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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Asphaltdachfilz; Asphaltmalerei; Asphaltstraßen; Asphodelus

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Asphaltdachfilz - Asphodelus.

hält aber an beiden Fundstätten erdige Beimengungen (bis 35 Proz.). Von den asiatischen Fundorten des Asphalts ist wenig bekannt; über das Vorkommen auf dem Toten Meer wurde in Verbindung mit der Sage von Sodom und Gomorrha sehr viel gefabelt, wogegen jetzt festgestellt ist, daß nur bisweilen Asphaltstücke durch Erdbeben vom Boden des Meers losgerissen und ans Ufer getrieben werden. Dieser orientalische oder ägyptische A. ist sehr rein und spröde, schwarz, fettglänzend, undurchsichtig, Härte 2, spez. Gew. 1,1-1,2, riecht, zumal nach dem Reiben, stark bituminös und dient als braunschwarze Farbe in der Ölmalerei, zu schwarzen Firnissen und Lacken, als Ätzgrund für Kupferstecher, zu Kitten, Salben, Pflastern etc.

Überzieht man eine Platte mit dünner Asphaltschicht, indem man sie mit ätherischer Asphaltlösung bestreicht, und setzt die Platte, zum Teil bedeckt, dem Licht aus, so lösen sich nach einiger Zeit nur noch die vor dem Einfluß des Lichts geschützt gewesenen Teile, und man erhält also, wenn man die Platte unter einem Negativ belichtete, durch Waschen mit Äther ein Bild. Von diesem Verhalten macht man Gebrauch beim photographischen Steindruck. Im Altertum benutzte man A. zum Einbalsamieren von Leichen, aber auch schon als Baumaterial (Babylon, Ninive), und diese letztere Verwendung des Asphaltsteins ist heute weitaus die wichtigste. Sie wurde durch den griechischen Arzt Eirinis begründet, welcher 1712 vom König von Preußen eine Konzession für die Asphaltlagerstätten im Fürstentum Neuchâtel (Val de Travers) erhielt und sich auch 1735 um die Entdeckung des Bergteers im Elsaß Verdienste erwarb. Er organisierte die Technik in derselben Weise, wie sie im wesentlichen noch heute geübt wird, und erzielte die günstigsten Resultate. Trotzdem geriet das Asphaltvorkommen im Val de Travers gegen den Anfang dieses Jahrhunderts wieder in Vergessenheit, und als 1802 das Vorkommen südlich von Genf, bei Seyssel, entdeckt wurde, galt die ganze daran sich knüpfende Asphaltindustrie als etwas Neues. Sie kam als Modesache zu hoher Blüte, verfiel dann aber ebenso schnell und wurde erst 1832 durch den Grafen Sassenay neu begründet. Man hat A. zu den verschiedenartigsten Zwecken benutzt, zu welchen man jetzt viel vorteilhafter Zement verwendet; aber unübertroffen ist die Brauchbarkeit des Asphalts für Straßen, Trottoirs und Terrassen über niedrigen Stockwerken oder Kellerbauten. Der Asphaltmastix, welcher in Broten von 25 kg in den Handel kommt, ist ein zusammengeschmolzenes Gemisch von gepulvertem Asphaltstein und Bergteer und wird bei der Verwendung noch mit etwa 5-6 Proz. Bergteer (bei 150-170°) unter Zusatz von 60 Proz. grobem Sand zusammengeschmolzen. Diese Masse breitet man auf einer ebenen und trocknen Lage von Zementbeton in etwa 15 cm starker Schicht unter raschem Druck mit einem Spatel aus, bestreut sie sofort mit Sand und schlägt auf denselben anhaltend, damit sich die obere Schicht der Asphaltmasse hinreichend mit Sand sättige. Eine neue Epoche für die Asphaltindustrie wurde durch die Arbeiten von Merian in Basel angebahnt, welcher zuerst erwärmtes Asphaltmehl auf die Straße schüttete und künstlich zusammendrückte. Zur Darstellung dieses komprimierten Asphalts wird roher Asphaltstein gröblich zerschlagen, durch Erhitzen auf 100-120° in rotierenden Blechtrommeln zum freiwilligen Zerfallen gebracht, dann heiß auf der gut abgeglichenen Betonlage in einer 4-5 cm starken Schicht ausgebreitet und mit heißen Rammen oder einer heißen Walze zusammengedrückt. Derartig hergestellte Straßen sind seit 1868 mehr und mehr in Anwendung gekommen, werden aber am vorteilhaftesten aus dem A. des Val de Travers hergestellt, welcher 11-12 Proz. Bitumen enthält, während sich in dem Stein von Seyssel nur 6-8 Proz. befinden. Die Steine von Lobsann und Limmer sind für diese Verwendung nicht recht geeignet. Die Asphaltstraßen bieten wesentliche Vorteile gegenüber den gepflasterten oder makadamisierten Straßen, sie sind vor allem leichter rein zu erhalten und vermeiden das erschütternde Getöse bei starkem Wagenverkehr; auch ist die Abnutzung geringer und die Schonung des Fahrmaterials bedeutend. Lasten sind auf Asphaltbahnen fast so leicht fortzubewegen wie auf Schienen, und wenn Steigungen von mehr als 1:60 vermieden werden, so ist bei gehöriger Sauberkeit der Straßen und bei entsprechender Aufmerksamkeit der Kutscher die Gefahr des Stürzens der Pferde durchaus nicht größer als auf Steinstraßen. Die Kosten der ersten Anlage sind fast völlig gleich denen des besten Granitpflasters, die jährliche Erhaltung kostet eine Kleinigkeit mehr; aber nach 7-10 Jahren ist das Granitpflaster so gut wie vollständig verbraucht, die Asphaltstraße dagegen noch völlig unversehrt. Ein aufgehobenes Asphaltpflaster behält zu demselben Zweck oder zur Bereitung von Mastix seinen ursprünglichen Materialwert. Der Verwendung des Asphalts ist die Unterschiebung von Surrogaten sehr nachteilig gewesen. Aus Bergteer und Kalkstein und ganz besonders aus eingekochtem Steinkohlenteer hat man Mischungen hergestellt, welche für manche Zwecke, z. B. zu Isolierschichten, zum Auskleiden von Zisternen, zum Überziehen von starkem Papier, aus welchem man alsdann Wasser- und Gasleitungsröhren formt, recht brauchbar, für Trottoirs und Straßen aber ganz ungeeignet sind. Vgl. Jeep, Der A. (Weim. 1867); Meyn, Der A. und seine Bedeutung für den Straßenbau (Halle 1872); Zetter, Der A. u. seine Verwendung in der Bautechnik (Zür. 1880); Schubarth, Über Asphaltstraßen (Berl. 1881); Dietrich, Die Asphaltstraßen (das. 1882).

