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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Barra - Barras.

grovesümpfen bedeckt und zum Anbau wohlgeeignet. In den Handel gelangen Goldstaub und Elfenbein, die nach dem britischen Hafen Albreda ausgeführt werden. Der Küstensaum und ein Teil des Landes am Gambia gehören den Briten. Hauptort ist Barrinding, wo der sogen. König residiert.

Barra, Stadt in der ital. Provinz Neapel, östlich bei der Stadt Neapel, mit (1881) 8464 Einw., Seidenmanufakturen, Wein- und Obstbau.

Barra do Rio Negro (oder Manaos), Hauptstadt der brasil. Provinz Amazonas, nahe dem Zusammenfluß des Rio Negro und Amazonas, mit etwa 5000 Einw.

Barrafranca, Stadt in der ital. Provinz Caltanisetta [richtig: Caltanissetta] (Sizilien), Kreis Piazza Armerina, mit verfallener Festung und (1881) 9052 Einw.

Barrage (franz., spr. -rahsch), die einen Weg oder Fluß sperrende Barriere; das hier zu erhebende Wegegeld; Sicherung der Lagerfässer vor dem Fortrollen durch Querhölzer.

Barrainseln, die südlichste Gruppe der äußern Hebriden (Schottland), aus zwölf Inseln bestehend, die zusammen ein Areal von 90 qkm haben, mit (1881) 2161 kath. Einwohnern, welche das Gälische in großer Reinheit sprechen und von Fischerei, Viehzucht und Sodabereitung leben. Barra, die größte derselben, ist 13 km lang, 5 km breit, im W. eben und niedrig, im O. gebirgig, nicht fruchtbar, aber reich an Weideland. Sie hat an der Nordküste einen Hafen und 1869 Bewohner. Die südlichste Insel ist Bernera und endet mit dem Barra Head (177 m), auf dem sich ein Leuchtturm befindet.

Barranco (span.), die tief eingerissene Schlucht, welche den Zugang zu dem großen Kesselthal der Insel Palma, der Caldera, eröffnet. Nach dieser typischen Lokalität wurden die Bezeichnungen B. und Caldera überhaupt auf alle ähnlich konturierten und in gleicher Weise gebildeten Kesselthäler und Schluchten vulkanischer Gebirge übertragen. Vgl. Vulkane.

Barrande (spr. barāngd'), Joachim, Baron von, Paläontolog und Geolog, geb. 1799 zu Saugues im Departement Oberloire, wurde auf der polytechnischen Schule zu Paris gebildet, war dann Erzieher des Grafen Chambord (Heinrichs V.), lebte zuletzt als Privatgelehrter in Prag und starb 5. Okt. 1883 in Schloß Frohsdorf. Er widmete sich namentlich der Erforschung des silurischen Systems in Böhmen und entwickelte daran seine Theorie der Kolonien, die er gegen manche Angriffe mit Glück verteidigte. B. schrieb: "Système silurien du centre de la Bohême" (Par. u. Prag 1852-77, Supplement 1872); "Colonie dans le bassin silurien de la Bohême" (Par. 1860); "Défense des colonies" (das. u. Prag 1861 bis 1870, 4 Tle.); "Documents sur la faune primordiale et le système taconique en Amérique" (Par. 1861); "Die silurische Fauna aus der Umgebung von Hof" (im "Neuen Jahrbuch für Mineralogie" 1868); "Représentation de colonies de la Bohême dans le bassin silurien du nord-ouest de la France" (Par. 1853); "Céphalopodes. Études générales" u. a. Der erste Teil des "Système" bildet zugleich das Hauptwerk über die Trilobiten.

Barranquilla, s. Bolivar.

