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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bogorodsk; Bogos; Bogoslowsk; Bogotá; Bogowitsch; Bogs

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Bogorodsk - Bogs.

Juchtengerbereien, besuchte Märkte und lebhaften Verkehr mit Moskau, wohin es Hanf und Flachs entsendet.

Bogorodsk, Kreisstadt im russ. Gouvernement Moskau, an der Kljäsma und der Eisenbahn Moskau-Nishnij Nowgorod, bis 1781 ein Kirchdorf mit Namen Rogoshi, hat (1879) 6529 Einw., welche Pulver- und Tuchfabrikation sowie Handel in Leder-, Flachs- und Hanffabrikaten und Holzwaren, namentlich auf zwei großen Jahrmärkten, treiben. In der Nähe zahlreiche Steinbrüche, die eine Art Hornquarz liefern. Im Kreis B., welcher sich durch lebhafte Industrie in Leinweberei sowie im Kupfer- und Messingschmieden auszeichnet, liegen das berühmte Kloster des heil. Sergius (Troizkaja Lawra) und das Charkowsche Nonnenkloster.

Bogos, hamit. Hirtenvolk aus dem im N. von Abessinien gelegenen, etwa 1200 m hohen Plateau und Bergland, welches bis 16½° nördl. Br. reicht, sich hier in Terrassen abstuft, im O. steil in die heiße Küstenebene abfällt und sich im W. zu der Ebene Barka hinabsenkt (s. Karte "Ägypten"). Der Hauptfluß des Landes ist der Ainseba (Ain-Saba), welcher in Nord- und Nordwestrichtung fließt und sich mit dem gegen N. fließenden Chor-Barka vereinigt. Das Land besitzt eine reiche Flora und Fauna, gewaltige Baobabbäume, Sykomoren und Tamarinden, Rhinozerosse, Elefanten, Büffel, Antilopen und Wildschweine, selbst Löwen, Leoparden, wilde Katzen, Wölfe, Schakale, Hyänen, Schlangen und Schildkröten. Das Klima gehört zu den mildesten und angenehmsten in Afrika; die Regenzeit tritt zweimal ein, dauert aber nur zwei Monate. Die Bevölkerung zählt etwa 8000 Köpfe. Die B. sind schön gebaut, haben lebendige Gesichtszüge, reiches, etwas krauses und grobes Haar und eine gelbe bis dunkelbraune Hautfarbe. Der Ackerbau wird vernachlässigt und beschränkt sich eigentlich auf Durra und Tabak, dessen Genuß allgemein ist. Die B. zerfallen in Schmagillis (Adlige) und Tigrés (Unterthanen). Das Recht ist bei ihnen ein patriarchalisch-aristokratisches; die Familie ist Staat, Souverän und Gesetzgeber, hat Recht über Leben und Tod der einzelnen Mitglieder. Jeder Fremde ist eigentlich ein Feind, und allgemein herrscht die Blutrache. Die Sprache der B. (das Belen oder Bilen) ist ein Agaudialekt, der aber mehr und mehr dem nordabessinischen Tigré Platz macht. Die B. haben noch ein verwahrlostes Christentum, das aber trotz aller Bemühungen einzelner Missionäre mehr und mehr vor dem Islam verschwindet. Als Hauptort gilt Keren. Die B. sind zuerst durch den Schweizer W. Munzinger (1855 bis 1860) und die ostafrikanische Expedition unter Heuglin (1861) sowie durch die Reise des Herzogs Ernst von Koburg-Gotha (1862) näher bekannt geworden. Vgl. Munzinger, Die Sitten und das Recht der B. (Winterth. 1859).

Bogoslowsk, Bergwerksort im russ. Gouvernement Perm, an der Turia, in einem kalten und öden Thal am Ostabhang des Ural, nördlich von Nishnij Tagilsk gelegen, 52 km östlich vom 1645 m hohen Kodjakowskoi-Kamen, ist Sitz einer Berg- und Hüttenverwaltung, der auch die berühmten Petropawlowschen Werke untergeben sind, enthält die bedeutenden Schmelzwerke der Turjinskischen Kupfergruben, in denen sich das Kupfer teils gediegen (meist in Kristallform), teils in Erzen aller Art (Malachit, Kupferlasur, Kupferglanz, Fahlerz, Rotkupfererz, Kupferkies, Kupfergrün etc.) vorfindet, mit (1879) 4509 Einw. Außerdem wird auf Silber, Eisen, Blei und Zink gebaut und sämtliches Erz in B. verschmolzen und zum großen Teil auch verarbeitet. Namentlich liefern die Kupfer- und Messingfabriken von B. sehr feine und schöne Geräte. Auch Goldwäschen und Braunkohlengruben sind in der Nähe. Die Ausbeute beträgt jährlich über 3300 metr. Ztr. Kupfer und etwa 730 kg Gold.

