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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bougie; Bougival; Bougre; Bouguer; Bouguereau; Bouilhet; Bouille; Bouillé

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Bougie - Bouillé.

Verengerungen oder fremde Körper festzustellen; 2) (und hauptsächlich) um solche Kanäle durch Einlegen zuerst feiner, dann gröberer Bougies zu erweitern (bei Harnröhrenstrikturen); 3) um Arzneimittel, Salben u. dgl. an bestimmte erkrankte Stellen dieser Kanäle zu transportieren.

Bougie (spr. büschih, Budschajah), stark befestigte Hafenstadt in Algerien, Provinz Konstantine, an der Westecke der Bai von B., welche nur in der schönen Jahreszeit einen sichern Ankerplatz bietet, 210 km östlich von Algier, liegt amphitheatralisch am Abhang des 672 m hohen Guraya, über welchen die Franzosen eine in den Felsen gehauene Straße geführt haben, und hat (1872) 7200 Einw., wovon 1500 Mauren. B. ist das Saldä der Römer; im 5. Jahrh. ward es durch Geiserich Hauptstadt des afrikanischen Vandalenreichs und 708 von den Arabern erobert. Im 10. Jahrh. faßte ein berberischer Stamm, die Bedschaia, hier Fuß, gab der Stadt den Namen des Stammes und zugleich solche Bedeutung, daß man sie Klein-Mekka (Mekka essagerieh) nannte. Sie wurde zum Entrepot zwischen dem Norden Afrikas und der Christenheit. 1152 fiel B. an Marokko und 1240 an das Königreich Tunis. Im 15. Jahrh. ein Seeräubernest, ward es 1510 von den Spaniern erobert, kam aber, nachdem es 1512 und 1514 von dem türkischen Piratenhäuptling Barbarossa vergeblich bestürmt worden, 1555 durch des Grafen Peratta schmähliche Kapitulation an den Pascha von Algier, worauf es vollends herabsank, so daß die französischen Eroberer 2. Okt. 1833 nur ein elendes Dorf vorfanden, das sie durch großartige Arbeiten zu einer starken Festung u. einem wichtigen Handelsplatz gemacht haben.

Bougival (spr. büschiwall), Dorf im franz. Departement Seine-et-Oise, Arrondissement Versailles, am linken Seineufer und am Fuß einer Anhöhe reizend gelegen, Ausflugsort der Pariser und Schauplatz ihrer Regatten, mit einer Kirche aus dem 12. Jahrh., zahlreichen Villen, Gipsbrüchen und (1876) 2121 Einw.

Bougre (franz., spr. buhg'r; entstanden aus dem lat. Bulgarus in der Bedeutung "Ketzer"), Schimpfwort: Schuft, schlechter Kerl; auch s. v. w. zum Henker!

Bouguer (spr. buge), Pierre, Mathematiker und Physiker, geb. 16. Febr. 1698 zu Croisic in der Niederbretagne, studierte im Jesuitenkollegium zu Vannes, ward 1735 mit Godin, Condamine und Jussieu nach Peru geschickt, um einen Meridiangrad zu messen, und brachte unter großen Beschwerden und Gefahren sieben Jahre damit zu. B. starb 15. Aug. 1758 in Paris. Seine wichtigsten Entdeckungen und Beobachtungen sind die über Ausdehnung und Zusammenziehung der Metalle etc. durch Hitze und Kälte, über die Strahlenbrechung und deren Veränderung in der Nähe des Horizonts, über die Gesetze der Abnahme der Dichtigkeit der Luft bei verschiedenen Höhen und über die Intensität des Lichts; auch erfand er 1748 das Heliometer. Von seinen Schriften verdienen Erwähnung: "Théorie de la figure de la terre" (Par. 1749), ein Prachtwerk, das wegen seines Inhalts noch jetzt schätzbar ist; "Traité du navire, de sa construction et de ses mouvements" (das. 1746); "Entretiens sur la cause de l'inclination des orbites des planetes" (das. 1748); "Nouveau traité de navigation et de pilotage" (das. 1753; neue Ausg. von Lacaille, 1761, und von de Lalande, 1792). Durch seinen "Essai optique sur la gradation de la lumière" (Par. 1729, ausführlicher von Lacaille 1760 herausgegeben) ward er der Begründer der Photometrie, die Lambert 1760 in die Wissenschaft einführte.

