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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Assamar; Assami; Assandun; Assanen; Assassin; Assassinen

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Assamar - Assassinen.

und die Ausdünstungen nach den Überschwemmungen des Brahmaputra und seiner Zuflüsse sind der Gesundheit sehr nachteilig. Die Regenmenge erreicht durchschnittlich 2, zu Tscherrapundschi im Khassiagebirge aber 14 m. Der ganzen Grenze entlang wohnen wilde Völkerschaften: auf der nördlichen Seite Abor, Singpho, Mischmi, Akha; auf der südöstlichen Seite Garro, Dschaintia, Khassia, Naga, die sämtlich den Ackerbauern der Ebene von jeher großen Schaden durch räuberische Einfälle und Plünderungen brachten. Besonders die erstern Rassen sind noch wirkliche Wilde; sie haben keinen geregelten Wohnsitz, gehen fast nackt und leben von Jagd und Fischfang. Diese Stämme sind aber keineswegs im Aussterben begriffen; einzelne zählen auf britischem Gebiet über 50,000 Köpfe. A. zeichnet sich durch eine Mannigfaltigkeit an nutzbaren Produkten aus. Die Waldungen sind reich an gesuchtem Bauholz (Teak, Sissu, Dalbergia); in der Ebene sind Kokos- und Dattelpalme selten, Betelnuß und indischer Feigenbaum häufiger. Charakteristisch für A. ist die Cariota urens, eine Art von Sagopalme. Niedriges Unterholz (Dschangel) ohne Unterwuchs bedeckt meilenweit das nicht bebaute Terrain. Die Wälder und Dschangeln bieten lohnende Jagdgründe. Von größern Tieren sind zu nennen: Tiger, Leoparden, Büffel, Hirsche, Rhinozerosse, besonders aber Elefanten, von denen jährlich gegen 300 gefangen werden, was der Regierung ca. 4000 Pfd. Sterl. einträgt; von kleinern: Gazellen, Zwerghirsche, wilde Pfauen und Hühner. Thee ward hier 1823 in wildem Zustand entdeckt, aber erst von 1834 an wurde die wichtige Entdeckung beachtet, nachdem die Identität der Pflanze mit der chinesischen festgestellt worden war. Im J. 1883 waren 250,268 Hektar mit Thee bestanden, die Ernte betrug 23,3 Mill. Pfd. An die Entdeckung vorzüglicher Steinkohlen in ausgebreiteten Lagern südlich vom Brahmaputra und starker Petroleumquellen am Ditring-Nebenfluß des Brahmaputra (gegen Birma) knüpft man große Hoffnungen; gegenwärtig bilden Kalk, Reis, Kartoffeln und Südfrüchte neben Thee die Hauptprodukte der Ausfuhr, welche durch die Dampfer auf dem Brahmaputra (s. d.) besorgt wird. Eine Eisenbahn vom Brahmaputra an westlich bis Makum ist im Bau; eine zweite von Kahar an nördlich zum Brahmaputra ist projektiert. - Hauptort ist seit 1874 Schillong, ein bis dahin unbedeutender Ort in gesunder Lage in den Khassiabergen, 1493 m ü. M. gelegen, der, inzwischen mit Kirchen und öffentlichen Gebäuden ausgestattet, 1881: 3737 Einw. zählte. - Die Provinz ist in elf Distrikte eingeteilt; die Verwaltung, an deren Spitze ein Chief-Commissioner steht, ist "nicht reguliert", d. h. sie ist in ihrer Wirksamkeit nicht durch strenge Rechtsnormen eingeschränkt. Kriminalfälle sind in A. seltener als sonstwo; das Opiumrauchen und Betelkauen hat aber in den untern Schichten stark Eingang gefunden. - A., in der Geschichte des alten Indien Kâmarûpa genannt, bildete im 7. Jahrh. n. Chr. unter einem brahmanischen König ein besonderes Königreich; im 15. Jahrh. zerfiel es in zwölf kleine Staaten, und ungeachtet zahlreicher innerer Kämpfe leistete es den wiederholten Angriffen der mächtigen Mogulsultane von Hindostan Widerstand. Anarchie veranlaßte 1815 Radscha Tschandrakanta, die Birmanen zu Hilfe zu rufen; diese setzten ihn wieder ein, aber darauf verlor seine Dynastie das Reich an die Engländer, welche 1824 die Birmanen vertrieben und im Frieden von Ava 24. Febr. 1826 A. von diesen sich hatten abtreten lassen. A. ist für die Engländer sehr wichtig als vorgeschobenste Provinz gegen den Westen Chinas und wegen seiner Ausdehnung längs des Nordwestens von Birma, durch welches seit Jahren, bisher allerdings noch vergeblich, ein direkter Handelsweg nach dem südlichen China angestrebt wird. Seit 1874 ist A. von der Präsidentschaft Bengalen abgetrennt und steht unmittelbar unter dem Vizekönig. Vgl. Flex, Pflanzerleben in Indien; kulturgeschichtliche Bilder aus A. (2. Aufl., Berl. 1876); Hunter, Statistical account of A. (Lond. 1880, 2 Bde.); "Administration of A." (Schillong 1884).

