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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Borsäure

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Borsäure.

Man gewinnt die B. in geringer Menge aus dem Krater der Insel Vulcano (jährlich 2500 kg) und durch Zersetzung natürlichen borsauren Kalkes, hauptsächlich aber aus den Soffionen Toscanas, sowohl aus den natürlichen als aus künstlich erbohrten. Man legt über den Spalten a (Fig. 1), welchen die Dämpfe entströmen, künstliche Lagonen an, indem man den Boden ebnet und die Umfassungsmauern b aus Bruchstein und hydraulischem Mörtel errichtet; ein hölzernes Rohr cd dient zum Ablassen der Flüssigkeit. Die größern Lagonen umfassen bis 15 Dampfströme und haben etwa 100 m, die kleinern aber nur 30 m Umfang; man füllt sie 2 m hoch mit Wasser, an welches die durchströmenden Dämpfe B. und ihre andern löslichen Bestandteile abgeben, und welches außerdem die Salze aufnimmt, die sich durch Einwirkung der Oxydationsprodukte des Schwefels auf das Gestein bilden. Danach enthält die Flüssigkeit B., Gips, schwefelsaure Magnesia, schwefelsaures Ammoniak, Chloreisen, Salzsäure, organische Substanzen und ein Öl, welches nach gesalzenen Seefischen riecht. Man leitete früher das Wasser aus einer Lagone in die andre, erzielte aber damit keine größere Anreicherung und läßt es deshalb bei den neuern Anlagen nur je eine Lagone passieren, in der es bleibt, bis es 0,5 Proz. B. enthält. Der größte Teil der B. geht mit den entweichenden Dämpfen verloren, und man hat deshalb angefangen, einzelne Lagonen mit Mauerwerk zu überwölben und die Dämpfe in lange Kanäle zu leiten, wo sie kondensiert werden. Die auf solche Weise gewonnene Flüssigkeit enthält etwa 0,1 Proz. B. und dient zum Speisen der Lagonen. Die in letztern angereicherte schlammige, borsäurehaltige Flüssigkeit leitet man in ausgemauerte Behälter B (Fig. 2) und, nachdem sie sich in denselben geklärt hat, in die 125 m langen Abdampfpfannen C D. Der Boden dieser Pfannen ruht auf Eisenstäben a; bleierne Scheidewände halten die schon konzentrierte Lösung von der frisch nachgelassenen getrennt, sind aber mit Öffnungen versehen, so daß die Flüssigkeit allmählich aus einer Abteilung in die andre gelangt. Sie tritt bei d kontinuierlich ein, laugt am andern Ende c fast gesättigt an und fließt in die bleiernen Sammelbehälter D, aus welchen die Kristallisiergefäße gefüllt werden. Zur Heizung dienen, wie erwähnt, die Soffionen selbst; sie treten bei e ein, strömen durch den Kanal f und dann unter die Pfanne, um bei d zu entweichen. Die in den Kristallisationsgefäßen abgeschiedene B. wird getrocknet und durch Umkristallisieren und Behandeln mit Tierkohle oder durch Befeuchten mit Salpetersäure und starkes Erhitzen gereinigt. Als Nebenprodukt gewinnt man schwefelsaures Ammoniak. Zur Darstellung von B. aus Boronatrocalcit schließt man ihn mit Schwefelsäure auf und behandelt ihn in Cylindern bei Rotglut mit überhitztem Wasserdampf, durch welchen die B. fortgeführt und in mit Blei ausgekleideten Kondensationskammern abgesetzt wird. Man zersetzt auch den Boronatro-^[folgende Seite]