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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Aschbach; Aschblei; Asche; Äsche; Asche, vulkanische

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Aschbach - Asche.

Aschbach, Joseph, deutscher Geschichtsforscher, geb. 29. April 1801 zu Höchst am Main, studierte in Heidelberg seit 1819 Theologie und Philosophie, wandte sich aber, durch Schlosser angeregt, der Geschichte zu. Seit 1823 Professor am Gymnasium zu Frankfurt, wurde er 1842 als Professor der Geschichte an die Universität zu Bonn, 1853 in gleicher Eigenschaft und als Leiter des historischen Seminars nach Wien berufen, wo er bis zu seiner Versetzung in den Ruhestand 1872 wirkte. Auch ward er 1856 Mitglied der dortigen Akademie und 1870 in den Ritterstand erhoben. Er starb 25. April 1882 in Wien. In seiner "Geschichte der Westgoten" (Frankf. 1827) klärte er eine bis dahin sehr dunkle Partie der Geschichte auf. Ihr folgten die "Geschichte der Omajjaden in Spanien" (Frankf. 1829-30, 2 Bde.; neue Aufl., Wien 1860), die "Geschichte Spaniens und Portugals zur Zeit der Herrschaft der Almorawiden und Almohaden" (das. 1833-37, 2 Bde.) und die "Geschichte der Heruler und Gepiden" (Frankf. 1835, zuerst in Schlossers "Archiv für Geschichte und Litteratur"). Seine "Geschichte Kaiser Sigismunds" (Hamb. 1838-45, 4 Bde.) zeichnete sich durch Benutzung eines reichen Materials aus. Außerdem verfaßte er aus bisher wenig benutzten archivalischen Quellen die "Urkundliche Geschichte der Grafen von Wertheim" (Frankf. 1843, 2 Bde.), welches Werk zur Aufklärung über die fränkischen Adelsgeschlechter im Mittelalter einen höchst wichtigen Beitrag lieferte. Das von ihm herausgegebene "Allgemeine Kirchenlexikon" (Frankf. 1846 bis 1850, 4 Bde.) behandelte ohne konfessionelle Polemik das Wissenswürdigste aus der gesamten Theologie und ihren Hilfswissenschaften. Noch veröffentlichte er "Geschichte der Wiener Universität" (Wien 1865-77, 2 Bde.; Bd. 3 aus seinem Nachlaß 1885) als Festschrift zu ihrer 500jährigen Gründungsfeier. Großes Aufsehen erregte Aschbachs Schrift "Roswitha und Konrad Celtes" (2. Aufl., Wien 1868), worin er nachzuweisen suchte, daß der bisher allgemein der Gandersheimer Nonne zugeschriebene Panegyrikus auf Kaiser Otto d. Gr. nicht deren Werk, sondern ein Gedicht des Konrad Celtes, also aus dem 16. Jahrh., sei. Jedoch wurde diese Ansicht durch Köpke ("Ottonische Studien", Bd. 2, Berl. 1869) und Waitz als eine unhaltbare Hypothese erwiesen.

Aschblei, s. Graphit und Wismut.

