Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Azōt; Azotos; Azpeitia; Azteken

196

Azot - Azteken.

der Inselgruppe, 421 qkm (7,6 QM.) mit 45,391 Einw. Im Innern erhebt sich der Bagacina-Pik, der 1761 einen großen Lavastrom bis an die Küste ergoß. Vulkanische Dämpfe steigen noch jetzt aus den Schwefelhöhlen (furnas d'enxofre) fortwährend auf. Stark wird hier nur die Orseillegewinnung betrieben, im übrigen ist der Handel gering. Die Hauptstadt Angra do Heroismo wird von einem kahlen Gebirge eingeschlossen, ist gut gebaut, hat starke Festungswerke sowie große, schöne Kirchen und zählt 11,070 Einw., darunter viele Juden, welche, aus Portugal vertrieben, hierher kamen und die Stelle der Engländer vertreten.

Geschichte. Die A. wurden 1431 von dem Portugiesen. Gonzalo Velho Cabral entdeckt; wahrscheinlich aber waren sie schon im Altertum den Karthagern sowie später den Normannen und Arabern bekannt. Genauere Kunde von ihnen kam erst seit ihrer Wiederauffindung und Bevölkerung durch die Portugiesen. Im J. 1431 fand Gonzalo Velho Cabral die Formigas und 1432 Santa Maria. Im J. 1444 wurde San Miguel, 1449 Terceira, San Jorge, Fayal, Flores und Corvo, 1453 Graciosa entdeckt. Die ersten Kolonien gründeten die Portugiesen auf Santa Maria und San Miguel. Nachdem König Alfons V. Fayal an seine Tante, die Herzogin Isabella, Mutter Karls des Kühnen, auf deren Lebenszeit abgetreten hatte, fanden sich auf den A. viele Ansiedler aus Flandern ein. Man nannte sie deshalb auch Vlämische oder Flandrische Inseln (Ilhas Flamengas). A. wurden dieselben von den vielen Habichten (portug. acor) genannt, welche die ersten Entdecker hier antrafen. Später wanderten die aus Spanien vertriebenen Morisken zahlreich ein und führten eine hohe Blüte der Kultur herbei. Der Okkupation Portugals durch Philipp II. von Spanien (1580) unterlagen auch die A. außer Terceira, welches sich der spanischen Herrschaft hartnäckig widersetzte. Allein im Juli 1582 siegte die spanische Flotte über die französische und den portugiesischen Kronprätendenten Antonio von Crato, und 1583 ward Terceira unterworfen. Nach der Befreiung Portugals (1640) folgte für die A. eine Zeit des Rückschritts und Verfalls, denn die portugiesische Politik vertrieb nicht allein die hier angesiedelten Spanier, sondern beschränkte auch den Verkehr der A. auf die Gestade des Tejo. Vergebens suchte Pombal die A. wieder zu heben; besser wurde es erst, als mit der Auswanderung des Hauses Braganza nach Brasilien (1808) größere Handelsfreiheit und damit regerer Verkehr eintrat. In der neuesten Zeit zeichneten sich die A., besonders Terceira, durch ihre Treue gegen Dom Pedro und Donna Maria da Gloria aus. Als 1828 Dom Miguel Portugals Krone an sich gerissen hatte, landete der pedristisch gesinnte Graf Villaflor mit etwa 20 Offizieren auf Terceira, wo Besatzung und Einwohnerschaft den Anmaßungen Miguels Trotz boten, schlug die von Miguel gesandte Flotte zurück und gewann bald sämtliche A. für seine Sache. Im J. 1832 erschien Pedro selbst mit einer Flotte auf Terceira; freudig verstärkten die Insulaner sein Heer, das 8. Juli, 12,000 Mann stark, in Porto landete, 24. Juli 1833 Lissabon besetzte und bald darauf Dom Miguel aus Portugal vertrieb. Vgl. Hartung, Die A. in ihrer äußern Erscheinung und geognostisch geschildert (Leipz. 1860); Kerhallet, Description nautique des Açores (Par. 1865); Godman, Natural history of the Azores (Lond. 1870).

Azōt (griech.), s. v. w. Stickstoff (weil im reinen Stickstoff "kein Leben" möglich).

