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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Apaturĭen; Apel; Apeldoorn; Apella; Apelles; Apelt; Apenninen

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Apaturien - Apenninen.

Apaturĭen (griech.), Fest der alten Athener bei der feierlichen Aufnahme der Kinder in die Phratrien; sie wurden im Monat Pyanepsion (Oktober bis November) gefeiert.

Apel, Johann August, Dichter und Schriftsteller, geb. 17. Sept. 1771 zu Leipzig, studierte hier und in Wittenberg 1789-93 Jurisprudenz, Naturwissenschaften und Philosophie, ward dann Advokat, 1801 Ratsherr in Leipzig und starb daselbst 9. Aug. 1816. A. schrieb eine Anzahl von Dramen meist antiken Stoffs: "Polydos" (1805), "Die Ätolier" (1806), "Kallirrhoë" (1807) u. a.; später vorzugsweise Novellen und Erzählungen, die viel Beifall fanden und in mehreren Sammlungen, z. B. "Gespensterbuch" (Leipz. 1810-14, 4 Bde.), "Wunderbuch" (das. 1815-17, 4 Bde.) u. a., erschienen. Eine derselben, "Der Freischütz", eine Volkssage im "Gespensterbuch" (Bd. 1), benutzte Fr. Kind zu seinem bekannten Operntext. A. war auch Verfasser einer "Metrik" (Leipz. 1814-16, 2 Bde.; neue Ausg. 1834). - Sein Sohn Guido Theodor, geb. 10. Mai 1811, gest. 26. Nov. 1867 zu Leipzig, versuchte sich auf verschiedenen Gebieten als Dichter, errang vorübergehende Theatererfolge mit dem Schauspiel "Nähkäthchen" und kleinern Lustspielen und schrieb unter anderm ein episches Gedicht aus den Leipziger Schlachttagen: "Die Schlacht bei Möckern" (Leipz. 1850).

Apeldoorn, Flecken in der niederländ. Provinz Geldern, am Apeldoornschen Kanal und der Eisenbahn Amsterdam-Winterswijk, mit (1883) 16,283 Einw. und zahlreichen (40) Maschinenpapierfabriken, welche zum großen Teil für Ostindien arbeiten. In der Nähe liegt das Lustschloß Loo, Sommeraufenthalt des Königs.

Apella, bei Horaz Name eines leichtgläubigen Juden, danach sprichwörtlich: Credat Judaeus A., non ego ("das glaube der Jude A., nicht ich").

Apelles, der gefeiertste Maler Griechenlands und des ganzen Altertums, Zeitgenosse Alexanders d. Gr., blühte um 325, geboren zu Kolophon, bildete sich in Ephesos zum Künstler aus. Seine Lehrer waren Ephoros von Ephesos und Pamphilos von Sikyon. Zu Philipps Zeiten ging er nach Makedonien. Hier lernte ihn Alexander kennen, der ihm den Preis vor allen andern Meistern zuerkannte und ihm angeblich allein gestattete, ihn zu malen, ein Vorrecht, das auch der Erzgießer Lysippos und der Steinschneider Pyrgoteles für ihre Kunst hatten. Von Makedonien aus scheint A. mehrere Reisen unternommen und sich längere Zeit in Rhodus, Kos und Ephesos aufgehalten zu haben. Nach Alexanders Tod wandte er sich nach Alexandria an den Hof des Ptolemäos, kehrte später aber nach Ephesos zurück. Anmut, sinnlicher Reiz, blühendes Kolorit, mit der wissenschaftlichen Strenge und Korrektheit der sikyonischen Schule gepaart, waren nach den Zeugnissen der Alten die Vorzüge seiner Werke, welche sich besonders an der berühmten Anadyomene (s. d.) im Asklepiostempel zu Kos zeigten. Von seinen übrigen Werken waren am gefeiertsten: Alexander mit dem Blitz in der Hand, für den Tempel der Artemis zu Ephesos, eine Charis im Odeon zu Smyrna, eine Artemis unter opfernden Jungfrauen, ein Herkules, Alexander, wie er den Siegeswagen besteigt, und andre Porträte. Kräftig vertiefte Schatten- und dadurch stark gehobene Lichtpartien zeichneten alle seine Gemälde aus; doch gebrauchte er nur vier Hauptfarben (Weiß, Rot, Gelb, Schwarz, natürlich mit ihren Nüancen und Mischungen). Außerdem verlieh er seinen Gemälden durch einen eigentümlichen Firnis nicht bloß Schutz gegen Feuchtigkeit und Staub, sondern auch mehr Feinheit und Zartheit des Ausdrucks. Dieselbe Anmut, welche sich über die Gemälde des A. verbreitete, scheint auch der Grundton seines ganzen Lebens gewesen zu sein. Über Eifersucht gegen seine Kunstgenossen war A., im Bewußtsein seiner Meisterschaft, erhaben. Überliefert sind uns Anekdoten von ihm, welche seine Unparteilichkeit, Bescheidenheit und Charaktergröße beleuchten. Auch als Schriftsteller, als Verfasser eines an seinen Schüler Perseus gerichteten Lehrbuchs, hat sich A. versucht. Vgl. Wustmann, A.' Leben und Werke (Leipz. 1870).

