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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Billom; Billon; Billot; Billroth; Billung; Billwerder; Billwerder-Ausschlag; Bilma

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Billom - Bilma.

gnadigungsrecht zustehe; Uniformitätsakte und Testakte sollten für die kirchlichen Verhältnisse maßgebend sein. Dies war das Ergebnis der englischen Verfassungskämpfe des 17. Jahrh., in denen das Parlament zuerst im Frühjahr 1628 eine Petition of rights ("Bitte um Recht") beschloß, die der König Karl I. ablehnte.

Billom (spr. bijóng), Stadt im franz. Departement Puy de Dôme, Arrondissement Clermont, an einem Nebenflüßchen des Allier und an einer Zweiglinie der Lyoner Bahn, mit der Kirche St.-Cerneuf (aus dem 12. Jahrh., jetzt restauriert), mehreren Schloßruinen, (1876) 3737 Einw., Fabriken für Leinwand, Zwirn und Fayence, Handelsgericht und geistlichem Collège. B., das Billiomagus der Gallier, war ehemals befestigt und zur Zeit der Ligue ein Hauptherd der Unruhen.

Billon (franz., spr. bijóng), Silberlegierung, welche mehr Kupfer als Silber enthält, also z. B. das Metall der Scheidemünzen. In Frankreich ist B. geradezu gleichbedeutend mit Scheidemünze, auch wenn diese aus Kupfer besteht. B. heißt ferner auch Ausschußgeld, d. h. zu geringhaltige oder außer Kurs gesetzte Geldstücke, die nur nach dem Gewicht verkauft werden, um in den Schmelztiegel zu wandern; endlich die Schmelze, die von solchem Ausschußgeld bei den Münzen gemacht wird. Billonnage, Handel mit verbotenen, geringhaltigen Münzsorten; Billonneur, einer, der diesen Handel treibt.

Billot (spr. bijoh), Jean Baptiste, franz. General, geb. 15. Aug. 1828 zu Chaumeil (Corrèze), trat 1. Dez. 1847 in die Militärschule von St.-Cyr ein, ward 1849 als Unterleutnant in den Generalstab versetzt und diente mit Ausnahme des mexikanischen Feldzugs beinahe immer in Algerien. In rascher Folge stieg er 1852-69 vom Leutnant bis zum Oberstleutnant auf, wurde 1870 beim Ausbruch des deutsch-französischen Kriegs von Afrika nach Frankreich berufen und zum Obersten in der Loirearmee ernannt. Er schloß sich der republikanischen Partei an und erlangte die besondere Gunst Gambettas und Freycinets, die ihn an die Spitze des neugebildeten 18. Korps stellten und ihn sehr bald zum Brigadegeneral, dann zum Divisionsgeneral au titre auxiliaire ernannten. An der Spitze seines Korps nahm er am Gefecht von Beaune la Rolande (28. Nov.) teil, kam aber dem 19. Korps unter General Crouzat so spät zu Hilfe, daß dieser Beaune nicht nehmen konnte und zurückweichen mußte. Er gehörte darauf zur Armee Bourbakis und bildete in der Schlacht an der Lisaine den äußersten linken Flügel. Durch die Kommission für die Revision der militärischen Grade wurde er nur als Brigadegeneral bestätigt. Als Mitglied der Nationalversammlung, zu welchem ihn im Februar 1871 sein heimisches Departement Corrèze wählte, schloß er sich der republikanischen Linken an, die ihn bald zu ihrem Präsidenten erwählte, und beteiligte sich lebhaft an den Verhandlungen über die Armeereform. Ende 1875 wurde er zum unabsetzbaren Senator ernannt, widersetzte sich den monarchischen Restaurationsplänen mit großem Eifer und bewirkte hauptsächlich im Februar 1878 die Reform des französischen Generalstabes nach preußischem Muster. Nach dem Sieg der Republik bewirkte sein Freund Gambetta seine Ernennung zum Divisionsgeneral und Kommandeur der 1. Division des 1. Armeekorps in Lille. 1879 bereits wurde er zum kommandierenden General des 1. Korps in Marseille ernannt und übernahm im Januar 1882 im Kabinett Freycinet das Kriegsministerium, das er bis 1883 behielt; 1884 erhielt er das Kommando des 1. Armeekorps in Lille.