Asche, der bei der Verbrennung von Pflanzen- und Tierstoffen erhaltene feuerbeständige Rückstand. Alle Organismen bedürfen zu ihrer Entwickelung und Erhaltung mineralischer Stoffe, welche im Körper bestimmte Funktionen ausüben und daher auch in den einzelnen Organen in ungleicher Menge und Mischung vorhanden sind. Beim Verbrennen werden unter Hinzutritt des Sauerstoffs der Luft die Kohlenstoffverbindungen der Organismen in Kohlensäure, Wasser etc. verwandelt, und die mineralischen Stoffe bleiben zurück. Indes sind diese großenteils nicht in der Form, wie sie in der A. vorliegen, in den Organismen enthalten gewesen; vielmehr ist die Gruppierung der Elemente durch den Verbrennungsprozeß wesentlich verändert worden. Die Salze der Pflanzensäuren z. B. erscheinen in der A. als Kohlensäuresalze. Auch ein Teil der Schwefelsäure- und Phosphorsäuresalze entsteht erst bei der Verbrennung, indem ihr Schwefel- und Phosphorgehalt in der lebenden Pflanze und im Tier als Bestandteil von Eiweiß und ähnlichen Körpern zu denken ist. Alle grünen Pflanzen enthalten stets Phosphor, Schwefel, Kalium, Calcium, Magnesium, Eisen, außerdem fast immer Chlor, Kieselsäure, Natrium, häufig Jod, Fluor, Aluminium, Mangan, sehr selten oder äußerst sparsam Bor, Brom, Lithium, Rubidium, Baryum, Strontium, Zink, Kobalt, Nickel, Kupfer. Bei derselben Pflanze schwankt der Gehalt an A. und die quantitative Zusammensetzung derselben in gewissen Grenzen nach der Beschaffenheit des Bodens, dem Alter und Entwickelungszustand der Pflanze und vielleicht auch nach klimatischen Verhältnissen. Gute Durchschnittszahlen geben die Tabellen I und II (S. 903). Dieselben beziehen sich auf Reinasche, d. h. auf Rohasche, wie sie bei der Einäscherung gewonnen wird, minus Kohlenteilchen, Sand u. Kohlensäure. Was von der Pflanzenasche gesagt ist, gilt im allgemeinen auch von der tierischen, da ja die Tiere die mineralischen Stoffe direkt oder indirekt in der Pflanzennahrung aufnehmen und nur wenige mineralische Stoffe als solche dem Körper ohne Vermittelung der Pflanze zuführen. Durchweg ist tierische A. reicher an Phosphorsäure. Pflanzenasche gibt an Wasser kohlensaures, schwefelsaures, kieselsaures Alkali, Chlorkalium, Chlornatrium und etwanige Jod- und Bromverbindungen ab, während Kieselsäure-, Kohlensäure- und Phosphorsäuresalze von Kalk, Magnesia, Eisenoxyd und Manganoxyd ungelöst zurückbleiben. Strandpflanzen geben natronreiche, Landpflanzen kalireiche A. Die A. von Tanger ist reich an Jodverbindungen. Man benutzte die A. früher allgemein zur Pottaschen- und Sodabereitung; diese Verwendung ist gegenwärtig sehr zurückgetreten, doch werden noch immer für Bleicherei, Färberei Seifensiederei etc. Laugen aus A. bereitet. Außerdem dient A. zur Glas- und Fayencefabrikation, zu porösen Herden für hüttenmännische Prozesse, als Dünger zu nassen und trocknen Bädern, als schlechter Wärmeleiter zur Ausfütterung feuerfester Schränke, Steinkohlenasche zur Darstellung von Zement, Braunkohlenasche zur Ziegelfabrikation, Seetangasche (Kelt; Varech) zur Gewinnung von Jod- und Alkalisalzen, Knochenasche zur Gewinnung von Phosphorsäure und Phosphor etc. Vgl. Wolff, Aschenanalysen von landwirtschaftlichen Produkten etc. (Berl. 1871-1880, 2 Tle.); Bunsen, Anleitung zur Analyse der Aschen (Heidelb. 1874). - Die A. ist fast bei allen Völkern Symbol der Vergänglichkeit. Das Bestreuen des Hauptes mit A. war bei den Israeliten ein Zeichen der Buße, Reue und Trauer. Auch in der alten christlichen Kirche gehörte das "Gehen in Sack und A." zur Kirchenbuße. Doch deuten derartige Ausdrücke nur auf ein Bewerfen gewisser oder aller Körperteile mit A., gleichsam als ob man darin wirklich gesessen oder gelegen hätte.

Asche, Metallasche, veralteter Name für Metalloxyd.

Asche, vulkanische, eine nicht passend gewählte Benennung für die feinsten, staubartigen Eruptionsprodukte der Vulkane, nicht passend, weil man mit dem Wort Asche die mineralischen Reste einer Verbrennung organischer oder kohlenartiger Körper zu bezeichnen pflegt, womit aber die v. A. ihrer Natur und Bildung nach nichts gemein hat. Sie besteht vielmehr aus denselben Bestandteilen wie die Laven der betreffenden Vulkane und ist eine zu Staub explodierte Lava, welche durch Luftströmungen oft in sehr große Entfernungen getragen wird. Sie ist gewöhnlich von heller Farbe, und durch mikroskopische Untersuchung lassen sich Glassplitter, Magneteisen, Fragmente von Augit-, Feldspat- oder Leucitkristallen etc., je nach der Natur der Laven der betreffendem Vulkane, als ihre Bestandteile erkennen (s. Vulkane, Vulkanische Gesteine).

Äsche (Thymallus C.), Fischgattung aus der Ordnung der Edelfische und der Familie der Lachse