Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

986

Bismark - Bissing.

Stendal nach Langwedel, mit Amtsgericht, evangelischer Kirche und (1880) 2099 Einw.

Bismark, Friedrich Wilhelm, Graf von, württemb. Generalleutnant und Militärschriftsteller, geb. 28. Juli 1783 zu Windheim in Westfalen, ward 1796 Kornett in hannöverschen Diensten, trat 1803 in nassauische, 1804 in englische Dienste und wohnte 1805 der Expedition nach Norddeutschland bei. 1807 trat er wieder in württembergischen Dienst. Im Feldzug von 1809 zeichnete er sich als Rittmeister bei Riedau aus, 1812 unter Ney namentlich in der Schlacht an der Moßkwa (Borodino). 1813 focht er an der Spitze eines württembergischen Chevauleger-Regiments bei Bautzen, Dennewitz und Wartenburg. Bei Leipzig gefangen genommen, ward er nach dem Übertritt der Württemberger zu den Alliierten freigelassen und im Feldzug von 1814 dem Prinzen Adam von Württemberg als Chef des Generalstabs beigegeben. Den Feldzug von 1815 machte er als Generalquartiermeister der Reiterei des Kronprinzen von Württemberg mit, ward dann Flügeladjutant des Königs, im April 1816 in den Grafenstand erhoben, nach Wilhelms I. Regierungsantritt mit der neuen Organisation der Reiterei betraut und 1819 Generalmajor. 1820 zum lebenslänglichen Mitglied der Kammer der Standesherren sowie zum Gesandten am Hof zu Karlsruhe, 1825 auch an den Höfen zu Berlin, Hannover und Dresden ernannt, folgte er 1826 dem Ruf, an der neuen Organisation der dänischen Armee mitzuwirken. Im J. 1830 ward er Generalleutnant und Kommandant der Reiterei. 1835 lud ihn Kaiser Nikolaus von Rußland nach St. Petersburg ein, um die russische Kavallerie zu begutachten. 1848 in den Ruhestand versetzt, starb er 18. Juli 1860 in Konstanz. Er wirkte für Vereinfachung der Bewegungen der Reiterei und ausgedehnte Verwendung derselben im Sicherheitsdienst und Nachrichtenwesen. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: "Vorlesungen über die Taktik der Reiterei" (Karlsr. 1818, 3. Aufl. 1826); "System der Reiterei" (Berl. u. Posen 1822); "Felddienst der Reiterei" (Karlsr. 1820); "Felddienstinstruktion für Schützen und Reiter" (das. 1821, 4. Aufl. 1835); "Neues Schützensystem der Reiterei" (Stuttg. 1824, 2. Aufl. 1825); "Reiterbibliothek" (Karlsr. 1825-31, 6 Bde.); "Ideentaktik der Reiterei" (das. 1829), sein bestes Werk; "Die königlich preußische Reiterei unter Friedrich d. Gr." (das. 1837); "Aufzeichnungen" (das. 1847).

Bismarpfund, dän. Gewicht, = 12 Pfd. à 0,5 kg.

Bismillah (arab., "im Namen Gottes"), ein als Aufforderung oder Einladung üblicher Ausruf.

Bismutin, s. v. w. Wismutglanz.

Bismutit, Mineral aus der Ordnung der Karbonate, findet sich amorph, derb, eingesprengt, ist gelblichgrün, grau, strohgelb, schwach glänzend, undurchsichtig, Härte 4-4,5, spez. Gew. 6,12-6,27, besteht aus kohlensaurem Wismut Bi_{16}CO_{11}+aq. Man kennt es von Ullersreuth in Schlesien, Sparenberg im Vogtland, Schneeberg, Johanngeorgenstadt.

Bismutum, Wismut; B. hydrico-nitricum, subnitricum, nitricum praecipitatum, Magisterium Bismuti, basisch salpetersaures Wismut; B. metallicum, regulinisches Wismut; B. valerianicum, baldriansaures Wismut.

Bisogno (ital.), die Notadresse bei Wechseln, s. v. w. al bisogno.

Bison, Wisent.

Biß (Bißwunde), s. Wunde.

Bissão (Bissau), portug. Fort an der Westküste Afrikas, unter 11° 51' nördl. Br. auf einer Insel an der Mündung des Geba, mit gutem Hafen, wird von etwa 600 Freien und 800 Sklaven bewohnt.

