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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Amerika

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Amerika (Geologisches).

ebenen fruchtbare Alluvionen absetzten, sondern zum Teil auch durch Bildung umfangreicher Deltas an ihren Mündungen dem Meer ausgedehnte Räume abgewannen. Dies gilt namentlich von dem Mississippi, dessen zackenförmig in den Golf von Mexiko vorspringendes Delta einen Flächeninhalt von über 3 Mill. Hektar besitzt. Zu den deltabildenden Flüssen gehören in Nordamerika außerdem der Mackenzie River, der Jukon River, Fraser River, Trinity River und Appalachicola sowie der St. Clair River zwischen dem Huronen- und Eriesee. Gleichzeitig erleiden zahlreiche Stellen der Küsten des Kontinents durch langsame Hebungen und Senkungen allmähliche Veränderungen. Man hat solche Hebungserscheinungen namentlich an den Nordgestaden des Golfs von Mexiko, an der Küste Kaliforniens, Kolumbiens und Alaskas, auf den Alëuten, in Labrador, Neufundland, Neubraunschweig sowie an den Gestaden des Smithsunds im äußersten Norden beobachtet. Einer säkularen Senkung dagegen unterliegt, wie zahlreiche unterseeische Wälder beweisen, die ganze Ostküste der Vereinigten Staaten von Georgia bis Maine. Vgl. Hahn, Aufsteigen und Sinken der Küsten (Leipz. 1879).

Von der geologischen Entwickelungsgeschichte Südamerikas läßt sich ein auch nur einigermaßen zuverlässiges Bild noch nicht entwerfen. Wir müssen uns an dieser Stelle darauf beschränken, die Hauptverbreitungsgebiete der einzelnen Formationen anzuführen. Kristallinische Gesteine, und zwar Granit, Gneis, Glimmer-, Hornblende- und andre kristallinische Schiefer, haben ihre Hauptverbreitung in dem brasilischen Gebirgsland, welches sie, nur lokal bedeckt von paläozoischen und jüngern Gesteinsschichten, fast vollständig zusammensetzen. Diese kristallinischen Gesteine Brasiliens sind durch ihre Ausbeute an Gold berühmt, und die sogen. Campos, Lagerstätten goldreicher Alluvionen sowie von Diamanten und vielen andern wertvollen Edelsteinen (Topas, Turmalin, Euklas, Chrysoberyll), liegen nicht wegen Goldarmut, sondern wegen Mangels an Arbeitskräften gegenwärtig fast unbenutzt. Wenig bekannt ist das weite, auch goldreiche Gebiet des Innern von Brasilien, welches sich ebenfalls mit mächtiger Entwickelung des Itakolumits bis Matogrosso ausdehnt. Groß ist die Ausdehnung dieser kristallinischen Gesteine im Hochland von Guayana, wo der Granit nebst Itakolumit die dürren Savannen bildet, der dioritische Boden sich mit dichtem Urwald bedeckt. A. v. Humboldt schätzt das granitene Terrain der Sierra Parime auf nahezu 1,377,000 qkm. Das Küstengebirge von Venezuela und die Sierra de Santa Marta bestehen ebenfalls vorwiegend aus granitenen Gesteinen, die Hauptinseln des Antillenmeers sind isolierte Erhebungen kristallinischer Gesteine über den Meeresspiegel.

An der Westseite des Kontinents begleitet ein fast ununterbrochener Zug kristallinischen Gebirges die Küste Südamerikas vom Kap Horn, wo sich Granit, überragt von altvulkanischen Kegeln, schroff aus dem Meer erhebt, bis fast zur Landenge von Panama, nur in Peru, Ecuador und Neugranada durch einen Streifen von tertiären und sekundären Bildungen vom Meer getrennt. Und wie an der Küste, so tritt dieses Gestein auch innerhalb und am Ostfuß der Kordilleren von Chile und Bolivia auf, und ebenso bildet es in Ecuador und in den Kordilleren von Choco und Quindiu in Neugranada das vorherrschende Gestein (hier gehören ihm die Gold- und Platinalluvionen an), während seine Ausdehnung an der Nordküste des Isthmus von Panama gering ist. Über die Verbreitung des kristallinischen Gebirges in Mexiko, des Granits, Syenits, Gneises und andrer Schiefergesteine, an die sich in großer Ausdehnung paläozoische Thonschiefer und Kalke anschließen, sind wir noch wenig unterrichtet. In größerer Ausdehnung zu bedeutenden Höhen ansteigend und goldhaltige Erzgänge führend, kennen wir sie unter der Breite von Oajaca, bei Zacatecas u. a. O.; aber erst von Sonora an beginnt das weite Gebiet des Granits und kristallinischen Schiefergebirges, welches sich von da durch Arizona, Utah, Kalifornien und Oregon nach N. fortsetzt. Goldführende Quarzgänge haben das Material zu den goldreichen Alluvionen in Sonora und der Sierra Nevada von Kalifornien gebildet.

