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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Bamberger - Bambuk.

in der orientalischen Angelegenheit. In B. begann A. Pfister (1420-70) die Buchdruckerei. Vgl. Leist, Führer durch B. (2. Aufl., Bamb. 1884).

Bamberger, 1) Heinrich von, Mediziner, geb. 27. Dez. 1822 zu Iwonarka bei Prag, studierte in Prag und Wien, trat dann in den Dienst des Wiener allgemeinen Krankenhauses, wurde 1849 Assistent an der medizinischen Klinik, seit 1851 bei Oppolzer, ging 1854 als Professor der medizinischen Klinik nach Würzburg, 1872 als Nachfolger Oppolzers nach Wien. Er schrieb: "Krankheiten des chylopoetischen Systems" (Abt. 1 des 6. Bandes von Virchows "Handbuch der speziellen Pathologie und Therapie" bildend, 2. Aufl., Erlang. 1864); "Lehrbuch der Krankheiten des Herzens" (Wien 1857); "Über Bacon von Verulam, besonders vom medizinischen Standpunkt" (Würzb. 1865); "Über Morbus Brightii" (Leipz. 1875). Bambergers praktisch-medizinische Werke sind von hervorragender Bedeutung durch die außerordentlich großen klinischen Erfahrungen des Verfassers.

2) Ludwig, deutscher Nationalökonom, geb. 22. Juli 1823 zu Mainz, studierte 1842-45 in Gießen, Heidelberg und Göttingen Jurisprudenz, arbeitete zwei Jahre lang an den Gerichten seiner Vaterstadt, nahm 1848 an den politischen Bewegungen daselbst lebhaften Anteil und trat 1849 in die Reihen der Freischärler in der Pfalz. Das Mißlingen der Erhebung, welche er in seiner Schrift "Erlebnisse aus der pfälzischen Erhebung" (Frankf. 1849) schilderte, zwang ihn zur Flucht. Er lebte nacheinander in der Schweiz, in England, Belgien, Holland, meist in kaufmännischen Stellungen, seit 1853 in Paris als Leiter des großen Bankhauses von Bischoffsheim u. Goldschmidt. 1859 nahm er seine publizistische Thätigkeit wieder auf und kehrte 1866 infolge der nach Beendigung des deutschen Kriegs erlassenen Amnestie in seine Vaterstadt zurück, die ihn 1868 in das Zollparlament und dann in den Reichstag wählte, in welchem er sich der nationalliberalen Partei anschloß und seine freihändlerischen Prinzipien mit großer rednerischer Gewandtheit zur Geltung brachte. An der Münzreform hatte er hervorragenden Anteil. 1881 schied er aus der nationalliberalen Partei aus und begründete die Fraktion der Sezessionisten, 1884 in Gemeinschaft mit der Fortschrittspartei die der Deutschfreisinnigen. Er bekämpfte seitdem Bismarcks Politik, namentlich dessen Kolonialpläne. Seine wichtigsten Schriften sind: "Monsieur de Bismarck" (Par. 1868; deutsch, Bresl. 1868); "Vertrauliche Briefe aus dem Zollparlament" (das. 1870); "Zur Naturgeschichte des französischen Kriegs" (Leipz. 1871); "Die Aufhebung der indirekten Gemeindeabgaben in Belgien, Holland und Frankreich" (Berl. 1871); "Zur deutschen Münzgesetzgebung" (das. 1873); "Die Arbeiterfrage unter dem Gesichtspunkt des Vereinsrechts" (Stuttg. 1873); "Die Zettelbank vor dem Reichstag" (2. Aufl., Leipz. 1874); "Reichsgeld, Studien über Währung und Wechsel" (3. Aufl., das. 1876); "Deutschland und der Sozialismus" (das. 1878); "Die Sezession" (Berl. 1881).

