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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Arenberg; Arendal; Arende; Arends; Arendsee; Arendt

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Arenberg - Arendt.

Standesherr (seit 1875) ist Herzog Engelbert Prosper Ernst Maria Joseph, geb. 10. Aug. 1872, für den seine Mutter Eleonore die Vormundschaft führt; sein gewöhnlicher Wohnsitz ist Brüssel, wo sich seine bedeutende Gemäldegalerie befindet, oder das Schloß Klemenswerth bei Meppen.

Arenberg, 1) Leopold Philipp Karl Joseph, Herzog von A., Ärschot und Croy, Sohn des 19. Aug. 1691 bei Salankemen in der Türkenschlacht gefallenen Herzogs Philipp Karl Franz, geb. 1690 zu Brüssel, machte 1706 den spanischen Erbfolgekrieg, 1716 und 1717 als k. k. Generalmajor die Feldzüge in Ungarn mit, befehligte in der Schlacht bei Belgrad den rechten Flügel der Infanterie und trug sehr viel zum Sieg bei. Im J. 1719 ernannte ihn Karl VI. zum Gouverneur von Hennegau und Mons sowie zum niederländischen Staatsrat, 1733 zum Artilleriegeneral. Nach dem Wiederausbruch des Kriegs mit Frankreich (1733) diente A. abermals unter dem Prinzen Eugen am Rhein, ward 1737 Feldmarschall und Oberbefehlshaber der kaiserlichen Truppen in den Niederlanden, bewirkte 1743 die Allianz zwischen England und Holland und zeichnete sich in der Schlacht bei Dettingen aus. Seit 1745 Statthalter von Hennegau, starb er 1754 auf seinem Schloß Heverle bei Löwen. Er war ein eifriger Beförderer der Wissenschaften, ein Freund Voltaires und Beschützer Rousseaus, der von ihm eine Pension erhielt.

2) August Maria Raimund, Fürst von, s. La Marck.

Arendal, Hafenstadt im norweg. Amt Nedenäs, an der südöstlichen Küste des Landes, nahe dem Ausfluß der Nidelf in eine Meeresbucht, der Insel Tromö gegenüber gelegen, mit (1876) 4107 Einw. Die Stadt ist zum Teil auf Felsen, zum Teil auf Pfählen im Wasser erbaut und gewährt mit ihren Schiffbrücken zwischen den Häusern und der in der Mitte etwas höher liegenden Kirche, zu welcher lange, in den Felsen gehauene Treppen emporführen, einen sehr romantischen Anblick. Die Umgegend enthält reiche Eisengruben. Hauptgewerbe sind Berg- und Schiffbau, Holzhandel und Schiffahrt. A. besaß 1881: 412 Fahrzeuge von 171,858 Tons. Der Wert der Einfuhr betrug 3,028,100 Kronen und der der Ausfuhr 1,715,300 Kr. (besonders Holz). A. ist Sitz eines deutschen Konsuls.

Arende (lat.), s. Arrende.

