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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bissingen-Nippenburg; Bister; Bisti; Bistoquet; Bistouri; Bistritz; Bistritza; Bistritz-Naszód; Bistum; Bisulca; Bisutûn

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Bissingen-Nippenburg - Bisutûn.

rinnen der neuern Zeit. Ihr episches Talent und zugleich ihr feiner Sinn für volkstümliche Überlieferung in Geschichte und Sage treten am schönsten hervor in dem Roman "Reimar Widdrik und Dithmarschen im Jahr 1500" (Hannov. 1847). Gleich lobenswert ist ein zweiter historischer Roman: "Lucrezia Tornabuoni" (Hannov. 1846), der eine treffliche Schilderung des italischen Lebens zur Blütezeit der Mediceer entwirft. Von ihren frühern Werken nennen wir: "Die Familie Steinfels, oder die Kreolin" (Hannov. 1841), "Victorine" (das. 1842), "Waldheim" (das. 1844) und "Minona" (das. 1844), welche sämtlich die liebenswürdige Weiblichkeit der Verfasserin widerspiegeln und sich durch treue Schilderung der Lebensverhältnisse auszeichnen.

Bissingen-Nippenburg, Kajetan, Graf, ultramontaner Politiker, geb. 18. März 1806 zu Schramberg in Württemberg, besuchte die Universität Innsbruck, wo er die Würde eines Doktors der Rechte erwarb und 1828 als Auskultant in den österreichischen Staatsdienst trat, übernahm 1838 die württembergische Herrschaft Schramberg, war mehrere Jahre ritterschaftliches Mitglied der württembergischen Zweiten Kammer, 1848 Mitglied des Vorparlaments und des Fünfzigerausschusses, wurde 1849 vom Kaiser Franz Joseph zum Statthalter von Tirol und Vorarlberg und 1855 von Venetien ernannt. 1860 zog er sich in das Privatleben zurück, war bis 1868 Mitglied der württembergischen Kammer und wurde 1872 in den deutschen Reichstag gewählt, in dem er sich der Partei des Zentrums anschloß. 1884 schied er aus dem Reichstag aus.

Bister (Biester, Röstbraun, brauner Lack, Sod, Chemischbraun), braune Wasserfarbe, welche aus Holzruß, am besten aus Buchenholzruß, dargestellt wird, indem man denselben in verschlossenen Blechbüchsen glüht, pulvert, mit Wasser wäscht und schlämmt. Mineralbister (Manganbraun) ist in der Natur als Wad vorkommendes oder künstlich dargestelltes Manganhydroxyd, welches man aus Chlorbereitungsrückständen (im wesentlichen eine Lösung von Manganchlorür) erhält, indem man die Flüssigkeit filtriert, mit Natronlauge fällt, den Niederschlag auswäscht und der Luft so lange aussetzt, bis er vollständig braun geworden ist. Man kann auch die Flüssigkeit mit Chlorkalklösung und Kalkwasser fällen, bis der entstehende Niederschlag seine Farbe nicht mehr verändert, filtrieren und den Niederschlag mit verdünnter Salpetersäure, dann mit Wasser vollständig auswaschen und trocknen. Bisweilen wird diese Farbe auch auf Geweben erzeugt, indem man dieselben mit Mangansalzlösungen tränkt, dann in warme Natronlauge bringt, der Luft aussetzt u. endlich durch ein schwaches Chlorkalkbad nimmt.

Bisti, pers. Rechnungsstufe, = 1/10 Senar = 1/100 Kran (s. d.).

Bistoquet (franz., spr. -keh), der Stoßkolben beim Billard.

Bistouri (franz., spr. stu-), chirurg. Messer mit beweglicher Klinge und von verschiedener Form, wie die Figuren zeigen. Die Klinge wird in der Regel mittels eines Ringes oder Schiebers in dem Griffe festgestellt.

^[Abb.: Bistouri.]

