Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Asbjörnsen; Asbolan; Ascalobates; Ascan.; Ascanius; Ascaridae; Ascăris; Ascendenten; Ascension; Ascese; Asch; Aschabād; Aschaffenburg

899

Asbjörnsen - Aschaffenburg.

Asbjörnsen, Peter Christian, norweg. Kulturhistoriker und Naturforscher, geb. 15. Jan. 1812 zu Christiania als Sohn eines Glasers, brachte den größten Teil seiner Jugend in dem naturschönen und erinnerungsreichen Ringerige zu und bezog 1833 die Universität, um Medizin, namentlich aber Zoologie und Botanik zu studieren. Sein vierjähriger Aufenthalt auf dem Land als Hauslehrer bot ihm Gelegenheit, das Volk kennen zu lernen, und hier reifte in ihm der Entschluß, den Schatz der Volkspoesie, den er auf langen Fußwanderungen, auf Jagd- und Fischzügen gesammelt, einem weitern Kreis zu eröffnen. Später erhielt er einigemal Stipendien zu Reisen an Norwegens Küsten, wo er zu gleicher Zeit sich mit den niedern Seetieren und der Volksdichtung beschäftigte. 1849-50 begleitete er ein norwegisches Kriegsschiff bis nach Kleinasien und Ägypten. Nachdem er 1856-58 in Tharandt Forstwissenschaft studiert, wurde er 1860 zum Forstmeister ernannt. Auch die mit dieser Stellung verknüpften Reisen benutzte er zu eingehendem Studium der Volkssitten. Er starb 6. Januar 1885. Eine Reihe von naturwissenschaftlichen Schriften zeugen von seinen gründlichen Kenntnissen, die er in populäre Formen zu bringen verstand, wie in seiner "Naturhistorie for Ungdommen" ("Naturgeschichte für die Jugend", 1839-49, 6 Bde.). Auch schrieb er den Text für Tönsbergs "Norge i Tegninger" ("Norwegen in Bildern", 1855), welcher den Übergang zu seiner mehr dichterischen Thätigkeit als Schilderer des Volkslebens bildet. Sein Hauptwerk in dieser Richtung sind die großen Sammlungen, die er allein und mit Moe herausgab: "Norske Folke-Eventyr" ("Norwegische Volksmärchen", 5. Aufl., Christ. 1874; neue Sammlung 1871; deutsch, Berl. 1847); "Norske Huldre-Ventyr og Folkesagn" ("Norwegische Berggeistermärchen", 3. Aufl. 1870; deutsch, Leipz. 1880). Er beschränkte sich in diesem merkwürdigen Buch nicht auf eine trockne Wiedergabe der einzelnen Sagen, sondern umgab sie mit einem Rahmen meisterhafter Naturschilderungen und vorzüglicher Charakterbilder, so daß das Ganze ein poetisches Kunstwerk bildet.

Asbolan, s. Kobaltmanganerz.

Ascalobates, s. Geckonen.

Ascan., bei zoologischen Namen Abkürzung für Peter Ascanius, gestorben im 18. Jahrh. zu Kopenhagen. Nordische Naturgeschichte.

Ascanius (griech. Askanios), Sohn des Äneas und der Krëusa (nach andrer Sage der Lavinia), auch Iulus genannt, Gründer von Albalonga. Vgl. Äneas.

Ascaridae, s. Askariden.

Ascăris, Spulwurm (s. d.).

Ascendenten, Ascension etc., s. Asz...

Ascension (engl., spr. ässénnsch'n, Himmelfahrtsinsel), eine zu Afrika gerechnete brit. Insel im Atlantischen Ozean, unter 7° 55' südl. Br. und 14° 23' westl. L., nordwestlich von St. Helena, 88 qkm (1,8 QM.) groß, ward am Himmelfahrtstag 1501 von dem Portugiesen Juan de Nova Gallego entdeckt und daher A. benannt. Es ist ein aus vielen ausgestorbenen Kratern gebildetes und ganz mit Lava bedecktes Eiland, dessen höchster Gipfel, der Green Mountain, 835 m erreicht und in beträchtlicher Höhe die einzige, aber sehr ergiebige Quelle der Insel enthält. A. wurde 1815 von den Briten besetzt, anfangs nur, um den auf St. Helena gefangen gehaltenen Kaiser Napoleon I. zu bewachen; man errichtete ein Fort und legte Truppen hinein. Ihrer Lage nach erschien die Insel passend zu einem Proviantdepot für das zur Unterdrückung des Sklavenhandels bestimmte Schiffsgeschwader; man begann daher (seit 1829) sie ernstlicher zu kultivieren. So enthält A., früher das Bild trostloser Unfruchtbarkeit, jetzt Pflanzungen europäischer und tropischer Gewächse und ernährt schon einige Schafe und Rinder. Sein reichlichstes Produkt aber sind Riesenschildkröten, von denen 2500 im Jahr gefangen und in zwei Teichen gehalten werden. Der einzige Ort ist Georgetown mit einem Fort und trefflichem Ankerplatz, wo eine kleine englische Garnison stationiert ist und etwa 400 freie Neger leben. Vgl. Mrs. Gill, Six months' residence on the Island of A. (Lond. 1878).

