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Bentheim - Bentinck.
in herbariis Kewensibus servata definita" (das. 1862-83, 3 Bde.). Außerdem schrieb B.: "Scrophularineae indicae" (Lond. 1835), "Plantae Hartwegianae" (das. 1839-57) und bearbeitete für Martius' "Flora brasiliensis" die Familie der Papilionaceen und für De Candolles "Prodromus" die Familien der Polemoniaceen, Skrofulariaceen, Labiaten und Stockhousiaceen.
Bentheim, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Osnabrück, in einem Thal zwischen den Bentheimer Bergen, an der Eisenbahn von Salzbergen nach Arnheim, hat ein Amtsgericht, eine reformierte und kathol. Kirche, ein Schloß auf einer Höhe, Baumwollweberei, Steinbrüche, eine kalte salinische Schwefelquelle mit Badeanstalt und (1880) 2285 Einw. B. ist der Hauptort der standesherrlichen Grafschaft B. des Fürsten von B.-Steinfurt, welche aus den Ämtern. B. und Neuenhaus (jetzt Kreis Grafschaft B.) besteht, an der Vechte und Dinkel liegt, große Moore umfaßt und aus 925 qkm (16,8 QM.) 30,000 Einw. zählt. - Das gräfliche, jetzt fürstliche Haus B. stammt von Dietrich VI., Grafen von Holland (gest. 1157), und seiner Gattin Sophie von Rheineck, der Nichte der Kaiserin Richenza, ab. Beider Sohn Otto I. ist 1182 erster Graf von B. Nachdem das blühende Geschlecht 1421 mit Bernhard I. im Mannesstamm erloschen war, fiel die Grafschaft an dessen Schwesterenkel, den Dynasten Everwien von Güterswiek (gest. 1454), welcher durch Heirat die Herrschaft Steinfurt dazu erwarb. Arnold III. (1562-1606) erlangte durch mütterliche Erbschaft auch die Grafschaft Tecklenburg und die Herrschaft Rheda. Nach ihm teilte sich das Geschlecht in zwei Hauptlinien. Stifter der ältern Linie, B.-Tecklenburg, war Adolf (gest. 1625); sie besaß Tecklenburg-Rheda und Hohenlimburg. Johann Adolf (gest. 1701) trat 1699 an den Grafen von Solms drei Viertel von Tecklenburg und ein Viertel von Rheda ab. Solms überließ sein Recht wieder an Preußen, welches 1707 die ganze Grafschaft Tecklenburg in Besitz nahm. 1817 erteilte Preußen dem Grafen Emil die preußische Fürstenwürde. Die jetzigen Besitzungen des Fürsten bestehen hauptsächlich in der Grafschaft Hohenlimburg und der Herrschaft Rheda als Standesherrschaften unter preußischer Oberhoheit (seit 1816 mit dem Recht einer Virilstimme auf den westfälischen Landtagen). Nach dem am 8. Jan. 1885 erfolgten Tode des Fürsten Franz (geb. 11. Okt. 1800), der seinem Bruder, dem Fürsten Moritz Kasimir (geb. 1795), 5. Dez. 1872 folgte, erbliches Mitglied des preußischen Herrenhauses und preußischer Generalleutnant à la sulte der Armee war, ist sein Neffe, Prinz Gustav (geb. 4. Okt. 1849), Rittmeister à la sulte der preußischen Armee, Standesherr geworden. - Die jüngere Linie, B.-Steinfurt, 1622 von Arnold Jobst gestiftet, teilte sich später wieder in die Linien B.-Steinfurt und B.-Bentheim; letztere erlosch 1803, und ihre Besitzungen, welche 1753-1819 an Hannover verpfändet waren, fielen an erstere zurück. Durch die Rheinbundsakte kamen die Grafschaften B. und Steinfurt an das Großherzogtum Berg., B. wurde 1810 mit Frankreich vereinigt. Die Wiener Kongreßakte stellte B. unter hannöversche (jetzt preußische), Steinfurt unter preußische Hoheit. Auch diese Linie wurde 1817 mit Graf Ludwig in den preußischen Fürstenstand erhoben. Jetziger Standesherr (seit 3. Nov. 1866) ist Fürst Ludwig (geb. 1. Aug. 1812), preußischer Generalleutnant à la sulte der Armee und erbliches Mitglied des preußischen Herrenhauses. Vgl. Möller, Geschichte der vormaligen Grafschaft B. (Lingen 1879).