Arends, Leopold, Schriftsteller und Begründer eines stenographischen Systems, geb. 1. Dez. 1817 zu Rakishy bei Wilna, studierte seit 1838 in Dorpat, privatisierte darauf in Königsberg und seit 1844 in Berlin, wo er sich besonders mit Paläographie und Stenographie beschäftigte und 22. Dez. 1882 starb. Bedeutender als seine Dramen ("Libussas Wahl", 1844; "Demosthenes", 1848) und die Gedichtsammlung "Eine Festgabe für Gemüt und Verstand" (Berl. 1878) sind sein naturwissenschaftliches Werk "Das Wunderreich der Natur" (das. 1857-58, 3 Bde.) und seine Schrift "Über den Sprachgesang der Vorzeit und die Herstellbarkeit der althebräischen Vokalmusik" (das. 1867). Am bekanntesten wurde sein Name durch die von ihm begründete sogen. rationelle Stenographie, welche 1850 in 6 Tafeln, dann 1860 in dem "Vollständigen Leitfaden" (14. Aufl., Berl. 1883) und 1876 in dem "Vollständigen Lehrbuch der Militärstenographie" (2. Aufl. 1877) von ihm publiziert wurde. A.' Stenographiesystem, welches etwa 15 Unterrichtsstunden erfordert, ist sonach das jüngste in der um den Vorrang streitenden Trias: Gabelsberger, Stolze, A. Die von Gabelsberger und Stolze angewandte Verschmelzung der Vokal- mit den Konsonantenzeichen und Symbolisierung der Vokale an den letztern benutzte A. nicht, sondern schlug einen andern Weg ein, der vor ihm schon in dem französischen Stenographiesystem von Fayet (1832) und dem darauf fußenden deutschen von Rahm (1849) betreten war. Die Vokalzeichen bildete A. aus dem Auf- oder Haarstrich, die Konsonantenzeichen aus dem Ab- oder Grundstrich. Alle Konsonanten sind am Fuß unausgebildet und unterscheiden sich voneinander durch die verschiedene Gestaltung des Kopfes. Jeder Konsonant hat somit nur ein einziges Erkennungszeichen. Der Stab des Konsonanten ist bildsam, d. h. man kann ihn beliebig verändern und mit Vokalen verbinden, ohne daß man Gefahr läuft, ihn mit andern Zeichen zu verwechseln. Die Vokale sind in "an"- und "inlautende" geschieden. Die anlautenden Vokale setzen sich an den Kopf, die inlautenden dagegen an den Fuß der Konsonanten an. Die notwendige Kürze erzielt A. weniger durch Bildung von Siglen für einzelne Wörter, wobei auch dem Alphabet ganz fremde Zeichen benutzt werden, als vielmehr durch Aufstellung von Regeln für ganze Gruppen von Wörtern. Die Schrift wird ohne Rücksicht auf die Stärke des Strichs geschrieben und ist wesentlich phonetisch, doch sind für die buchstäbliche Wiedergabe der Eigennamen vokalische Neben-, Umwandlungs- und Verdoppelungszeichen eingeführt, welche speziell für diesen Zweck (erstere auch zur Herstellung des Rhythmus in der gebundenen Rede) verwendet werden. Die konsonantischen Neben- oder Hilfszeichen unterscheiden sich von den vokalischen Aufstrichen durch ihre Steilheit. Das System wurde übertragen auf das Spanische von Möller-Ingram (1870), auf das Französische von Grosse (1873), auf das Magyarische von Dohnányi (1877), auf das Schwedische von Bergsten (1881) und auf das Lateinische von Konrad (1884); eine Übertragung auf das Russische hat A. selbst druckfertig hinterlassen. Werkthätig vertreten wird die Arendssche Stenographie gegenwärtig durch etwa 80 Vereine (der älteste 1860 in Berlin begründet, die bedeutendsten in Berlin und Magdeburg) mit 1300 Mitgliedern, von denen etwa zwei Drittel in 4 Verbänden organisiert sind, und durch 5 Zeitschriften. Die Stenographiesysteme von Roller und Lehmann fußen wesentlich auf dem Arendsschen. Vgl. Wendtland, Leopold A. und seine Schule (Leipz. 1883); Grosse, Leopold A. (Berl. 1878); Spahr und König, Kalender für Arendssche Stenographen (Leipz., seit 1878); Wendtland, Praktischer Lehrgang der Arendsschen rationellen Kurzschrift (2. Aufl., Halle 1878); Grosse, Die Pädagogik und die Stenographie (2. Aufl., Berl. 1879); Kaselitz, Kritische Würdigung der deutschen Kurzschriftsysteme von Stolze, Gabelsberger und A. (das. 1875); Möller-Ingram, Gabelsberger und A. (das. 1864); Rätzsch, Das System A. (Dresd. 1884).

Arendsee, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Magdeburg, Kreis Osterburg, hat ein Amtsgericht, eine evang. Kirche, Bierbrauerei, Kaltwasserheilanstalt und (1880) 2171 Einw. Dabei ein Remontedepot und der See gleichen Namens, der 53 m tief ist, selten zufriert und zu verschiedenen Zeiten sich vergrößert hat. A. wird schon im 9. Jahrh. erwähnt. Das hier 1184 gegründete Benediktiner-Nonnenkloster wurde 1541 ein evangelisches Stift und 1812 aufgehoben.

Arendt, Martin Friedrich, Altertumsforscher, geb. 1769 zu Altona, studierte in Göttingen und Straßburg Botanik und erhielt eine Anstellung am botanischen Garten zu Kopenhagen, von wo er im