Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Azulejos; Azulin; Azumbre; Azuni; Azur; Azurin; Azurit; Azygie; Azyma; Azymiten; B

197

Azulejos - B.

amten, Landkarten wurden in solcher Schrift mit Farben aus baumwollenen Tuchen, sauber zubereiteten Häuten und einer Art von Pflanzenpapier aufgezeichnet. Zur Zeit der Ankunft der Spanier war eine große Anzahl solcher Handschriften vorhanden, von denen aber die fanatische Wut der christlichen Priester und Soldaten nur wenig auf uns hat kommen lassen. Einiges findet sich in verschiedenen europäischen Bibliotheken (z. B. in Dresden) zerstreut und wurde zum größten Teil in des Lord Kingsborough Prachtwerk "The antiquities of Mexico" (Lond. 1831-48, 9 Bde.) herausgegeben. Das Rechensystem, das Kalenderwesen und die Chronologie der A. setzten bedeutende Kenntnisse in Mathematik und Astronomie voraus. Ihr Sonnenjahr mit 18 Monaten zu je 20 Tagen, wozu noch 5 Schalttage kommen, war genauer berechnet als das der Griechen und Römer. Hauptbeschäftigung war der Ackerbau, der mit religiösen Einrichtungen eng verbunden war. Silber, Blei und Zinn wurden durch regelmäßigen Bergbau aus den Gruben von Tasco, Kupfer aus den Gebirgen von Zacotollan, Gold aus Sand und Flüssen gewonnen. Den Gebrauch des Eisens kannten die A. aber nicht, statt desselben bediente man sich zu Werkzeugen einer Mischung von Kupfer und Zinn sowie fester Steinarten, wie des Obsidianporphyrs. In gewissen Gold- und Silberarbeiten machten die Goldschmiede der A. den spanischen den Vorrang streitig. Die irdenen und hölzernen Geschirre, die dauerhaften und glänzenden Farben, die stickereiartigen Gewebe, die Schmucksachen aus Federn etc. beweisen ihre große Kunstfertigkeit. Denkmäler ihrer Bildhauer und Baumeister sind noch in großer Zahl vorhanden (s. Amerikanische Altertümer). Handel wurde teils mittels Tausch, teils mittels bestimmter Ausgleichungsmittel von verschiedenem Wert betrieben. Vielweiberei war erlaubt, beschränkte sich aber auf die reichen Klassen. Der Staat der A. stand auf dem Glanzpunkt seines Gedeihens, als Cortez demselben für immer ein Ende machte. Zwar leben noch ihre Nachkommen mit den Europäern vermischt in den Bergen und Thälern des Anahuac; aber alles, was ihre Eigentümlichkeit als Nation ausmachte, ist verwischt. Vgl. außer Prescotts "History of the conquest of Mexico": J. G. ^[Johann Georg] Müller, Geschichte der amerikanischen Urreligionen (Bas. 1855); Buschmann, Über die aztekischen Ortsnamen (Berl. 1852); Derselbe, über die Spuren der aztekischen Sprache (das. 1871); Bancroft, Native races of the Pacific states (San Francisco 1875, 5 Bde.); Bastian, Die Kulturländer des alten Amerika (Berl. 1878, 2 Bde.). Vgl. auch Mexiko.

Azulejos, emaillierte, ursprünglich blau (arab. azul), dann mit verschiedenen Farben bemalte und vergoldete Fayenceplatten, welche seit dem 13. Jahrh. von den Mauren in Spanien zur Bekleidung der Wand- und Bodenflächen benutzt wurden. Die ältesten stammen aus der Alhambra. Die maurische Ornamentik entfaltet in den A. ihre höchsten Farben- und Linienreize; bisweilen sind dieselben mit Devisen versehen. Später setzten die Spanier die Fabrikation der A. fort. Bei den spanischen A. sind die Ornamente jedoch nicht aufgemalt, sondern eingepreßt. Auch heute werden A. noch in Spanien und Portugal verfertigt, wo oft die Fassaden von Häusern damit bekleidet sind.

Azulin, s. Anilin und Phenylfarbstoffe.

Azumbre, s. Acumbre.

Azuni, Domenico Alberto, ital. Geschichtsforscher und Rechtsgelehrter, geb. 3. Aug. 1749 zu Sassari auf Sardinien, war zuerst Advokat in Cagliari, dann Handelsrichter in Nizza, wurde nach Nizzas Vereinigung mit Frankreich 1792 nach Paris berufen, bei der Abfassung des Handelsgesetzbuchs verwendet und dann zum Präsidenten des Appellationshofs in Genua ernannt. Nach Napoleons Sturz war er eine Zeitlang ohne Anstellung, bis er vom König Karl Felix von Sardinien zum Mitglied des Oberkonsulatstribunals in Cagliari ernannt wurde, in welcher Stellung er 23. Jan. 1827 starb. Er war ein ausgezeichneter Kenner des Seerechts, verfaßte das "Sistema universale dei principi del diritto marittimo dell' Europa" (Flor. 1795, 4 Bde.), französisch als "Droit maritime de l'Europe" (Par. 1805, 2 Bde.) von ihm bearbeitet; sodann die "Histoire géographique, politique et naturelle de la Sardaigne" (das. 1802, 2 Bde.; deutsch, Leipz. 1803); ein sehr vollständiges "Dizionario universale ragionato della giurisprudenza mercantile" (Nizza 1786-88; 2. Aufl., Livorno 1822); "Mémoires pour servir à l'histoire des voyages maritimes des anciens navigateurs de Marseille" (Genua 1813) und andre Werke.

Azur (neulat. azurum, v. pers. lãzuward, s. v. w. Lasurstein), die himmelblaue Farbe; als Farbstoff ein hochblaues Pigment, echtes oder künstliches Ultramarin, Schmalte etc. Azurblau, im Handel die dunkelste Sorte der Schmalte, auch eine Sorte Ultramarin.

Azurin, s. Anilin und Phenylfarbstoffe.

Azurit, s. v. w. Kupferlasur.

Azygie (griech.), Ungepaartheit; azygisch, ungepaart, ehelos.

Azyma (griech., hebr. Mazzoth), ungesäuertes Backwerk (Brot oder Kuchen), dergleichen von den Juden während des Passahfestes, von den abendländischen Christen beim Abendmahl genossen zu werden pflegt. Festum azymorum (Chag Hammazzoth), s. v. w. Passahfest (s. d. und Ostern).

Azymiten (Infermentarii), bei den orthodoxen Griechen Spottname für Lateiner, Armenier und Maroniten, weil sie sich (seit dem 9. Jahrh.) beim heiligen Abendmahl des ungesäuerten Brots (vgl. Azyma) bedienen.

B.

B (be), b, lat. B, b, der weiche oder tönende labiale Verschlußlaut. Er wird dadurch hervorgebracht, daß eine aus den Lungen emporgetriebene Luftsäule die Stimmbänder in schwingende Bewegungen versetzt, aber an den fest zusammengepreßten Lippen einem völligen Verschluß begegnet, aus dem sie durch plötzliche Öffnung derselben hervorplatzt. So wenigstens nach der in den meisten Sprachen herrschenden Aussprache des b; es gibt aber auch ein tonloses b, bei dessen Erzeugung die Stimmbänder nicht mitschwingen, und dies ist die in ganz Süd- und Mitteldeutschland sowie am Rhein herrschende Aussprache des b. Bei dieser Aussprache unterscheidet es sich vom p nur durch die geringere Stärke der Artikulation, worauf sich die häu-^[folgende Seite]