Bissagosinseln (Bissao), eine Gruppe von etwa 30 Inseln an der Küste Senegambiens, zwischen dem Kap Roxo und Kap Verga. Die Inseln bestehen vorherrschend aus Schlackenmassen und sind von zahlreichen Klippen umgeben, im übrigen schön, überaus fruchtbar (Hauptprodukte: Baumwolle, Indigo, Reis, Wachs, Häute) und zum Teil dicht bevölkert, aber für Europäer ein höchst ungesunder Aufenthalt. Die Bewohner, Bissago oder Bijuga genannt, sind ein Negervolk, stark, kriegerisch und gute Schiffer. Portugal besitzt die Inseln Bolama, Galinhas und Orango, welche dem auf der Insel Bolama (s. d.) an der Mündung des Rio Grande residierenden Gouverneur von Portugiesisch-Guinea unterstellt sind. (S. Karte "Senegambien etc.")

Bissaya (Visaya), Volksstamm auf den Philippinen in Ostasien, bewohnt die Inseln Sámar, Léyte, Bohol, Cebu, Negros und Panáy nebst einigen kleinern, deren Gesamtheit in administrativer Hinsicht den Distrikt B. mit 54,788 qkm (996 QM.) Areal und (1879) 2,094,982 Einw. bildet. Die B. gehören zur malaiischen Rasse, sind teils Mohammedaner, teils Heiden und nur zum Teil den Spaniern unterworfen. Von den Tagalen auf Luzon unterscheiden sie sich eigentlich nur durch die geringere Kulturstufe, auf der sie stehen. Vgl. Philippinen.

Bissen, Hermann Wilhelm, Bildhauer, geb. 13. Okt. 1798 in Schleswig, bezog als Maler 1816 die Kopenhagener Akademie der Künste, ging aber einige Jahre später zur Bildhauerei über. Nachdem ihm 1823 die große goldene Medaille zu teil geworden, ging er in demselben Jahr nach Rom, wo er sich unter Thorwaldsens Leitung ausbildete, von dessen Schülern in reinem Schönheitssinn und idealer Auffassung keiner dem Meister so nahe gekommen ist wie er. Seine Hauptwerke sind: die Walküre (1835), Narziß, Orest vor den Furien flüchtend (1851, beim Brande des Schlosses Christiansborg 1884 vernichtet), Philoktet (1856), Zug der Ceres und des Bacchus (ein Fries von 41 m Länge mit über 300 Figuren, im Rittersaal der Christiansborg zu Kopenhagen, der bei dem Brande des Schlosses ebenfalls zerstört wurde), Moses der Gesetzgeber (1859, am Eingang der Frauenkirche zu Kopenhagen aufgestellt), die überlebensgroßen 18 Statuen, welche die sogen. Königintreppe des Schlosses Christiansborg zieren, die Viktoria auf dem Thorwaldsen-Museum, Apollon Musagetes und Minerva in der Universitätsvorhalle zu Kopenhagen (1843) sowie nach Thorwaldsens Entwurf (1832-1834) Gutenbergs kolossale Statue und die zwei Basreliefs an dem Sockel der Statue in Mainz. Auch fertigte er den Tapfern Landsoldaten bei Fredericia. Thorwaldsen übertrug ihm in seinem Testament sowohl die künstlerische Aufsicht über sein Museum als die Vollendung seiner nicht fertig gewordenen Werke. Seit 1850 Direktor der Akademie in Kopenhagen, starb er daselbst 10. März 1868. Vgl. Plon, Le sculpteur danois Wilhelm B. (2. Aufl., Par. 1871).

Bissener, s. Petschenegen.

Bisser (Bissahir), Landschaft, s. Baschahr.

Bissing, Henriette von, geborne Krohn, Romanschriftstellerin, geb. 31. Jan. 1798 zu Warin in Mecklenburg-Schwerin, verheiratete sich frühzeitig mit dem Leutnant v. B., dem sie nach den verschiedenen Garnisonsplätzen folgte, bis er 1837 als Oberstleutnant seinen Abschied nahm und sich nach Nienburg a. d. Weser zurückzog. Nach seinem Tod lebte sie in Anklam, wo sie 22. Jan. 1879 starb. Frau v. B. ist eine der begabtern Romanschriftstelle-^[folgende Seite]