Paläozoische Gesteinsschichten nehmen in Mittel- und Südamerika weit geringere Flächen ein. Im brasilischen Gebirgsland bedecken sie am obern Francisco und am Parana die kristallinischen Gesteinsmassen. Silurische Schichten sind durch d'Orbigny auch von den westlichen Gegenden in der bolivischen Provinz Chiquitos bekannt. In den Kordilleren Südamerikas kennen wir dieselben ebenso wie die Karbonformation von Peru an bis nach Mendoza, aber nur aus dem Hochland von Bolivia, wo sie in großer Ausdehnung auftreten, Genaueres über ihre Versteinerungen und Gliederung ^[richtig: Zwischenüberschrift oder Satzteil streichen]. Am Westrand des Hochlandes von Bolivia entdeckte d'Orbigny das Silur mit seinen Versteinerungen, im O. bei Cochabamba und Chuquisaca devonische Ablagerungen. Über den devonischen Schichten fand er im O. auch Sandsteine und Kalksteine mit den Spiriferen und Produkten des Kohlenkalks gelagert. Ebenso sind solche Bildungen der Kohlenzeit im Innern der Kordilleren von Peru zwischen Lima und Huancavelica aufgefunden worden; dagegen gehören die geringen Steinkohlenflöze des Magdalenenstromgebiets dem Jura oder der Kreide an. Auf den Falklandinseln finden sich Gesteine, welche der Silur- und der Devonformation angehören. Triasgebilde, bestehend aus Schichten von Dolomit, bunten Thonen und thonigem Sandstein, beobachtete d'Orbigny bei Luguillos und im Thal Miraflor in Bolivia sowie Crosnier an mehreren Punkten in Peru. Das Auftreten der Juraformation in A. ist im S. bisher nur auf wenigen Strecken bekannt und namentlich in Chile bemerkt worden. Von großer Wichtigkeit sind für den Aufbau Mittel- und Südamerikas die den genannten Sedimentärformationen vielfach zwischengelagerten Porphyre. Die Dioritporphyre Mexikos liegen zwischen paläozoischen Schichten, andre quarzführende dürften der triassischen Zeit angehören; in größter Ausdehnung treten aber die nach Philippis Beobachtungen in Chile der jurassischen Periode angehörigen bunten geschichteten Porphyre auf. Vom Meerbusen von Chiloe bis in die Kordilleren von Cauca hat man sie überall, in dem westlichen Teil des Hochgebirges bis zu seinem Rücken ansteigend, ja in Chile sie ganz zusammensetzend, verfolgt. Die Bänke des festen Gesteins wie die Tuffe sind so innig mit den sedimentären Bildungen verknüpft, daß man sie vielfach als metamorphische Gesteine aufgefaßt hat. In Mexiko unterscheidet man übrigens den ältern erzreichen von dem jüngern erzfreien Porphyr. Neben diesen Porphyren besitzen auch Melaphyre in Südamerika eine weite Verbreitung, so in Guayana, Brasilien und vor allem in der Provinz Rio Grande do Sul und in Uruguay sowie in Patagonien und Feuerland, wo sie in merkwürdiger Verbindung mit dem ältern Kreidegebirge sich finden und dessen Schieferthone in Thonschiefer umgewandelt haben. Überall verbinden sie sich mit Mandelsteinen und sind an vielen Orten reich