Apelt, Ernst Friedrich, philosoph. Schriftsteller, geb. 3. März 1812 zu Reichenau in der Oberlausitz, widmete sich seit 1831 philosophischen und mathematischen Studien erst in Jena, dann in Leipzig, habilitierte sich 1839 zu Jena, ward 1840 außerordentlicher, 1854 ordentlicher Professor, starb 27. Okt. 1859. A. war der namhafteste Vertreter der Friesschen Schule und nach dem Tod von Fries (s. d.) deren Mittelpunkt. Seine Hauptwerke sind: "Die Epochen der Geschichte der Menschheit" (Jena 1845-1846, 2 Bde.); "Johann Keplers astronomische Weltansicht" (Leipz. 1849); "Die Reformation der Sternkunde" (Jena 1852); "Die Theorie der Induktion" (Leipz. 1854); "Metaphysik" (das. 1857); "Religionsphilosophie" (hrsg. von Frank, das. 1860).

Apenninen (vom kelt. Wort Pen, "Felsenspitze"), das Hauptgebirge Italiens, welches auf eine Länge von etwa 1190 km und mit einer Breite von 30 bis zu 135 km die Halbinsel ihrer ganzen Ausdehnung nach von Savona (westlich von Genua) bis Reggio durchzieht (s. Karte "Italien"). Seine Richtung ist von Genua bis zu den Quellen des Tiber und des Arno von WNW. nach OSO., von da bis zum Golf von Policastro von NW. nach SO., während der nordkalabrische Apennin von N. nach S. und der südkalabrische von dem Meerbusen von Eufemia bis Reggio von NNO. nach SSW. verläuft, so daß die ganze Kette der A. einen nach W. offenen Bogen beschreibt. Ein apulischer Ausläufer, wie ihn ältere Karten zeigen, existiert nicht, auch der Monte Gargano ist orographisch vom Apennin geschieden. Im geologischen Sinn müssen die Grenzen der A. enger gezogen werden. Wie der Ligurische Apennin im W. von Genua wegen des Auftretens von Granit und kristallinischen Schiefern noch zu den Alpen gezogen werden muß, so gehören die Gebirge südlich vom Golf von Policastro zu einem eignen System; denn durch ganz Kalabrien sind Granit und Gneis, begleitet von kristallinischen Schiefergesteinen, die vorherrschenden Gesteine. In den A. im engern Sinn fehlen diese ältern kristallinischen Gesteine gänzlich. Sie bestehen vielmehr aus Kalksteinen, Dolomiten, Mergeln und Sandsteinen neptunischer, meist sekundärer und alttertiärer Formationen, aus denen sich nur im N. Serpentin, Euphotid, Trachyt, Basalt und Dioritmassen erheben, wie auch Granit und Gneis an zwei Punkten anscheinend als Unterlage des Kalksteins auftreten. In mächtiger Ausdehnung finden sich in den nördlichen A. wie im toscanischen Bergland die Bildungen des Macigno und Albarese, blaugraue, außen sich bräunende Sandsteine, die nach den Versteinerungen zum Teil den paläozoischen, zum größern Teil der Kreide oder den tertiären Bildungen angehören. Die Flözbildungen der A. bilden mit denen der Alpen und Karpathen ein System, von dem jedoch hier nur im Nordteil die ältesten Glieder festgestellt sind. Der Verrucano, ein in Sandstein übergehendes Konglomerat, bildet die Unterlage für Rauhwacke,