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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bogsán; Boguslawski; Bogutschar; Bogutschütz; Bogwood; Bohain; Bohême; Bohemia; Bohemund

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Bogsán - Bohemund.

Bogsán (spr. -schan, Német-B., Deutsch-B.), Markt im ungar. Komitat Krassó-Szörény, an der Berszava und der Österreichisch-Ungarischen Staatsbahn (Vojtek-B.), hat Eisenwerke und (1881) 2803 Einw. Westlich davon Román-B., mit 2496 Einw.

Boguslawski, 1) Adalbert, poln. Schauspieler und dramatischer Dichter, geb. 4. Nov. 1759 zu Slinno bei Posen, betrat zuerst 1778 in Warschau die Bühne, wo er 1780 die erste Oper mit polnischem Text zur Aufführung brachte, und war dann als Theaterdirektor in Grodno, Wilna, Dubno und Lemberg thätig, bis er 1790 die Direktion des Nationaltheaters in Warschau übernahm, das durch ihn einen bedeutenden Aufschwung erhielt. Die politischen Ereignisse zwangen ihn 1795, sich nach Krakau und von da nach Lemberg zurückzuziehen; später war er wieder in Warschau, wo er aber auch jetzt durch die Kriegsunruhen in seinen Unternehmungen vielfach gehemmt und unterbrochen wurde. Seit 1814 von der Bühne zurückgezogen und nur noch höchst selten auftretend, lebte er der Litteratur, sah sich aber wegen seiner Ansichten vielen Verfolgungen ausgesetzt. Er starb 23. Juli 1829 in Warschau. B. war als Schauspieler in der Komödie und Tragödie gleich ausgezeichnet, und treffliche Schauspieler sind aus seiner Schule hervorgegangen. Unter seinen zahlreichen Bühnenstücken (zum größern Teil Bearbeitungen fremder Stücke, zum kleinern Originalarbeiten) gilt das volkstümliche Melodram "Cud, czyli Krakowiacy i Gorale" ("Das Wunder, oder die Krakauer und die Bergbewohner") für das beste. Eine Ausgabe seiner Werke erschien zu Warschau 1819-21 in 10 Bänden, wovon der erste eine Geschichte des polnischen Theaters enthält.

2) Palon Heinrich Ludwig von, Astronom, geb. 7. Sept. 1789 zu Magdeburg, trat 1806 in preußische Militärdienste, nahm 1811 an Bodes Beobachtungen des großen Kometen teil, widmete sich nach dem Feldzug der Landwirtschaft, ging 1829 als Mitglied der Generalkommission zur Regulierung der gutsherrlichen und bäuerlichen Verhältnisse nach Breslau und ward hier 1831 Konservator, 1843 Direktor der Sternwarte. Er entdeckte den ersten Kometen von 1835, machte auch weiterhin viele Beobachtungen über Kometen und organisierte die regelmäßig angestellten Beobachtungen der periodischen Sternschnuppenschau des Augusts und Novembers sowie die täglichen Beobachtungen derselben in den Jahren 1841 und 1842. Er starb 5. Juni 1851 in Breslau. Von 1832 bis 1851 gab er das Jahrbuch "Uranos" heraus.

3) Georg Heinrich von, Sohn des vorigen, geb. 7. Dez. 1827 zu Groß-Rake bei Breslau, studierte Mathematik und Astronomie, ward Lehrer in Berlin, Anklam und Stettin und 1874 Redakteur der "Annalen der Hydrographie" und der "Nachrichten für Seefahrer" bei der kaiserlichen Admiralität in Berlin. Hier starb er 4. Mai 1884. Er übersetzte Schiaparellis Werk über die Sternschnuppen (Stettin 1871) und schrieb: "Die Kometen und ihre Bedeutung als Weltkörper" (das. 1857), "Ozeanographie" (Stuttg. 1884, Bd. 1).

