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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bastardsafran; Bastardwechsel; Bastarner; Bastei; Bastern; Bastérne; Bastetaner; Bastĭa; Bastĭan

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Bastardsafran - Bastian.

Generation. Endlich variieren auch die B. in der Regel stärker als die Stammformen. - Den durch Befruchtung gebildeten B. sind die durch Pfropfung entstandenen an die Seite zu stellen (Propfhybriden). Man erhält solche unter anderm bei verschiedenen Kartoffelsorten, indem man knospentragende Keilstücke von Knollen der einen Art in entsprechende Stellen einer zweiten Sorte einfügt. Die aus derartigen Knollen hervorgehenden Pflanzen stehen in ihren Merkmalen zwischen den beiden Stammformen. Andre Fälle von Pfropfhybridation bieten die sogen. Bizzaria-Orangen mit gemischten Charakteren der Orange und Zitrone, Cytisus Adami, die pomachierten Abutilon etc. Die Kenntnis der B. verdanken wir vorzugsweise den zahlreichen Versuchen von Kölreuter (1761), Gärtner ("Methode der künstlichen Bastardbefruchtung", Stuttg. 1849), Wichura ("Die Bastardbefruchtung im Pflanzenreich", Bresl. 1865), Herbert ("Amaryllidaceae etc.", Lond. 1873), Focke ("Die Pflanzenmischlinge", Berl. 1880).

Bastardsafran, s. Saflor.

Bastardwechsel, ein mit fingierter Firma versehener Wechsel.

Bastarner (Basterner), alter, wahrscheinlich german. Volksstamm, erst auf der nördlichen Karpathenterrasse bis zur Weichsel, später zwischen Borysthenes (Dnjepr) und Tyras (Dnjestr) seßhaft, kam frühzeitig mit den Römern in feindliche Berührung. Aufgereizt durch den König Perseus von Makedonien, griffen sie 175 v. Chr. die Dardaner im Zentrum der Hämushalbinsel an, um nach deren Vernichtung durch das Land der Skordisker nach Italien vorzudringen. Nach Vereitelung dieses Plans erschienen 20,000 bastarnische Streiter als Bundesgenossen des Perseus wider die Römer 169. Später fochten die B. mit Mithridates gegen Pompejus, gegen den makedonischen Statthalter C. Antonius Hybrida und gegen M. Crassus, der sie 30 v. Chr. aus Thrakien verdrängte und ihnen selbst jenseit der Donau mehrere Niederlagen beibrachte. Unter Marcus Aurelius waren sie mit den Markomannen verbündet, später mit den Goten zu mehreren Raubzügen, einmal selbst zur See. Kaiser Probus versetzte 100,000 B. ins römische Gebiet. Seitdem verschwindet ihr Name, und an ihrer Stelle treten die Goten mit jugendlicher Kraft auf. Die B. waren ein wildes, kräftiges und mutiges Volk, das nur vom Krieg lebte. Auf Wagen führten sie Gut, Weib und Kind mit. Ihre Hauptstärke war die Reiterei, welche mit leichten Fußtruppen untermischt in den Kampf ging. Ein Zweig des großen Stammes waren die Peukiner auf der Insel Peuke (St. Georgsinsel), am Ausfluß der Donau.

Bastei (lat. bastio, Halbturm), an den Ecken oder auch in den geraden Linien der Stadtmauer vorgebaute, nach dem Graben oder dem Außenterrain zu halbrunde, nach der Stadtseite zu viereckige, die Mauer überragende hohe Türme mit steinernen Brustwehren, Zinnenmauern, welche den Übergang der alten Städtebefestigung zum Bastionärtracee charakterisieren. Auf ihrer Plattform konnte Geschütz aufgestellt werden, außerdem waren sie mit Geschützkasematten zur Grabenverteidigung etc. versehen. Albrecht Dürers Befestigungsentwürfe sind auf diese Befestigungsweise basiert.

Bastei, berühmter Aussichtspunkt in der Sächsischen Schweiz, östlich von Wehlen, 170 m über dem Elbspiegel, 261 m ü. M.

Bastern, s. Zucker.

Bastérne (franz.), rings geschlossene Sänfte; Ochsenwagen; bedeckter Rüstwagen.

