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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Aparagement; Apárt; Apartement; Apăte; Apathīe; Apatin; Apatít; Apatschen

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Aparagement - Apatschen.

besondere A., bei dem Tode desselben aber wird die A. unter dessen ebenbürtige Kinder verteilt, und sie bleibt im Erbgang, bis die Linie ausgestorben ist. Nach dem zweiten System (Heimfallssystem), wie es z. B. in Baden und in Oldenburg Rechtens ist, werden die einzelnen fürstlichen Personen, in der Regel von dem Zeitpunkt der Volljährigkeit an, besonders dotiert, und die A. fällt mit dem Tode des Apanagierten heim. Auch die direkten Nachkommen des regierenden Herrn, insbesondere auch der Thronfolger, haben in manchen Ländern den Anspruch auf A., während sie in andern Staaten bei Lebzeiten des Vaters von diesem unterhalten werden müssen. Die Prinzessinnen werden, solange sie unvermählt, entweder aus der A. der Linie erhalten, oder sie empfangen eine besondere A., in diesem Fall oft Sustentation genannt. Im Fall der Verheiratung haben sie einen Anspruch auf Aussteuer (Prinzessinnen-, Fräuleinsteuer); die Witwe des Monarchen wie diejenige eines nachgebornen Prinzen haben ein Wittum zu beanspruchen. A., Fräuleinsteuer und Wittum, welche regelmäßig in einer Geldrente, zuweilen aber auch in den Einkünften von Liegenschaften bestehen, haften je nach der in den einzelnen Staaten bestehenden Einrichtung auf dem Kronfideikommißgut, dem Kammer- oder Domänenvermögen, auf der Staatskasse oder auch auf der Zivilliste des regierenden Herrn. Analoge Verhältnisse finden sich übrigens auch in den mediatisierten fürstlichen Häusern sowie in denjenigen Familien vor, welche ein Familienfideikommiß errichtet haben, dessen Inhaber dann zuweilen an die von der Erbfolge in dasselbe ausgeschlossenen Familienglieder zu deren standesgemäßem Unterhalt Apanagen zu entrichten hat, deren Größe sich nach Statut, Hausgesetz und Familienobservanz richtet. Vgl. Heffter, Die Sonderrechte der souveränen und mediatisierten Häuser Deutschlands (Berl. 1871); Schulze, Die Hausgesetze der regierenden deutschen Fürstenhäuser (Jena 1862-83, 3 Bde.).

Aparagement (franz., spr. -āsch'māng), ebenbürtige Ehe; aparagieren, ausgleichen, gleich machen.

Apárt (franz.), beiseite; für sich, abgesondert; besonders.

Apartement, s. Appartement.

Apăte (griech.), Betrug; als Personifikation, Tochter der Nacht, findet sie sich auf griechischen Vasenbildern.

Apathīe (griech.), "Unempfindlichkeit der Seele" gegen schmerzhafte oder auch andre Eindrücke, daher Gleichgültigkeit oder derjenige Zustand, in welchem der Mensch über ein Ereignis oder einen Gegenstand weder Lust noch Unlust empfindet, letztern weder begehrt, noch verabscheut. Die höchsten Grade der A. beobachtet man angeboren bei Idioten und erworben als Endstadium mannigfacher Geisteskrankheiten, welche in Schwachsinn oder Stupor (s. d.) übergehen. Unter normalen Verhältnissen ist die A. Folge von Ermüdung des Gehirns durch voraufgegangene Überanstrengungen. Im philosophischen Sinn versteht man unter A. Freiheit von Affekten und Leidenschaften. In diesem Sinne nahmen die Stoiker die A., indem sie jene als Krankheiten der Seele ansahen, von welchen der Weise sich frei erhalten müsse, wobei aber manche derselben die Forderung übertrieben und auch edle und wohlthätige Affekte unterdrückt wissen wollten. Auch Spinoza bezeichnete das Freisein von Affekten, der Hoffnung wie der Furcht, als Frucht philosophischer, d. h. den Lauf der Ereignisse als notwendig und unvermeidlich einsehender, Erkenntnis. Als von subjektiven Erregungen, privaten Wünschen und Vorurteilen befreite Gemütsstimmung (sine ira et studio), die deshalb nicht Gefühllosigkeit, sondern lediglich Abwesenheit störender Gefühle sein darf, kann A., die dann jedoch eines andern Namens würdig ist, sogar als Bedingung wie jedes rein wissenschaftlichen Forschens, so jedes rein ästhetischen Genießens bezeichnet werden.