Ascese, s. Askese.

Asch, Bezirkshauptstadt im äußersten Nordwesten Böhmens, nördlich von Eger, an der Eisenbahn von Hof nach Eger gelegen, hat eine protestantische und eine kath. Pfarrkirche, eine Web- und Wirkschule, Sparkasse und (1880) 13,209 Einw. (9900 Protestanten), deren industrielle Thätigkeit sich besonders auf Fabrikation von Geweben (Damenkleiderstoffen u. a.) aus Baumwolle, Wolle und Seide (mehrere großartige mechanische Webereien) und aus Strumpfwirkerei erstreckt. Auch besitzt A. eine Maschinenfabrik, Bierbrauerei, Dampfbrettsäge und Gasanstalt. Es ist Sitz einer Bezirkshauptmannschaft, eines Bezirksgerichts, Hauptzollamts und einer evangelischen Superintendentur.

Aschabād, Hauptort des 1881 gebildeten Transkaspischen Gebiets der russ. Statthalterschaft Kaukasien; jetzt befestigte Garnisonstadt. Man beabsichtigt, die Transkaspische Bahn bis A. weiterzuführen.

Aschaffenburg, ehemaliges Fürstentum, am Main, jetzt ein Teil des bayrischen Regierungsbezirks Unterfranken und A., ca. 1700 qkm (30,9 QM.) groß, wurde 1803 meist aus kurmainzischem Gebiet (dem Viztumamt A., den Oberämtern Klingenberg, Orb und Lohr etc.) gebildet und dem Kurerzkanzler von Dalberg als Dotation verliehen. Seit 1806 zum Großherzogtum Frankfurt gehörig, kam das Fürstentum 1814 nach dem Verzicht des Großherzogs auf seine Staaten an Österreich, wurde aber von dieser Macht sogleich an Bayern gegen Abtretungen in Tirol und Salzburg vertauscht.

Die Stadt Aschaffenburg, an der Aschaff und am rechten Mainufer, das hier allmählich zu dem Abhang des Spessarts hinaufsteigt, reizend gelegen, ist Knotenpunkt der Eisenbahnlinien A.-Würzburg und A.-Amorbach der Bayrischen Staatsbahn sowie Mainz-Darmstadt-A. und Frankfurt a. M.-A. der Hessischen Ludwigsbahn. Das große, viereckige, mit vier Ecktürmen (58 m hoch) versehene, sehr schön gelegene Schloß (Johannisburg), von dem Kurfürsten von Mainz, Johann Schweikard von Kronberg, 1605-14 im Stil der Renaissance erbaut, enthält eine Gemäldegalerie (besonders reich an Niederländern), eine Kupferstichsammlung von etwa 20,000 Blättern und eine wertvolle Bibliothek. Unter den sieben Kirchen ist die Stiftskirche zu St. Peter und Alexander hervorzuheben, eine romanische Kreuzbasilika mit unregelmäßigem Grundriß, vom Herzog Otto von Bayern um 976 gegründet und 1870-81 restauriert. Andre bemerkenswerte Gebäude sind: die Kaserne, der Schönborner, Bassenheimer und Dalberger Hof, das Theater und Deutschordenshaus, die Markthalle und das sogen. "pompejanische Haus", die getreue Nachbildung der in Pompeji ausgegrabenen Casa del questore (gewöhnlich Haus des Kastor und Pollux genannt), die König Ludwig I. von Bayern 1842-49 durch den Oberbaurat v. Gärtner