Assamar (Röstbitter), der Stoff, welcher ganz allgemein beim Rösten und Braten der Nahrungsmittel auftritt und denselben den angenehmen Röstgeschmack verleiht. Wahrscheinlich ist A. ein Gemisch verschiedener Stoffe, auch ist nicht anzunehmen, daß Stärke, Dextrin, Fleisch dieselben Röststoffe liefern.

Assami, Sprache von Assam, 1881 von 1,361,759 Menschen gesprochen, eine Tochtersprache des Sanskrit und dem Bengali (s. d.) sehr ähnlich, aber mit tibetischen und birmanischen Elementen versetzt.

Assandun (jetzt Ashdown), Ort in der engl. Grafschaft Essex, berühmt durch die Schlacht von 1016, in der König Edmund Eisenseite von Knut d. Gr. von Dänemark aufs Haupt geschlagen wurde.

Assanen, s. Asanen.

Assassin (franz., spr. -ssäng, ital. assassino), Meuchelmörder; assassinieren, meuchlings morden.

Assassinen (Assasinen, Assassiden, Assaniten, Hassesinen, Ismaeliten oder Bajaniten), politisch-religiöse Sekte der Mohammedaner, die während der Kreuzzüge, zwei Jahrhunderte lang, in Persien, Syrien und Palästina eine furchtbare Rolle spielte und noch heute in einzelnen Resten fortlebt. Ihr Stifter war Hassan, ein fanatischer Schiite aus Chorasan, welcher nach einem wechselvollen Leben um 1090 in Persien eine Anzahl mutiger und glaubenseifriger Jünglinge um sich sammelte, die er zu schwärmerischer Begeisterung und blinder Unterwerfung unter seine Befehle zu erregen wußte, die sogen. Fêdawi ("sich Opfernden"), ein Name, der eben ihre Hingebung für die heilige Sache bezeichnet. Der Orden zerfiel in mehrere Grade, an der Spitze stand der Scheich ul Dschebal, was die Abendländer mit Vetulus de montanis oder der Alte vom Berge übersetzten. Die Uneingeweihten, als unterste Klasse, mußten alle Gebote Mohammeds erfüllen, die Eingeweihten hatten Geheimlehren mit allegorischen Zeichen und Symbolen. Das Gesetzbuch des Ordens in sieben Kapiteln war von Hassan selbst verfaßt; außerdem galten einige Kommentare des Korans als Norm. Das höchste Gesetz aber war der Scheich ul Dschebal selbst, da in ihm Mohammed wohnend gedacht wurde. Die Genossen hießen auch Haschischin ("Kräuterfresser"). Aus den Blättern der Haschisch- oder Hanfpflanze wurde nämlich ein starker Trank bereitet, um damit die Jünglinge zu betäuben, die in diesem Zustand an einen Ort, wo alle Reize des Sinnengenusses ihrer warteten, gebracht, nach wenigen Tagen aber auf dieselbe Weise wieder von dort entfernt wurden. Sie glaubten dann bereits die Freuden des Paradieses genossen zu haben, und von Sehnsucht nach ähnlichen Genüssen getrieben, gaben sie gern ihr irdisches Dasein dahin. So waren sie die blinden Werkzeuge ihrer Obern, verübten jede blutige That auf deren Befehl und spotteten jeder Marter. Aus Haschischin entstand nach einigen das Wort A.; andre leiten es von dem Stifter Hassan ab. Im J. 1108 überrumpelte dieser das Schloß Alamut in Persien, von wo aus er nach und nach eine Menge Festun-^[folgende Seite]