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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bienen

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Bienen (der Bienenstaat).

legt eine Königin in 24 Stunden 3000 Eier und kann dabei noch über 15 Stunden ausruhen.

Den Drohnen und der Königin liegt lediglich die Fortpflanzung der Art ob; alle übrigen Geschäfte außerhalb und innerhalb des Stockes besorgen die Arbeitsbienen. Sie lecken den Blumennektar (auch andre Süßigkeiten: Blattlaushonig, Blatthonig etc.) auf, sammeln ihn in der Honigblase an und setzen ihn, in den Stock zurückgekehrt, in die Zellen ab. Der Bienenhonig ist aber nicht etwa bloß durch Verdunstung von Wasser verdickter Pflanzennektar, sondern er ist ein Produkt der B., das im Honigmagen durch einen chemischen Prozeß aus Nektar erzeugt wird. Den Pollen (Blumenstaub) sammeln die B. von den männlichen Blütenteilen, befeuchten ihn mit Speichel und Honig, um ihn klebrig zu machen, und tragen ihn in ihren Körbchen als sogen. Höschen in den Stock, um ihn in die Zellen zu stampfen. Wasser brauchen die B. zur Löschung ihres Durstes, und um verzuckerten Honig wieder flüssig zu machen; sie sammeln es aber nicht in den Zellen auf, sondern teilen es sich gegenseitig mit. Von verschiedenen Pflanzen, z. B. den Knospen der Erlen, Kastanien etc., tragen die B. Kitt ein, jedoch nicht auf Vorrat, sondern um ihn sogleich zur Abglättung der Wohnung, zur Verstopfung aller Ritzen derselben und zur stärkern Befestigung der Waben an der Decke und den Wänden zu verwenden. Das Futter für die Larven bereiten in der Regel die jüngern B., welche noch nicht aufs Feld ausfliegen. Brütende B. nehmen eine Quantität Honig und Pollen in den Chylusmagen auf und bereiten aus dem Speisebrei (Chymus) einen besondern Saft, den Speisesaft (Chylus), den sie, insoweit sie ihn nicht zur Ernährung des eignen Lebens ins Blut aufnehmen, den Larven als Futtersaft reichen. Da Honig keinen Stickstoff enthält, so gibt der Pollen den Stickstoff zum Futtersaft her. Die Wachsbereitung ist in der Regel ebenfalls eine Arbeit der jüngern B. Wollen die B. Wachs erzeugen, so nehmen sie vielen Honig und Pollen in ihren Chylusmagen auf und lassen den bereiteten Chylus ins Blut übergehen, aus welchem sie das Wachs in den sogen. Spiegeln abscheiden und an den vier letzten Bauchschuppen in Gestalt dünner, länglichrunder Blättchen als Wachs hervortreten lassen. Die Wachserzeugung ist daher ein willkürlicher Akt der B. Das Bauen der Waben besorgen ebenfalls die jungen B. Die bauenden B. ziehen mit den Hinterfüßen sich selbst und andern B. die Wachsblättchen aus den Bauchringen hervor, zerkauen und bespeicheln sie und bringen sie nun dort an, wo sie eine Wabe beginnen oder weiterführen wollen. Jede Wabe besteht aus einer Mittelwand, an welcher auf beiden Seiten horizontal liegende sechseckige Zellen aufgeführt sind. Die Zellen, mit welchen die Waben an der Decke befestigt sind (Heftzellen), sind fünfeckig, damit jede derselben mit einer flachen Seite befestigt werden kann. Die kleinen sechseckigen Zellen (Arbeiterzellen) dienen zur Erbrütung der Arbeitsbienen und die großen sechseckigen Zellen (Drohnenzellen) zur Erbrütung der Drohnen. Übergangszellen sind da vorhanden, wo die B. von Arbeiterzellen zu Drohnenzellen übergehen. Verlängerte Arbeiter- und Drohnenzellen dienen nur zur Aufspeicherung des Honigs. Die Weiselzellen stehen isoliert, mit der Mündung nach unten, sind eichelförmig und inwendig rund; nach dem Ausschlüpfen der Königin werden sie in der Regel wieder abgenagt. Es gibt unter ihnen zwei Formen, sogen. Schwarmzellen und Nachschaffungszellen; die erstern sind gleich anfänglich als Weiselzellen angelegt und haben einen runden Boden, die andern sind umgeformte Arbeiterzellen mit einem Pyramidenboden. Die eigentliche Bauzeit der B. ist der Frühling, besonders die Monate Mai und Juni. Neugebaute Waben sind schneeweiß, durch die Ausdünstung der B. werden sie aber bald gelblich und dunkel gefärbt.

Solange die Arbeiter- und Drohnenlarven gekrümmt auf dem Zellenboden liegen, wird ihnen nur Futtersaft gereicht; sobald sie aber das Kopfende aufwärts richten, erhalten sie bis zur Bedeckelung Honig und Pollen und müssen das Futter nun selbst verdauen. Eine königliche Larve erhält von Anfang an bis zur Bedeckelung der Zelle nur feinsten Futtersaft in überreicher Menge. Es ist also neben der geräumigen Zelle das reiche und sorgfältiger präparierte Futter, welches in der königlichen Larve die vollständige Entwickelung der Geschlechtsorgane bewirkt. Zugleich erhellt, daß die Larven in den Arbeiterzellen, da ihnen vom sechsten Tag an, wenn die Entwickelung der Geschlechtsorgane beginnt, unverdautes Futter gereicht wird, sich zu Weibchen mit unentwickelten Geschlechtswerkzeugen ausbilden. In der Regel entwickelt sich aus dem Bienenei in drei Tagen eine Larve. Die Königin ist 5½ Tage offene

^[Abb.: Fig. 3. Verdauungsapparat der Biene.]