Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Aspersion; Aspersorium; Asperŭla; Asphalt

947

Aspersion - Asphalt.

ufer übersetzen und begann am Morgen des 22. Mai von neuem den Kampf. Er hatte zum mindesten 60,000 Mann, Erzherzog Karl, nach Abzug seiner Verluste, jedenfalls nicht mehr. Es handelte sich wieder um den Besitz der beiden Dörfer; die Österreicher suchten Eßling, die Franzosen A. zu erobern. Napoleon führte, während sein rechter Flügel Eßling verteidigte, sein linker in A. eindrang, seinen Hauptstoß im Zentrum. Die gewaltigen Angriffskolonnen des Marschalls Lannes drangen hier vor und drohten das österreichische Zentrum zu durchbrechen. Der Erzherzog stellte sich, die Fahne in der Hand, selbst an die Spitze der wankenden Bataillone, ließ die Grenadiere aus ihrer Reservestellung vorrücken, und nun wurden die Franzosen zurückgedrängt. Eßling zu erobern, gelang aber auch jetzt nicht; hier hielten sich die Franzosen mit der größten Hartnäckigkeit; doch wurden sie aus A. wieder hinausgetrieben und ihr Zentrum einem heftigen Artilleriefeuer ausgesetzt, welches auch dem Marschall Lannes das Leben kostete. Napoleon konnte sich auf dem linken Donauufer nicht mehr halten und ließ den Rückzug nach der Insel Lobau in der Nacht durch Masséna anordnen, der ihn mit größter Kaltblütigkeit und Ausdauer so leitete, daß dem Feind wenige Trophäen zurückgelassen wurden. Die Verluste der Österreicher betrugen 24,000, die der Franzosen gegen 30,000 Mann. Nach seinem Bülletin wollte Napoleon den Feind völlig zurückgeschlagen, die Schlacht mitten im Sieg freiwillig abgebrochen und erst am 23. den Rückzug befohlen haben. Aber die Wahrheit drang doch durch und rief in Paris unruhige Bewegung, in Tirol und Norddeutschland neue Hoffnungen und den Glauben an Preußens Beitritt hervor. Den Sieg auszunutzen, rasch an das rechte Ufer überzugehen und die erschöpften Franzosen, bevor sie Verstärkungen erhielten, zu vernichten, wagte Erzherzog Karl bei der Erschöpfung der Truppen und dem Mangel an Munition nicht. Er blieb im Marchfeld stehen und begnügte sich mit dem Ruhm, den Nimbus der Unüberwindlichkeit Napoleons gewaltig erschüttert zu haben.

^[Abb.: Kärtchen zur Schlacht bei Aspern (21. Mai 1809).]

Aspersion (lat.), Besprengung.

Aspersorium (lat.), das Weihbecken.

Asperŭla L. (Waldmeister), Gattung aus der Familie der Rubiaceen, perennierende oder einjährige Kräuter mit quirlförmig gestellten Blättern, meist weißen Blüten in oft rispig gruppierten Trugdolden und zweiknöpfiger, trockner Spaltfrucht. Etwa 70 Arten in den gemäßigten Klimaten der nördlichen Erdhälfte. A. odorata L. (gemeiner Waldmeister), mit vierkantigem Stengel, zu acht gestellten, länglich lanzettlichen Blättern und weißen, wohlriechenden Blumen, ist in Laubwäldern einheimisch und hat einen angenehmen gewürzhaften Geruch, der sich durchs Trocknen noch vermehrt und auf einem Gehalt von Cumarin beruht. Die Pflanze war früher offizinell und dient zur Bereitung des Maitrankes.

Asphalt (griech.), Bezeichnung sehr verschiedenartiger Natur- und Kunstprodukte, welche häufig miteinander verwechselt werden. In der Mineralogie gehören zur Asphaltgruppe (Ordnung der Harze) alle Produkte, welche durch Aufnahme von Sauerstoff aus Stein- oder Erdöl entstanden sind, im wesentlichen also aus Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff bestehen und in den ätherischen Lösungsmitteln löslich sind. Steinöl wird in den der Luft zugänglichen obern Gebirgslagen sehr bald braun, dickflüssiger, spezifisch schwerer, minder flüchtig und verwandelt sich schließlich vollständig in Bergteer. Dieser findet sich besonders in sandigen Schichten und lockern Sandsteinen an den meisten Bezugsquellen des Petroleums und wird durch Waschen oder Kochen mit Wasser abgeschieden, worauf man ihn durch Erhitzen von Wasser und, wenn nötig, auch von flüchtigern und flüssigern Bestandteilen trennt. Der Rückstand ist ein zähes, glänzend schwarzes Pech, welches in der Technik als Goudron minéral benutzt wird. Wie den Sand, durchdringt Bergteer auch Kalkstein und bildet so den Asphaltstein, welcher sich im Val de Travers, bei Seyssel, Volant und Chavaroche, bei Seefeld in Tirol, Lobsann im Elsaß, bei Limmer in Hannover und auf der dalmatischen Insel Brazza findet. Der Bergteer, welcher das Gestein durchdringt, ist überall eine Mischung verschiedenartiger Körper, die durch Lösungsmittel und Destillation wenigstens teilweise voneinander getrennt werden können. Unter 200° destillieren Kohlenwasserstoffe über, welche noch als Petroleum bezeichnet werden können; zwischen 200 und 250° destilliert das Petrolen, und als Rückstand bleibt sauerstoffhaltiges Asphalten, welches schwerer als Wasser, in der Kälte brüchig, in Äther unlöslich, aber löslich in Terpentinöl und Steinöl ist. Der eigentliche A. (Erdpech, Judenpech) der Mineralogen umfaßt auch noch verschiedene weichere oder sprödere Körper und findet sich am reinsten in kleinen Hohlräumen älterer Gesteine, in Drusen und Septarien, minder rein als Kluftausfüllung in Flözgebirgen und in eigentlichen Erzgangbildungen, sehr selten lagerartig, wie bei Avlona in Albanien. Auf Trinidad erfüllt er das Becken eines alten Bergsees (Asphaltsee), welcher mehr als 1000 Schritt lang und 120 Schritt breit ist; auch auf Cuba findet er sich massenhaft (mexikanischer A., Chapopote), ent-^[folgende Seite]