Bambergische Halsgerichtsordnung (Bambergensis Constitutio criminalis), ein von dem Fürstbischof Georg von Limburg für die stift-bambergischen Lande 1507 publiziertes Strafgesetzbuch. Sie wurde entworfen von dem Freiherrn Johann dem Tapfern von Schwarzenberg und Hohenlandsberg, der in bambergischen Diensten stand, ist häufig gedruckt (Bamb. 1507, dreimal bei Johann Schöffer 1508, das letzte Mal 1531) und wurde auch von den Markgrafen Georg und Kasimir von Brandenburg für die fränkischen Länder des brandenburgischen Kreises fast unverändert als Strafkodex publiziert (sogen. Brandenburgica). Die Bambergensis wurde sodann nach mehrfacher Überarbeitung als peinliche Halsgerichtsordnung Kaiser Karls V. zum deutschen Reichsgesetz (sogen. Carolina) erhoben, weshalb die Bambergensis auch als die Mutter der Carolina (mater Carolinae), die Brandenburgica aber als die Schwester der Carolina (soror Carolinae) bezeichnet werden. Eine Ausgabe der peinlichen Halsgerichtsordnung Kaiser Karls V. nebst der Bamberger und Brandenburger Halsgerichtsordnung besorgte Zöpfl (2. Ausg., Leipz. 1876). Vgl. E. Brunnenmeister, Die Quellen der Bambergensis (Leipz. 1879).

Bambino (ital.), "kleines Kind", namentlich das Santissimo B. in Rom, eine prächtig gekleidete, das Christuskind darstellende, für wunderthätig geltende Holzpuppe in der Kirche Ara Celi zu Rom, wird vom heiligen Abend bis zum Epiphaniasfest (6. Jan.) mit dem Presepio (s. d.) ausgestellt und am letztern Tag feierlich wieder in seine Kapelle zurückgebracht, die es sonst nur verläßt, um in eigner verschlossener Karosse zu Kranken gefahren zu werden.

Bambocciaden (spr. -botschahd-; franz. Bambochades), die groteske Darstellung von Szenen des gemeinen Lebens, der Bauern- und Schenkstuben, von Trinkenden, Betrunkenen, Spielern, Bettlern etc. Die Gattung erhielt diesen Namen nach Pieter de Laar (s. d.), einem Niederländer, der zuerst in Italien dergleichen Szenen mit großer Meisterschaft malte und dort von seiner Mißgestalt den Beinamen Bamboccio erhielt. In den Niederlanden war dieses Genre schon lange vor ihm durch H. Bosch, P. Aertsen, die Familie Brueghel u. a. kultiviert worden. Später machten sich besonders Brouwer, Ryckaert, die beiden Teniers, A. van Ostade u. a. als Maler von grotesken Darstellungen aus dem Bauernleben bekannt. In Italien war Michelangelo Cerquozzi (delle bambocciate) ein Nachahmer des Pieter de Laar.

Bambolah, s. Bablah.

Bamboo (engl., spr. bämbuh, "Bambus"), strohgelbe, unglasierte Thonwaren, werden in Indien von den Eingebornen gefertigt.

Bamborough (spr. bämmbro), Fischerdorf an der Küste Northumberlands (England), einst bedeutende Stadt. Dabei, auf steilem Basaltfelsen, das 550 gegründete Schloß, teilweise Ruine.

Bamboucbutter, s. Bassia.

Bambu, asiat. Hohlmaß, s. Kojang.

Bambuk, großes, aber schwach bevölkertes Land in Senegambien, an der Ostseite des obern Faleme und südwestlich von Kaarta (s. Karte "Guinea etc."). Es ist gebirgig, aber gut bewässert durch zahllose Zuflüsse des Faleme, unter denen der Sanon Colez (Goldfluß) der bedeutendste ist, hat ausgedehnte treffliche Bergwiesen, die zahlreiche schöne Schaf- und Rinderherden nähren, und auch sonst sehr fruchtbaren Ackerboden, in welchem ohne besondere Pflege Reis, Mais, Hirse, Wassermelonen, daneben Palmen, Bananen und wilder Wein üppig gedeihen. Die reiche Vegetation nährt unzählige Bienenschwärme; aus dem gewonnenen Honig bereitet man berauschende Getränke. Der Hauptreichtum Bambuks besteht aber in seinen Eisenerzen und dem in den Schuttablagerungen der Flüsse, besonders des Faleme, sehr reichlich vorkommenden Golde, das die Bewohner gut zu bearbeiten verstehen. Letztere gehören zu den Mandinka, man schätzt ihre Zahl auf 800,000. Sie sind friedfertige Leute, die sich neben der Jagd nur mit dem Aufsuchen von Gold beschäftigen, das sie nebst dem Elfenbein von den zahlreichen hier einheimischen Elefanten