4) Albert von, Militärschriftsteller, geb. 24. Dez. 1834 zu Berlin, trat 1852 als Musketier in die preußische Armee, wurde 1854 Offizier und machte die Feldzüge von 1864, 1866 und 1870/71, den letztern als Kompaniechef im 5. Armeekorps, mit und ist jetzt Oberst und Kommandeur des 9. Infanterieregiments. Er schrieb: "Die Entwickelung der Taktik von 1793 bis zur Gegenwart" (2. Aufl., Berl. 1873-1878, Bd. 1-4); "Taktische Folgerungen aus dem Krieg 1870/71" (2. Aufl., das. 1872; ins Englische, Italienische und Russische übersetzt); "Bildung und Mannszucht" (das. 1872); "Ausbildung und Besichtigung oder Rekrutentrupp und Kompanie" (2. Aufl., das. 1883); "Das Leben des Generals Dumouriez" (das. 1879, 2 Bde.); "Die drei Hauptwaffen in Form und Wesen" (das. 1880); "Der kleine Krieg und seine Bedeutung für die Gegenwart" (das. 1881); "Die Fechtweise aller Zeiten" (das. 1882); "Anlage, Leitung und Durchführung von Feldmanövern" (das. 1883).

Bogutschar, Kreisstadt im russ. Gouvernement Woronesh, am gleichnamigen Fluß, hat (1879) 6130 Einw. (zu Anfang des Jahrhunderts kaum 250), mehrere Fabriken, große Schlachthäuser (das hiesige Vieh ist berühmt) und ein kaiserliches Salzmagazin. In der Umgegend baut man viele Wassermelonen.

Bogutschütz, Dorf im Regierungsbezirk Oppeln, Kreis Kattowitz, mit mehreren Zinkhütten, Steinkohlengruben und (1880) 5745 Einw.

Bogwood (spr. -wudd), s. Bijouterien.

Bohain (spr. boang), gewerbreiche Stadt im franz. Departement Aisne, Arrondissement St.-Quentin, Station der Nordbahn, in sumpfiger Gegend, zu deren Trockenlegung ein Kanal zur Schelde gezogen worden ist, mit (1876) 5675 Einw., Weberei von Kaschmirshawls, Gaze, Barege und Färbereien.

Bohême (franz.), Böhmen und der Böhme; auch s. v. w. Zigeuner; dann eine durch Murgers "Scènes de la B." (1851) typisch gewordene Bezeichnung für die Welt der Studenten, Künstler und Litteraten gewöhnlichen Schlages wegen ihres freien und sorglosen ("zigeunerhaften") Treibens.

Bohemia (Boemia), lat. Name von Böhmen.

Bohemund, 1) B. J., ältester Sohn des Normannenherzogs Robert Guiscard von Apulien von dessen erster Gemahlin, Alberada, machte 1081 den Zug seines Vaters gegen den byzantinischen Kaiser Alexios nach Epirus mit, blieb dort als Feldherr, mußte sich aber wieder nach Italien zurückziehen. Da er nach dem Tod seines Vaters auf das kleine Fürstentum Otranto beschränkt wurde, während sein jüngerer Stiefbruder, Roger, Apulien erhielt, nahm er in der Hoffnung auf Befriedigung seiner Kampflust und seines Ehrgeizes voll Eifer an dem ersten Kreuzzug 1096 teil, kämpfte aufs tapferste bei Doryläum (Juli 1097), brachte Antiochia durch Verbindungen, die er im Innern der Stadt anknüpfte, in die Gewalt der Kreuzfahrer, schlug sodann das feindliche Belagerungsheer Kerbogas, Sultans von Mosul, und setzte sich in den Besitz des Fürstentums Antiochia, das er auch gegen Raimund von Toulouse behauptete. Die von manchen beabsichtigte Übertragung der Krone von Jerusalem an B. wurde unmöglich, weil dieser im Sommer 1100 in einer Schlacht gegen den Emir von Siwas in feindliche Gefangenschaft geriet, aus der er sich erst nach drei Jahren loskaufen konnte. Er ging 1104 nach einer vergeblichen Unternehmung gegen Harrân nach Europa, um neue Truppen zu sammeln, und wandte sich dann nach Epirus gegen Kaiser Alexios, der sich ihm sehr feindselig bewiesen hatte. Indessen mußte er 1108 die Belagerung von Durazzo aufgeben und einen ungünstigen Frieden schließen. Ehe er dies wieder gutmachen konnte, starb er im März 1111. Vgl. Kugler, B. und Tankred, Fürsten von Antiochia (Tübing. 1862).

2) B. II., Fürst von Antiochia, des vorigen jüngerer Sohn, trat 26. Juni 1126, 18 Jahre alt, die Regierung des Fürstentums Antiochia an, vermählte sich mit König Balduins II. von Jerusalem zweiter Tochter, Elise, fiel aber schon 1130 im Kampf gegen