Bouguereau (spr. bug'ro), Adolphe William, franz. Maler, geb. 30. Nov. 1825 zu La Rochelle, Schüler Picots, kehrte nach fünfjährigem Aufenthalt in Rom 1855 nach Paris zurück, wo er als einer der Hauptvertreter jener neben der Ingresschen sich entwickelnden Richtung, welche den Idealismus mit mehr Natur und Sinnlichkeit zu verbinden strebte, zunächst in verschiedenen aristokratischen Wohnhäusern pompejanischen Stils beschäftigt ward, nachdem er anfangs mit dem Triumph der Märtyrerin, die Beisetzung der Leiche der heil. Cäcilia in den Katakomben darstellend, im Salon von 1855 eine ernstere Richtung eingeschlagen hatte. Bald wählte er fast ausschließlich seine Stoffe aus dem Gebiet der antiken Mythologie (Triumph der Venus, der verwundete Amor, Faun und Bacchantin, Philomele und Prokne), wobei er das Streben nach unverhüllter Sinnlichkeit durch höchste Eleganz des Vortrags zu verbergen suchte, der immer mehr zu rosiger, porzellanartiger Glätte ausartete. Dieselbe kühle und glatte Auffassung ist auch seinen religiösen Gemälden, den Wandmalereien in der Kirche Ste.-Clotilde und St.-Augustin, der Madonna mit dem Kind und dem kleinen Johannes, der Charitas, der Pietà und der Maria Consolatrix, eigen, die aber gerade deswegen gleich seinen Porträten den Beifall der vornehmen Welt errangen. Den Gipfelpunkt seines auf kühle Berechnung gegründeten Strebens bezeichnet der Triumph der Venus (1879), während sich in der Aurora (1880), der Abenddämmerung (1882), der Nacht und der Alma parens (1883) bereits eine Abnahme seines Könnens bemerklich macht.

Bouilhet (spr. buja), Louis, franz. Dichter, geb. 27. Mai 1824 zu Cany (Depart. Niederseine), studierte Medizin, folgte aber bald seiner Neigung zur Dichtkunst und machte sich 1856 einen Namen durch sein etwas langatmiges Gedicht "Melaenis, conte romain", ein anmutiges Sittengemälde aus der römischen Kaiserzeit, dem "Les fossiles" folgte, eine Reihe vorsündflutlicher Schilderungen. Seine kleinern Gedichte erschienen gesammelt unter dem Titel: "Poésies. Festons et astragales" (1859). Nicht geringern Beifall erntete B. mit seinen dramatischen Arbeiten. Die versifizierten Dramen: "Madame de Montarcy" (1856), "Helene Peyron" (1858), "Dolorès" (1862) und sein bestes: "La conjuration d'Amboise" (1866), zeichnen sich durch Bilderreichtum, blühenden Stil und glänzenden Rhythmus aus, entbehren aber eines einheitlichen Plans und oft der Moralität. An denselben Fehlern leiden seine Lustspiele: "L'oncle Million" (1861, in Versen) und "Faustine" (1864, in Prosa), am meisten aber sein nachgelassenes Drama "Mademoiselle Aissé" (1872); alle drei wurden wenig günstig aufgenommen. B. starb 19. Juli 1869 in Rouen. Aus seinem Nachlaß erschienen noch "Dernières chansons" (1872; in neuer Ausgabe, mit den "Festons" und "Melaenis" 1881).

Bouille (franz., spr. buhj), der in Zollhäusern auf Waren, insbesondere Zeuge, gedrückte Zollstempel, auch die dafür entrichtete Geldsumme.

Bouillé (spr. buje), François Claude Amour, Marquis de, franz. General, geb. 19. Nov. 1739 auf Schloß Cluzel in der Auvergne, machte als Hauptmann und später als Oberst den Siebenjährigen Krieg mit und wurde 1768 Gouverneur der Insel Guadeloupe, dann Generalgouverneur von Martinique und Santa Lucia und Obergeneral aller französischen Streitkräfte in Westindien während des Kriegs mit England. Er eroberte 1778 Dominica, 1781 Tobago, sodann mit einer kleinen Truppenzahl St. Eustatius,