Bastetaner (auch Mastianer genannt, wohl ein Teil der Bastuler in Bätica), im Altertum ein Volk im tarraconensischen Spanien, den Küstenstrich westlich von Carthago nova bis zum Gebirge Orospeda (Sierra Segura) im Innern bewohnend, mit den Städten Basti (jetzt Baza), Eliocroca (jetzt Lorca) u. a.

Bastĭa, ehemalige Hauptstadt der Insel Corsica, amphitheatralisch am Meer auf der Ostküste gelegen, mit Wällen und Mauern umgeben und von einer starken Citadelle überragt. B., so genannt nach einer von den Genuesen hier zuerst angelegten Befestigung, verdankt seine Bedeutung seiner günstigen Lage an dem Italien nächsten Punkte der Insel, vermöge deren es am frühsten mit Italien in Beziehungen trat. Der Hafen war zwar nicht einer der besten, aber einer der besuchtesten und ist neuerdings durch Errichtung eines Molo so erweitert worden, daß er auch größere Schiffe aufnehmen kann (1882 sind in diesen 824 Schiffe mit 200,574 Ton. eingelaufen). Die Stadt trägt ganz genuesischen Charakter und hat außer dem schönen, 1 km langen Boulevard enge und krumme Straßen. Sie wird in die Ober- und Unterstadt eingeteilt, hat 1 Kathedrale (jedoch keinen Bischof mehr), 8 andre Kirchen und Kapellen. Unter den Gebäuden sind bemerkenswert: die Kirchen Ste.-Marie, St.-Jean, St.-Roche und La Conception, alle im italienischen Stil ausgeführt und überreich dekoriert; das neue Stadthaus, der Justizpalast und das Theater, das Zivil- und das Militärhospital. Auf der Place St.-Nicolas, welche das Meer beherrscht, steht das marmorne Standbild Napoleons I. Die Stadt zählt (1881) 19,696 Einw., welche Antimonbergbau, Schiffbau und Eisengießerei, Gerberei, Teigwarenfabrikation, Korallenfischerei und Handel mit diesen Produkten sowie mit Wein, Südfrüchten und Öl betreiben. B. ist Hauptort eines Arrondissements und Kriegsplatz zweiter Klasse, Sitz eines Appellhofs, eines Handelstribunals und mehrerer Konsulate, hat ein Lyceum, eine hydrographische Schule, eine öffentliche Bibliothek von 25,000 Bänden, ein Naturalienkabinett und eine wissenschaftliche Gesellschaft (die einzige auf Corsica). B. wurde 1383 durch den Genuesen Leonel Lomellino gegründet und war fast 400 Jahre hindurch der Sitz der genuesischen Gouverneure. Als Corsica unter französischer Herrschaft 1791 in zwei Departements geteilt wurde, blieb B. der Hauptort des einen; allein bei der Wiedervereinigung beider Teile (1811) wurde Ajaccio zur Landeshauptstadt erhoben.

Bastĭan, 1) Adolf, berühmter Reisender und Ethnograph, geb. 26. Juni 1826 zu Bremen, studierte in Berlin, Heidelberg, Prag, Jena und Würzburg und ging als Schiffsarzt nach Australien. Er durchstreifte hier die Golddistrikte und einen Teil des Innern, fuhr nach Neuseeland und von dort durch die Südsee nach Peru. Dann überstieg er die Andes und nahm in der alten peruanischen Hauptstadt Cuzco sein Hauptquartier. Später finden wir ihn in Westindien, auf dem Missouri und Mississippi, an den Pyramiden Mexikos und in Kalifornien. Von hier aus ging er nach China, besuchte Hinterindien und den Malaiischen Archipel und verweilte längere Zeit in Kalkutta. Dann befuhr er vier Monate lang auf einem kleinen Boote den Ganges, durchzog Dekhan und das Marathenland und ging nach Bombay, von wo er sich nach Persien begeben wollte. Der zwischen England und Persien ausbrechende Krieg verhinderte die Ausführung dieses Plans; dagegen besuchte er die Ruinen von Babylon und Ninive. Nachdem er Syrien und Palästina durchzogen, ruhte