Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Aschenkrüge; Aschenpaste; Aschenpflanze; Aschenregen; Ascher; Aschēra; Aschermittwoch; Aschersleben; Ascherson

904

Aschenkrüge - Ascherson.

gen Schwestern auf das erniedrigendste behandelt wird, bis ihre Tugend und Schönheit die Liebe eines Königssohns gewinnt und so den Sieg davonträgt. Das Märchen bildet den Stoff von Platens satirischer Komödie "Der gläserne Pantoffel" und den Opern: "Cendrillon" von Isouard und "Cenerentola" von Rossini; auch von der bildenden Kunst wurde es vielfach zum Gegenstand gewählt (neuerlich von M. v. Schwind).

Aschenkrüge (Aschenurnen), s. Thongefäße, prähistorische. ^[richtig: Thonwaren.]

Aschenpaste, s. Plastische Massen.

Aschenpflanze, s. Cineraria.

Aschenregen, eine in Verbindung mit vulkanischen Eruptionen auftretende Erscheinung, bei welcher oft große Quantitäten Asche niederfallen, welche aus dem Krater bis zu bedeutender Höhe emporgeschleudert waren. Am bekanntesten ist der A., durch welchen im Jahr 79 n. Chr. die beiden Städte Herculaneum und Pompeji zerstört wurden; aber auch sonst sind bedeutende A. beobachtet, wie im Jahr 1822, wo bei einem Ausbruch des Vesuv der ganze Aschenkegel in die Luft geschleudert wurde, oder im Jahr 1835, wo der Vulkan Cosimina in Guatemala ungeheure Aschenmassen auswarf, welche durch den obern Passat bis nach Jamaica (ca. 1500 km) fortgeführt wurden. Auch in neuester Zeit sind mehrfache Fälle von A. beobachtet. Auf der Insel Dominica gibt es einen Vulkan, der sich in steter Thätigkeit befindet, und aus welchem 4. Jan. 1880 eine dichte, schwarze Wolke aufstieg, welche sich in Form von Schlamm und Sand entlud, die gleichzeitig mit einem ununterbrochenen strömenden Regen niederfielen. Der Sand bestand zum größten Teil aus Steinkörnern, unter welchen Labradorit, Sanidin, Pyroxen und Gips erkannt wurden. Hin und wieder waren auch einige Körner Bleiglanz vorhanden. Besonders merkwürdig war aber der vulkanische Staub wegen der zahllosen Kieskristalle, die er enthielt. Bei verschiedenen vulkanischen Eruptionen ist die Asche sehr verschieden zusammengesetzt, da die Vulkane unter sehr verschiedenen geognostischen Verhältnissen auftreten und die Asche, als von zerstörten Gebirgsmassen herrührend, aus verschiedenen Stoffen besteht. Die Asche des Ätna z. B., welche 28. Mai 1879 niedergefallen war, hatte eine schwärzlichgraue Farbe, war fein pulverig und enthielt Bruchstücke von Feldspat und Augitkristallen, kleinen Magnetkörnchen und eine große Anzahl verschiedenfarbiger Glassplitter. Der Name Asche kann nur insofern gerechtfertigt werden, als die bei vulkanischen Eruptionen ausgeworfenen Massen eine äußere Ähnlichkeit mit Asche haben, wenn auch ihre Zusammensetzung eine vollständig verschiedene ist. Der Ausbruch des Vesuv im April 1872 hat auch die Gelegenheit gegeben, den Einfluß der vulkanischen Asche auf die Vegetation zu untersuchen. Man fand, daß die jungen Triebe von fast allen Pflanzen von der Asche gelitten hatten, und daß die Wirkung der einer Verbrennung oder Vertrocknung glich, daß aber Einwirkungen wie von siedendem Wasser nicht beobachtet wurden, und daß die ganze Störung der Gewebe wohl größtenteils als von dem reichlich gefallenen Kochsalz herrührend anzusehen sei.

Ascher (Asser, hebr., "Glücklicher, Felix"), Sohn Jakobs und der Silpa, Stammvater eines der zwölf israelitischen Stämme, welcher bei der Verteilung Kanaans einen schmalen Landstrich, längs der Nordküste vom Karmel bis Sidon, erhielt.