Asphaltdachfilz, s. Dachpappe.

Asphaltmalerei. Als dunkelbraune Lasurfarbe hat der Asphalt schon lange in der Malerei, besonders in der altniederländischen, gedient; da er aber im natürlichen Zustand in der Ölmalerei auswächst und schmutzig grau wird, so löst man ihn in Weingeist, wodurch er haltbar wird. Man gebraucht ihn zu ganz dunkeln Schattentönen an Stelle der Mumie (einer gelblichbraunen, noch weniger haltbaren Erdpechfarbe). In England bedienten sich zu Anfang dieses Jahrhunderts viele Maler, die sogen. Asphaltisten, mit Vorliebe der Asphaltfarben. In der Kupferstecherkunst bedient man sich des Asphalts zur Bereitung des Ätzgrundes (s. Ätzen).

Asphaltstraßen, s. Asphalt.

Asphodelus L. (Asphodill, Affodill), Gattung aus der Familie der Liliaceen, meist perennierende Kräuter mit grundständigen, linealen Blättern, blattlosem Stengel und großen, meist weißen Blüten in Trauben oder Ähren, finden sich hauptsächlich in den Mittelmeerländern. A. luteus L., mit gelben, wohlriechenden Blüten in gipfelständiger Traube, wächst in Sizilien und Griechenland. Die jungen Stengel werden in Sizilien als Gemüse wie Spargel gegessen. Die Wurzel war früher gegen allerlei Übel und als Amulett im Gebrauch. Von A. albus Willd., mit weißen Blüten, im südlichen Europa, wurde die scharfe, bittere, an Stärkemehl und Zucker reiche Wurzel ebenfalls als Heilmittel benutzt. In Frankreich verwendet man sie zur Spiritusfabrikation und ge-^[folgende Seite]