Thonerde geformt ist. Erhitzt man das mit A. überzogene Kupfer, so verwandelt es sich an der Oberfläche in Aluminiumbronze. Die genannten Eigenschaften würden dem A. eine vielseitige Verwendung sichern, wenn es billiger herzustellen wäre. Infolge seines geringen spezifischen Gewichts besitzt es zwar die dreifache Ausgiebigkeit des Kupfers, Eisens, Messings und Neusilbers und die vierfache des Silbers, die Verwendbarkeit bleibt aber trotzdem eine beschränkte.

Man benutzt A. zu Schmuckwaren (besonders schön ist mattes A., welches man durch schwaches Ätzen mit verdünnter Natronlauge und Waschen mit Salpetersäure erhält), zu allerlei Instrumenten, bei denen seine Leichtigkeit von Nutzen ist (Operngläser, Fernrohre, Indikatoren, Anemometer, Spiegelsextanten, Wagebalken, Fassungen für Magnetsysteme, chirurgische Apparate, kleine Gewichte), zu Gebissen, Tischgeräten (es läuft nicht an wie Silber und ist ganz unschädlich), Denkmünzen, Bechern, Glocken etc. Das bröckelige Gefüge, die geringe Festigkeit und die Reibungsverhältnisse, in welchen letztern es viel Ähnlichkeit mit dem Zink hat, erschweren auch die Verwendbarkeit. Blattaluminium fertigt man als Surrogat des Blattsilbers.

Das A. wurde 1827 von Wöhler entdeckt und mit Hilfe von Alkalimetall aus Chloraluminium abgeschieden; 1854 gelang Bunsen die elektrolytische Darstellung aus Chloraluminium-Chlornatrium. Um dieselbe Zeit beschäftigte sich Deville mit dem A., und da die weite Verbreitung der Thonerde und die eigentümlichen Eigenschaften des neuen Metalls für dasselbe eine große Zukunft ahnen ließen, so erhielt Deville vom Kaiser Napoleon die Mittel zu großartigen Versuchen. In Javelle bei Paris wurde 1855 die fabrikmäßige Darstellung des Aluminiums unternommen, und noch in demselben Jahr erschienen die ersten Barren des "Silbers aus Lehm" auf der Pariser Ausstellung. Sind nun auch die an das A. geknüpften Erwartungen bei weitem nicht in Erfüllung gegangen, so hat es sich doch eine gewisse feste Stellung in der Technik errungen und wird auf wirkliche Handelswaren verarbeitet. Am günstigsten entwickelte sich die Aluminiumindustrie in Frankreich, wo es auch ausschließlich und zwar zu Salindres bei Alais dargestellt wird. Verarbeitet wird es hauptsächlich in Nanterre (Seine), doch hat es sich auch in Berlin eingebürgert. Fast noch wichtiger als das reine A. sind einzelne Legierungen desselben, namentlich die Aluminiumbronze. Die Aluminiumindustrie hat noch in andrer Weise einen bedeutenden Einfluß ausgeübt. Sie bedurfte reiner Thonerde, und das Streben, ihr diese zu liefern, schuf die Bauxit- und Kryolithindustrie. Im Interesse der Aluminiumfabrikation wurde ferner die Darstellung des Natriums in solcher Weise gefördert, daß der Preis desselben in zehn Jahren von 2000 auf 15 Frank pro Kilogramm sank. Dadurch wurde es möglich, reines Ätznatron aus Natrium darzustellen, und namentlich gewann die wissenschaftliche Chemie ungemein durch die erleichterte Benutzbarkeit eines so wichtigen Körpers.

Aluminiumbronze, s. Aluminiumlegierungen.

Aluminiumchlorid (Chloraluminium) Al2Cl6 ^[Al_{2}Cl_{6}], entsteht, wenn man fein verteiltes Aluminium in Chlor erhitzt oder über ein erhitztes Gemisch von Aluminiumoxyd (Thonerde) und Kohle einen Chlorstrom leitet. Das A. verflüchtigt sich, ohne zu schmelzen, und bildet nach der Verdichtung eine weiße, durchscheinende