Bogotá (früher Santa Fé de B.), Hauptstadt der südamerikan. Föderativrepublik Kolumbien (Neugranada) und des Staats Cundinamarca, liegt 2660 m hoch an der Ostseite einer von Bergen umgebenen Hochebene. Die hohe Lage verleiht der Stadt ein gesundes Klima und gestattet zugleich den Anbau aller europäischen Getreidearten. B. hat, da es viele Gärten und Klöster einschließt, einen großen Umfang, regelmäßige, mit Trottoirs versehene und des Nachts beleuchtete, von Bächen durchflossene Straßen (von denen die Calle real die schönste) und wegen der häufigen Erdbeben meist einstöckige, mit starken Mauern und selten mit Glasfenstern versehene Häuser. Unter den öffentlichen Plätzen zeichnet sich besonders der Marktplatz (la Plaza) mit einer Bildsäule Bolivars aus. Hier befinden sich auch das Regierungsgebäude, das Zollhaus und die prächtige Kathedrale, in welcher eine wegen ihres kostbaren Schmucks an Edelsteinen berühmte Statue der heil. Jungfrau steht. B. hat außerdem noch 29, aber mehr oder weniger verfallene Kirchen, 12 Klöster, mehrere Hospitäler, eine aus zwei Kollegien bestehende Universität, eine öffentliche Bibliothek, ein naturhistorisches Museum und eine Sternwarte, die aber jetzt leer steht. B. ist ferner der Sitz eines deutschen Konsuls. Die Stadt zählt gegenwärtig 95,000 Einw., unter denen geringer Gewerbfleiß und viel Armut herrschen, obgleich es an wohlhabenden Kaufleuten nicht fehlt, welche die Handelswaren über den am Magdalenenfluß liegenden Ort Bodega de B. beziehen. B. wurde 1538 von Quesada gegründet. Die Hochebene von B. (Llanura de B.) hat gegen 990 qkm (18 QM.) Flächeninhalt und scheint das Becken eines ausgetrockneten Sees zu sein, dessen Gewässer einen Abfluß durch eine Thalschlucht gefunden haben, in welcher der aus ihrer Vereinigung entstandene Rio de B. oder Funza den prachtvollen, 200 m hohen und 30 m breiten Wasserfall von Tequendama bildet. Auf dieser Hochebene liegen das mit Mastodontenknochen angefüllte Campo de Gigantes bei dem Dorf Soacha, der See von Guatavita und die großartige natürliche Felsenbrücke über eine 100 m tiefe Schlucht bei Jeononzo.

Bogowitsch (Bogovic), Mirko, südslaw. Dichter, geb. 1816 zu Warasdin, diente zuerst in der Armee, dann als Zivilbeamter; 1840 ernannte ihn Jellachich zum Kommissar des Banus in Juropol, dann zum Mitglied des Staatsrats, zuletzt zum Landeskommissar seiner Geburtsstadt, welches Amt B. bis 1850 verwaltete, worauf er ins Privatleben zurücktrat. 1853 wurde er wegen Majestätsbeleidigung zu halbjährigem schweren Kerker verurteilt. Die ersten litterarischen Arbeiten B.' waren Übersetzungen serbischer Gedichte ins Deutsche, welche er 1840 in der Zeitschrift "Croatia" veröffentlichte. Seine eignen Dichtungen erschienen unter den Titeln: "Ljubice" (1844), "Smilje i Kovilje" (1847) und "Domorodni glasi" (politische Lieder, 1848). 1857 veröffentlichte er sein Drama "Frankopan" und das Trauerspiel "Stephan, der letzte König von Bosnien", 1860 das Schauspiel "Matija Gubec" und seine gesammelten Novellen: "Pripovcsti".

Bogs (engl.), Sumpfmoore, namentlich in Irland; auch Spottname für Irländer.