Barrantes, Vicente, span. Schriftsteller, geb. 24. März 1829 zu Badajoz, studierte zuerst Theologie, wandte sich aber 1848 in Madrid ganz der litterarischen Thätigkeit zu und machte sich bald durch dramatische Stücke, Romane, Novellen (darunter "Sempre tarde", 1851) und zahlreiche kleinere Dichtungen (besonders die "Baladas españolas") zu einem beliebten Schriftsteller. Zugleich verfocht er in politischen Satiren und den historischen Novellen: "Juan de Padilla" und "La viuda de Padilla" seine liberalen Anschauungen und die Idee eines iberischen Einheitsstaats. Zu Anfang der 50er Jahre wirkte er als Hilfsbeamter im Sekretariat des Ministeriums des Innern, bis ihm seine Berufung in die Cortes 1858 ein neues Arbeitsfeld eröffnete. Ein Unfall auf einer Reise nach Cadiz rief bald darauf eine Wandlung seiner bisherigen freisinnigen Anschauungen hervor. In den folgenden Jahren zeichnete er sich in den Cortes aus, wo er an der Seite Ayalas und im Sinn Canovas de Castillos kämpfte, wirkte dann 1866-68 als Regierungssekretär auf den Philippinen und kämpfte seitdem unermüdlich auf dem Felde der Kolonialpolitik im Interesse der Kolonien. 1872 ernannte ihn die spanische Akademie zum Mitglied, zugleich ehrte ihn die Regierung durch Berufung in den Unterrichtsrat, der jedoch nach sechs Monaten wieder abgeschafft wurde. Seitdem privatisiert B. Von seinen zahlreichen Werken sind noch als die bedeutendsten (außer seinen akademischen Reden und einigen Spezialwerken über Estremadura) anzuführen: "Viaje á los infiernos del sufragio universal", ein politisch-satirisches Werk im Novellenstil; das große historische Werk "Guerras piraticas de Filipinas" und "Diccionario biográfico de hombres célebres extremeños"; ferner: "Narraciones extremeñas", "Cuentos y leyendas" und "Dias sin sol".

Barras (franz., spr. -ah), s. v. w. Scharrharz, s. Fichtenharz.

Barras (spr. -ra oder -ras), Paul Jean François Nicolas, Graf von, Mitglied des französischen Direktoriums, geb. 30. Juni 1755 zu Fos-Emphoux (Var) aus einem altadligen Geschlecht, kam als Leutnant nach Ile de France und von da nach Ostindien, wo er, namentlich bei Ponditscherri, gegen die Briten kämpfte. Nachdem er als Kapitän seinen Abschied genommen, lebte er längere Zeit in Paris ganz seinen ausschweifenden Vergnügungen, erfaßte aber 1789 eifrig die neuen Ideen, beteiligte sich an der Erstürmung der Bastille (14. Juli 1789) und an der der Tuilerien (10. Aug. 1792), erhielt die Verwaltung des Vardepartements und ward dann Kommissar der Armee in Italien, wo er die Generalverwaltung der Grafschaft Nizza übernahm. Im September in den Konvent gewählt, stimmte er für den Tod des Königs ohne Aufschub und Appellation an das Volk sowie 31. Mai 1793 gegen die Girondisten und schloß sich ganz der Partei des Bergs an. Gewöhnlich ward er zu Sendungen bei der Armee gebraucht. Er leitete die Belagerung von Toulon und unterdrückte die Aufstände im Süden Frankreichs. Bei Robespierre als nicht entschieden genug mißliebig, schloß er sich den Gegnern desselben an und spielte bei dessen Sturz die Hauptrolle. Am 9. Thermidor (27. Juli 1794) zum Oberbefehlshaber der bewaffneten Macht in Paris ernannt, zersprengte er die Truppen Henriots und bemächtigte sich der Person Robespierres. Seitdem zeigte sich B. gemäßigter und menschlicher und suspendierte die Guillotinierung einer Menge Verurteilter. Im November 1794 wurde er Sekretär und 4. Febr. 1795 Präsident des Konvents und Mitglied des Wohlfahrtsausschuß. Er zog sich nun von der Bergpartei ganz zurück, ja verfolgte 1. Prairial (10. März 1795) die Reste derselben mit großem Eifer, trat aber mit gleicher Entschiedenheit sowohl gegen die Umtriebe der Royalisten als gegen die Ausschweifungen der Sektionen auf. Am 13. Vendémiaire (5. Okt. 1795) erhielt er vom