Azotos, Stadt, s. Asdod.

Azpeitia, Bezirksstadt in der span. Provinz Guipuzcoa, in schönem Thal am Urola gelegen, mit (1878) 6386 Einw. 2 km weiter aufwärts liegt das berühmte ehemalige Kloster (gegenwärtig Museum und Archiv) von Loyola, ein riesiges, prächtiges Gebäude, welches die Form eines Adlers mit ausgebreiteten Flügeln erhalten sollte und einen Turm der Santa Casa, des Geburtsorts des heil. Ignatius, einschließt.

Azteken, die Bewohner Mexikos (s. d.) zur Zeit der Ankunft der Europäer in Amerika. Sie waren im 13. Jahrh. von Norden her in die Thäler von Mexiko eingedrungen, hatten im Bund mit den Akolhuern die bisherigen Einwohner unterjocht und ein mächtiges Reich errichtet, als dessen Hauptstadt sie 1325 die Stadt Tenochtitlan (d. h. Mexiko) gründeten. Die A. standen in dem Ruf mutiger Krieger und behaupteten ihre Herrschaft über die nach Befreiung seufzenden Völker nur durch Furcht und Schrecken. Bei der Ankunft der Europäer erstreckte sich das Reich Montezumas II. an den Küsten des Atlantischen Ozeans vom 18. bis 21.°, an denen der Südsee vom 14. bis 19.° nördl. Br. Einzelne Häuptlinge, wie der kühne Ahuitzotl (1482-1502), waren noch weiter, bis zu den entferntesten Winkeln Nicaraguas und Guatemalas, vorgedrungen. Der Staat der A. war ein Wahlkönigreich. Der König wurde durch vier von ihrer eignen Körperschaft auserkorne Edelleute aus den Nächstverwandten des verstorbenen Herrschers gewählt. Die gesetzgebende Macht war ganz dem Herrscher überlassen, dem eine Art von geheimem Staatsrat zur Seite stand. Ein Gegengewicht gegen etwanige Willkür bildeten jedoch die völlig unabhängig von der Krone bestehenden höhern Gerichtshöfe. Auch gab es geschriebene Gesetze, welche den Stempel blutiger Strenge trugen. Eheangelegenheiten entschied ein eigner Gerichtshof. In den meisten größern Städten waren militärische Besatzungen, welche die an den König zu zahlenden Steuern und Abgaben einzutreiben hatten. Die Verhältnisse der Sklaven waren durch spezielle Gesetze zu ihrem Vorteil geregelt. Der letzte Zweck aller häuslichen Erziehung und öffentlichen Anstalten der A. war Kriegstüchtigkeit. Auf das engste mit der bürgerlichen Verfassung der A. war ihre Religion verschmolzen. Sie glaubten an das Dasein eines höchsten, unsichtbaren Schöpfers und Herrn des Weltalls, des Taotl, unter dem noch 13 Hauptgottheiten und 200 untergeordnete standen; Schutzgott des ganzen Volks war der schreckliche Huitzilopochtli, in dessen prachtvollen Tempeln die Kriegsgefangenen geopfert wurden. Man glaubte an ein dreifaches Dasein nach dem Tod: an einen Himmel, in welchem die Krieger in paradiesischer Seligkeit schwelgten, an einen Ort der empfindungslosen Zufriedenheit für die auf gewöhnliche Weise Verstorbenen und an eine Hölle mit ewiger Finsternis für die Gottlosen. Der zahlreiche Priesterstand übte im öffentlichen und Privatleben einen unbegrenzten Einfluß aus. Die religiösen Feierlichkeiten bestanden teils in Umzügen der Priester, Frauen, Männer, Kinder, teils in Opfern von Blumen, Früchten und Tieren sowie in Menschenopfern. In den letzten Zeiten des aztekischen Reichs sollen jährlich an 20,000 Menschen auf den Altären der Götter geschlachtet worden sein. In höhern Lehranstalten, Calmecac genannt, wurde die zum Priesterstand bestimmte Jugend in der Sternkunde, Götterlehre, Geschichte etc. unterrichtet, wobei Aufzeichnungen in einer Art von Bilderschrift als Hilfsmittel dienten. Auch Gesetze, Berichte der Be-^[folgende Seite]