Bentheim, Wilhelm Belgicus, Prinz von B.-Bentheim, österreich. Feldmarschallleutnant, geb. 17. April 1782 zu Burgsteinfurt, trat 1799 in das österreichische Heer, wurde 1804 Major, 1809 Oberstleutnant und auf dem Schlachtfeld von Aspern Oberst. Bei Wagram führte er, die Fahne in der Hand, sein geworfenes Regiment von neuem dem Feind entgegen; nicht minder ruhmvoll focht er 1813 bei Dresden und Kulm. Zum General erhoben, zeichnete er sich 1814 mit der von ihm errichteten österreichisch-deutschen Legion im südlichen Frankreich aus. Nach dem Pariser Frieden übernahm er mehrere diplomatische Sendungen, besonders nach London und Paris, und führte dort sowie in Berlin und Frankfurt die Sache der mediatisierten deutschen Fürsten. Nach Beendigung dieser Geschäfte kehrte er zum Heer zurück, ward Brigadier in Prag, 1826 Inhaber eines Infanterieregiments, 1827 Feldmarschallleutnant und Divisionär in Padua. Durch rasches Einrücken und schnelles Handeln stellte er 1831 in den nördlichen Provinzen des Kirchenstaats die gestörte Ordnung glücklich her. Er starb, allgemein geachtet, als Kommandant des 2. Armeekorps in Italien 12. Okt. 1839 zu Villafranca.
Bentinck, freiherrliche Familie der Pfalz, die im 14. Jahrh. nach Geldern und von da nach England und Oldenburg verpflanzt wurde. Die ältere englische Linie ward begründet durch Johann Wilhelm von B., der den Titel eines Grafen von Portland erhielt (s. Bentinck 1). Die jüngere westfälische Linie stammt von Wilhelm von B. (gest. 1773), einem Seitenverwandten des Genannten, der, zum Reichsgrafen erhoben, sich 1733 mit Charlotte Sophie, der Erbtochter des letzten Grafen von Aldenburg, Anton II., vermählte und dadurch das gräflich aldenburgische Fideikommiß erwarb. Dieses bestand aus der Herrschaft Kniphausen und der unter dänischer Hoheit stehenden Herrschaft Varel nebst Gütern im Oldenburgischen. Dieselben hatte Graf Anton Günther zu Oldenburg und Delmenhorst (gest. 1667) seinem natürlichen Sohn Anton hinterlassen, welch letzterer durch kaiserliches Reskript legitimiert worden war und 1653 sogar den Titel eines Reichsgrafen von Aldenburg erhalten hatte. Der ältere Sohn Antons II., Christian Friedrich Anton, stiftete die ältere westfälische Linie; er war seit 1759 im Besitz von Kniphausen und Varel, der ihm vergeblich von seinem Bruder streitig gemacht wurde, und hinterließ bei seinem Tod 1768 fünf Kinder, von denen die beiden ältesten Söhne, Wilhelm Gustav Friedrich und Johann Karl (geb. 1768, gest. 22. Nov. 1833 als großbritannischer Generalmajor), die westfälische Linie von neuem in einen ältern und einen jüngern Zweig teilten. Der Erstgenannte, der Gründer des ältern westfälischen Zweigs, erhielt nach des Vaters Tode die Fideikommißherrschaften. Er hatte aus seiner ersten Ehe mit der Freiin von Reede zwei Töchter und einen Sohn, Wilhelm Anton (gest. 1813). Dann lebte er seit 1800 mit Sara Margarete Gerdes, der Tochter eines oldenburgischen Landmannes, in einer sogen. Gewissensehe bis 1816, wo er sich förmlich mit ihr trauen ließ. Von ihr hatte er mehrere Kinder, darunter drei Söhne: Wilhelm Friedrich (geb. 1801, nach Amerika ausgewandert 1833, gest. 1867), Gustav Adolf (geb. 1809, hannöverscher Rittmeister) und Friedrich Anton (geb. 1812, k. k. Oberstleutnant). Dem ältesten trat der Vater schon 1827 die Mitregentschaft über die Fideikommißherrschaften ab, die während der französischen Invasion eine Zeitlang zu Holland, dann als bloße Privatgüter zum französischen Kaiser-^[folgende Seite]