Billroth, Theodor, Mediziner, geb. 26. April 1829 zu Bergen auf Rügen, studierte in Greifswald, Göttingen, Berlin und Wien, wurde 1855 Assistent an der chirurgischen Universitätsklinik in Berlin, ging 1859 als Professor der Chirurgie und Direktor der chirurgischen Klinik nach Zürich, 1867 als Professor der Chirurgie nach Wien. 1870-71 war er in deutschen Lazaretten am Rhein thätig. B. ist einer der vielseitigsten Chirurgen der Gegenwart, nicht nur ein genialer Operateur (Magenresektion, Exstirpation des Kehlkopfes), sondern auch, auf Grundlage einer sehr gründlichen allgemeinen medizinischen Bildung, ein tüchtiger Mikroskopiker, scharfsinniger Forscher und durch seine große kriegschirurgische Erfahrung eine Autorität auf dem Gebiet der Kriegsheilkunde. Er schrieb: "Über den Bau der Schleimpolypen" (Berl. 1855); "Über die Entwickelung der Blutgefäße" (das. 1856); "Beobachtungsstudien über Wundfieber und accidentelle Wundkrankheiten" (das. 1862); "Die allgemeine chirurgische Pathologie und Therapie" (das. 1863; 12. Aufl. von Winiwarter, 1885); "Chirurgische Klinik, Zürich 1860-67" (das. 1869), "Wien 1868" (das. 1870), "Wien 1869-70" (das. 1872), "Wien 1871-76" (das. 1879); "Chirurgische Briefe aus den Feldlazaretten in Weißenburg und Mannheim 1870" (das. 1872); "Untersuchungen über die Vegetationsformen von Coccobacteria septica" (das. 1874); "Über das Lehren und Lernen der medizinischen Wissenschaften" (Wien 1876); "Über den Transport der im Feld Verwundeten und Kranken" (das. 1874); "Krankenpflege im Haus und im Hospital" (das. 1880). Er gibt heraus mit Pitha das "Handbuch der allgemeinen und speziellen Chirurgie mit Einschluß der topographischen Anatomie, Operations- und Verbandlehre" (Stuttg. 1865-75, 3 Bde.); mit Lücke u. a. "Die deutsche Chirurgie" (das. 1879 ff.). Auch ist B. Mitherausgeber von Langenbecks "Archiv für klinische Chirurgie" (Berl.).

Billung, s. Hermann, Herzog von Sachsen.

Billwerder, s. Bille.

Billwerder-Ausschlag, s. Bille.

Bilma (auch Kawar genannt), Oasengruppe in der Sahara, auf halbem Weg zwischen Fezzan und Bornu gelegen, ist reichlich mit Wasser versehen, besitzt Dum- und Dattelpalmen und wird im O. von dem bis 632 m hohen Mogodomgebirge begrenzt, während sie selbst eine Hochebene von durchschnittlich 500 m Höhe bildet und in die beiden Oasen Kawar (Kauar) und Bilma zerfällt. In der erstern ist Schimmedru Sitz eines Scheichs der Snussi, in der zweiten ist der Hauptort Garo (fälschlich auch B. genannt); die Residenz des Sultans befindet sich aber in Kalala. Zwei verwandte Häuser folgen abwechselnd einander auf dem Thron. Die Bewohner (ca. 4000), welche einen dem Kanuri (Bornusprache) verwandten Negerdialekt reden, gehören zum Tibbu- oder Tedastamm. Die Bedeutung der Oase beruht auf ihrem Salzreichtum. Die berühmten Salzminen, neuerlich von Rohlfs besucht und geschildert, liegen vorzugsweise auf der Nordseite von Kalala und bestehen in großen Gruben, welche von 6-10 m hohen Salz- und Erdschutthaufen umgeben sind. Die Gruben selbst stoßen in der Tiefe auf eine stark salzhaltige Wassermasse, die sich beständig erneuert und so stark verdunstet, daß sich binnen einigen Tagen eine mehrere Zoll dicke Kruste auf dem Wasser bildet, welche durchstoßen und abgefischt wird. Das hier gewonnene Salz wird (als Pulver in klienen ^[richtig: kleinen] Kristallen oder in tellerartige Formen gegossen) oft von 1000 Kamele starken Karawanen der Tuareg