Bistritz (ungar. Besztercze), Stadt, Sitz des ungar. Komitats B.-Naszöd (Siebenbürgen), an der Bistritza in einem schönen Thal an der Hauptstraße nach der Bukowina gelegen, hat eine gotische evang. Kirche (von 1519) mit hohem Turm und Siegestrophäen aus den Türkenkriegen, viele Neubauten, ein Minoriten- und Piaristenkloster, mehrere Spitäler und (1881) 8063 meist deutsche und evang. Einwohner, welche namhaften Holzhandel und starke Mühlenindustrie treiben. B. hat ein evang. Obergymnasium, Lehrerpräparandie und eine Ackerbauschule und ist Sitz eines Gerichtshof. Westlich davon die Ruinen eines Hunyadyschen Schlosses. B. war ehedem eine der bedeutendsten Handelsstädte Siebenbürgens, im 15. und in der ersten Hälfte des 16. Jahrh. sehr wohlhabend und hatte damals 22,000 Einw.

Bistritz (B. am Hostein), Stadt in Mähren, Bezirkshauptmannschaft Holleschau, an der Bistritza, Nebenfluß der Betschwa, und an der Kremsierer Eisenbahn, Sitz eines Bezirksgerichts, mit prächtigem (freiherrlich Laudonschem) Schloß nebst Park, einer schönen Kirche, Fabrik für Möbel aus gebogenem Holz und (1880) 2843 Einw. B. ist ein beliebter Molkenkurort. In der Umgegend das herrliche Rudolfsthal und der Berg Hostein (733 m hoch), auf welchen die gefälschte Königinhofer Handschrift den Sieg Jaroslaws von Sternberg über die Tataren (1241) verlegt, mit einer Wallfahrtskirche.

Bistritza (Goldene B.), goldführender Fluß in der Moldau, entspringt in der Bukowina, fließt südöstlich und mündet nach einem Laufe von etwa 300 km unterhalb Bakau in den Sereth.

Bistritz-Naszód (spr. -nassōd), ungar. Komitat in Siebenbürgen, grenzt an die Komitate Csik, Maros-Torda, Klausenburg, Szolnok-Doboka, Marmaros, die Bukowina und die Moldau, umfaßt 4014 qkm (72,9 QM.), ist sehr gebirgig, wird vom Großen Szamos und dessen Nebenflüssen bewässert, hat (1881) 95,017 Einw., meist Rumänen, die insbesondere den Bergbau betreiben. Der hohen Lage wegen ist das Land nicht sehr fruchtbar. Außer Holz liefert es Mais, Erdäpfel, Obst etc., Getreide nur an einigen Orten und in geringer Menge. Hauptort ist Bistritz.

Bistum, das Amt und die Würde eines Bischofs; der Bezirk oder Sprengel, über welchen sich die kirchliche Amtsgewalt eines Bischofs erstreckt; im ehemaligen römisch-deutschen Reich das Land, welches ein Bischof als Souverän beherrschte; s. Bischof und Diözese.

Bisulca (lat.), Säugetiere mit gespaltenen Klauen, Zweihufige, Wiederkäuer.

Bisutûn (Behistûn), Dorf im pers. Kurdistan, 36 km östlich von Kirmanschahan, an der alten Heerstraße von Babylon nach O., berühmt durch die an einer 550 m hohen, senkrecht abfallenden Felswand weißen Marmors eingehauenen umfangreichen Keilinschriften des Perserkönigs Darajawusch (Dareios I.), worin dessen Siege über die Rebellen seines Reichs verkündigt werden. An den Seiten befinden sich wohlerhaltene Reliefs von kolossalen Figuren. Eine Gruppe zeigt den König Dareios, begleitet von zwei Kriegern, wie er den rechten Fuß auf den Leib eines zur Erde niedergeworfenen Mannes setzt, der seine Hände bittend gegen ihn erhebt. Der Inschrift nach stellt diese Figur den Magier Gaumata dar, bekannt unter dem Namen des falschen Smerdis (s. Smerdis). Dem König