Aschēra, eine Hauptgöttin der Phöniker, Personifikation der sprossenden, fruchtbringenden Natur, Seitenstück und Gemahlin des Baal (daher auch Baaltis oder Baaleth genannt), deren Bild am Himmel der Mond war. In schattigen Hainen, auf grünen Hügeln wurde ihr geopfert; befruchtende Quellen und Bäche waren ihr heilig, desgleichen immergrüne Bäume, wie die Fichte und Cypresse, der Granatapfel (Bild der Fruchtbarkeit) und fruchtbare Tiere, namentlich die Fische. Ihr Dienst blühte vorzüglich in Gebal Mabug (Hierapolis), wo sie Atargatis, zu Askalon, wo sie Derketo hieß, zu Hamath auf Cypern, zu Paphos. Als Opfer brachte man ihr Tauben und Ziegenböcke dar, das liebste Opfer aber war ihr das der Jungfrauschaft, daher sich an den Festen der Göttin die Töchter der Phöniker öffentlich preisgaben. Ihr Gegenstück war die Astarte (s. d.).

Aschermittwoch (Aschertag), der Mittwoch nach dem Sonntag Estomihi, der erste Tag der großen Fasten, so genannt von dem in der katholischen Kirche an diesem Tag üblichen Gebrauch des Bestreuens des Hauptes mit Asche zum Zeichen der Buße. Es wird die Asche von Palmen unter Gebet mit Weihwasser und Räucherung geweiht und vom Priester unter den Worten: "Memento quia pulvis es et in pulverem reverteris" ("Gedenke, daß du Asche bist und wieder zu Asche werden wirst") den einzeln niederknieenden Gläubigen auf das Haupt gestreut.

Aschersleben (lat. Askania), Stadt im preuß. Regierungsbezirk Magdeburg, an der Eine, welche unweit der Stadt in die Wipper fällt, und an den Linien Halle-Grauhof-Löhne und Wittenberg-A. der Preußischen Staatsbahn, ist Sitz eines Amtsgerichts u. einer Reichsbanknebenstelle, hat 3 evangelische (darunter die Stephanskirche) und 1 kath. Kirche, 1 Realgymnasium, Fabriken für Wollwaren, Zucker, Eisenblech, Schwarz- und Weißblech-, Eisen- u. Papierwaren, Maschinen, Kunstdünger, ferner Ziegelbrennerei, Mühlenbetrieb, Färberei, ein Kalisalzwerk, zwei Braunkohlengruben, Gas- und Wasserleitung, bedeutenden Ackerbau, starke Samenzucht (Zuckerrüben-, Zwiebel-, Mohrrübensame) und (1880) 19,501 Einw., darunter 340 Katholiken und 170 Juden. In der Nähe eine Solquelle (Solbad Wilhelmsbad) und auf dem nahen Wolfsberg eine Burgruine (s. Askanien). - A. ist zuerst um 1130 nachzuweisen, wird schon 1175 Stadt genannt, gehörte bis 1315 dem Haus Anhalt und wurde 1322 nebst der Grafschaft dem Bistum Halberstadt einverleibt. Im J. 1540 fand die Reformation Eingang in A. Im Dreißigjährigen Krieg hatte die Stadt seitens beider Parteien viel zu leiden. Durch den Westfälischen Frieden (1648) kam sie an Brandenburg, gehörte dann von 1807 an zum Königreich Westfalen, nach dessen Zerfall (1813) sie wieder preußisch ward.

^[Abb.: Wappen von Aschersleben.]

Ascherson, Paul, Botaniker, geb. 4. Juni 1834 zu Berlin, studierte daselbst 1850-55 Medizin und Naturwissenschaft, wurde 1860 Assistent am botanischen Garten, 1865 auch Kustos am königlichen Herbarium, habilitierte sich an der Universität und ward 1873 zum Professor ernannt. A. begleitete Rohlfs 1873-74 als Botaniker während der Expedition nach der Libyschen Wüste und unternahm im darauf folgenden Winter eine eigne Reise nach der Kleinen Oase daselbst. Er schrieb "Flora der Provinz Bran-^[folgende Seite]