Apatin, Markt im ungar. Komitat Bács-Bodrog, an der Donau, Dampfschiffstation, hat ein Bezirksgericht und (1881) 11,973 meist deutsche Einwohner, welche Seidenspinnerei, Hanfbau, Ölbereitung, Fischfang und Handel treiben.

Apatít (v. griech. apatan, täuschen, weil der von Werner untersuchte Ehrenfriedersdorfer A. lange mit Schörl, Beryll etc. verwechselt wurde), Mineral aus der Ordnung der Phosphate, findet sich in hexagonalen, meist kurz säulenförmigen oder dick tafelartigen, auf- oder eingewachsenen Kristallen, sehr häufig in körnigen, faserigen oder dichten Massen (Phosphorit, s. d.). Er ist farblos oder licht grau, grün, blau, violett, rot gefärbt, mit Glas- bis Fettglanz, durchsichtig bis kantendurchscheinend, Härte 5, spez. Gew. 3,16-3,22. Beim Erwärmen phosphoreszieren dünne Splitter mit schöner grüner Farbe. Er besteht aus phosphorsaurem Kalk mit Chlorcalcium und Fluorcalcium. Man muß danach zwei Grundverbindungen unterscheiden: Chlorapatit 3Ca3P2O8+CaCl2 ^[3Ca_{3}P_{2}O_{8}+CaCl_{2}] und Fluorapatit 3Ca3P2O8+CaFl2 ^[3Ca_{3}P_{2}O_{8}+CaFl_{2}], welche meist als isomorphe Mischung zusammen vorkommen. Der A. ist sehr weit verbreitet, findet sich als Gemengteil vieler Felsarten, tritt auch häufig auf Gängen auf und setzt für sich allein gar nicht selten beträchtliche Lagermassen zusammen. Im verwitterten Zustand ist der A. die Quelle des Gehalts der Ackererde an phosphorsauren Salzen. Die spargelgrüne Varietät, der Spargelstein, findet sich im Talkschiefer des Greiner in Tirol, der blaue Moroxit auf der Erzlagerstätte von Arendal sowie im körnigen Kalk von Pargas in Finnland, im Basalt und Basalttuff und in andern ältern und neuern vulkanischen Gesteinen (Laacher See, Vesuv). Hierher gehört auch der dichte, außen erdige, im Innern dem lithographischen Stein ähnliche Osteolith, den man in einem ausgedehnten Lager im Dolerit der Wetterau bei Ostheim, in Verbindung mit Basalt in der Oberpfalz bei Pilgramsreuth aufgefunden hat. Er unterscheidet sich vom A. durch Mangel des Fluors und Chlors. Wo sich diese dichten und erdigen Osteolithe und Apatite in größerer Ausdehnung finden, hat man sie in neuerer Zeit für ökonomische Zwecke ausgebeutet und als Dünger benutzt, ebenso den strahlig-faserigen und erdigen A. oder Phosphorit.

Apatschen (Apaches), ein ehedem sehr wildes und zahlreiches nordamerikan. Indianervolk, das in verschiedenen Unterabteilungen die Gebirgsgegenden an den Flüssen Colorado, Gila und Rio Grande del Norte in New Mexico, Arizona und dem nördlichen Mexiko bewohnt und zur Familie der Athabasca gerechnet wird. Als ein Reitervolk, das von Jagd und Raub lebte, haben sie sich bis auf die Gegenwart herab gegen jeden Zivilisationsversuch wie gegen die Weißen überhaupt höchst feindselig bezeigt. Erst in neuester Zeit ist es der Regierung der Vereinigten Staaten gelungen, den größten Teil der A. auf Reservationen anzusiedeln und zwar 4550 in Arizona, 1600 in New Mexico, 337 im Indianerterritorium, im ganzen 6487 Köpfe. Vgl. Buschmann, Das Apache als eine athapaskische Sprache erwiesen (Berl. 1860-1863, 2 Bde.); Browne, Reisen in das Apachenland (Jena 1870). S. Tafel "Amerikan. Völker" Fig. 15.