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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Blitum; Blitz; Blitzableiter

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Blitum - Blitzableiter.

des Auswärtigen betraut ward. In der That wollte B. nicht bloß die Beamten zu willenlosen Werkzeugen der jeweiligen Regierung herabdrücken, sondern überhaupt die ganze Verfassung beseitigen. Schon auf dem Landtag von 1837 kam es zu heftigen Auftritten zwischen der Deputiertenkammer und dem Minister, die sich 1841 in noch größerm Maß wiederholten, da B. den Beamten im Landtag den Urlaub verweigerte. Obwohl B. in seiner Geschäftsführung wesentliche Erfolge aufzuweisen hatte, so reizte er doch die Opposition immer wieder durch seinen junkerhaften Hochmut. Doch wich er erst 1843 der Mißstimmung gegen sein System, indem er in seine frühere Stellung als Bundestagsgesandter zurücktrat. In dieser Stellung mahnte er den Bundestag vergeblich zu energischen Beseitigung des gefährlichen Konstitutionalismus; 1848 in den Ruhestand versetzt, starb er 16. April 1861 in Frankfurt. Interessante Briefe und Aktenstücke aus seiner vormärzlichen Zeit gab er heraus unter dem Titel: "Einiges aus der Mappe des Freiherrn v. B." (Frankf. 1849).

Blitum L. (Erdbeerspinat, Beermelde), Gattung aus der Familie der Chenopodeen, der Gattung Chenopodium sehr ähnlich. B. capitatum L. hat dreieckige, fast spießförmige Blätter und nackte Ähren, findet sich verwildert auf unbebauten Plätzen, wird aber auch, wie B. virgatum L. mit blattwinkelständigen Blütenknäuelchen, wegen der zahlreichen hochroten, erdbeerähnlichen Früchte in Gärten kultiviert. Beide Arten wachsen in Süddeutschland wild. Die Früchte schmecken fade und enthalten einen roten, aber nicht dauerhaften Farbstoff (Schminkbeeren); die Blätter lassen sich wie die des Spinats als Gemüse benutzen. Allenthalben bei uns auf wüsten Plätzen, an Wegen, Zäunen etc. wuchert B. Bonus Henricus Mey. (Chenopodium Bonus Henricus L. guter Heinrich), kenntlich an den dreieckig spießförmigen Blättern, den end- und blattwinkelständigen Ähren und den saftlosen Blütenhüllen.

Blitz, s. Gewitter.

Blitzableiter, Vorrichtungen, welche die Verheerungen des Blitzschlags von gewissen Orten abwenden sollen. Die Ansicht, daß bereits die Priester der alten Kulturvölker (Ägypter) die Gesetze der Blitzleitung gekannt hätten, hat in neuerer Zeit mehrfache Bestätigungen erhalten. So fand Dümichen an der Fassade des Tempels von Edfu zwei Inschriften, welche sich darauf beziehen, daß die vier das Gebäude überragenden Flaggenmasten das Unwetter des Himmels abwehren und das Gebäude schützen sollen. Auch an dem Tempel von Dendrah findet sich eine ähnliche Inschrift, welche von den danebenstehenden mit Kupfer beschlagenen und oben zugespitzten Holzstangen von 30-40 m Höhe aussagt, daß sie dazu bestimmt seien, "das Ungewitter zu brechen aus der Höhe". Ebenso fand auch Brugsch eine ähnliche vierte Inschrift zu Medinet Abu, welche noch angibt, daß die Spitzen vergoldet und die Masten von Ramses III. (1300 v. Chr.) errichtet seien. Durch die Auffindung dieser Inschriften erhalten die bisher nicht besonders gewürdigten Nachrichten, daß die griechischen und römischen Priester es verstanden hätten, den Blitz vom Himmel herabzulocken, und daß mehrere Priester und Könige dabei vom Blitz erschlagen seien, neues Interesse. Auch aus dem Mittelalter lassen sich Spuren dunkler Kunde der Blitzleitung nachweisen. In neuerer Zeit ist das Herabfahren des Blitzes an Drähten und Eisenwerk schon lange bekannt gewesen, bevor Franklin durch direkte Versuche 1752 die elektrische Natur des Blitzes nachwies. Reimann beobachtete zu Eperies in Ungarn 1717, daß der Blitz an verschiedenen Drähten herab dem Eisen nachgefahren sei und nur beim Übergang aus einem Draht in den andern die dazwischenliegenden Steine zerschmettert habe. Er vermutet eine besondere Sympathie des Blitzes mit dem Eisen, weil der Blitz 1673 an demselben eisernen Draht bis in den Boden heruntergefahren sei. Die ersten Vorschläge Franklins, die Gefahr des Blitzschlags durch Errichtung eines Blitzableiter zu beseitigen, reichen bis 1749 zurück, wo er sich in einem Brief (s. seine Briefe über Elektrizität, übersetzt von Winkler, S. 87) darüber ausspricht. Später 1753 behandelte er das Thema noch bestimmter, doch datiert der erste B., den Franklin errichtete, und der zum Schutz des Wohnhauses eines Kaufmanns West zu Philadelphia bestimmt war, erst aus dem Jahr 1760. In Deutschland hat Winkler (Programm "De avertendi fulminis artificio", Leipz. 1753) die ersten Vorschläge dieser Art gemacht, während die erste Ableitungsmaschine für den Blitz wohl von Prokopius Divisch 1754 zu Prendiz bei Znaim in Mähren errichtet wurde. Die Einrichtung dieser Vorrichtung ist nicht genau bekannt, auch wurde sie bald von den benachbarten Bauern zerstört, die sie für die Trockenheit des folgenden Sommers verantwortlich machten (vgl. "Gartenlaube" 1878, Nr. 38). Der leitende Gedanke, welcher der Errichtung eines Blitzableiter zu Grunde liegt, ist immer der, dem Blitz künstlich eine so starke Leitung in den Erdboden hinein zu verschaffen, daß er nur dieser folgt und nicht etwa seinen Weg durch das Dach oder die Wände etc. eines Hauses nimmt. Die Möglichkeit, diese Aufgabe zu lösen, ist dadurch gegeben, daß der Blitz vorzugsweise gern seinen Weg über Metallmassen nimmt, daß er von hohen Gegenständen angezogen wird und zuletzt das Ende seiner Bahn in den unterirdischen Wassern des Bodens findet.

[Bestandteile.] Jeder B. besteht im wesentlichen aus drei Teilen: aus der Auffangstange mit der Spitze, aus der oberirdischen Leitung und aus der Bodenleitung. Alle diese Teile müssen aus Metall verfertigt sein und in ununterbrochener metallischer Verbindung miteinander stehen. Die Auffangstange besteht am besten aus Eisen und endigt oben in eine Spitze die, um ihre Oxydierung zu verhindern, vergoldet ist. Man thut wohl daran, die Spitze nicht zu fein auslaufen zu lassen, damit sie nicht leicht von einem Blitzschlag abgeschmolzen werde. Ob die Spitze aus einem andern Metall besteht als die Auffangstange, ist bezüglich des Blitzes ziemlich unwesentlich, sobald die Auffangstange überhaupt eine genügende Stärke hat; indes ist der Einfluß der Atmosphäre in Betracht zu ziehen und daher die Spitze aus einem atmosphärischen Einwirkungen gegenüber möglichst unveränderlichen Metall anzufertigen. Arago empfahl dazu das Platin, welchem aber Silber entschieden vorzuziehen ist. Eine solche Silberspitze würde, wenn ihre Basis einen Durchmesser von 19 bis 20 mm erhält, viel länger gemacht werden können als eine Platinspitze, ohne daß die Kosten sich dabei höher stellen würden. Dazu ist das elektrische Leitungsvermögen des Silbers 9,6mal so groß als dasjenige des Platins, und sein Schmelzpunkt liegt bei 1000°, d. h. hoch genug. Das Vorhandensein einer Spitze an der Auffangstange ist aus dem Grund erforderlich, damit, wenn eine Gewitterwolke über dem B. schwebt, die von ihr angezogene Elektrizität des Erdbodens mit Leichtigkeit ausströmen kann. Beim Mangel einer Spitze würde sich