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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bourget, Lac du; Bourget, Le; Bourgneuf; Bourgogne; Bourgoin; Bourgoing

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Bourget, Lac du - Bourgoing.

von Cäsar erobert und verheert, später aber zur Hauptstadt der Aquitania prima erhoben. Man erbaute daselbst ein Amphitheater, an dessen Stelle im 8. Jahrh. ein großer Turm trat, der sich bis ins 17. Jahrh. erhielt. Die Stadt nahm später den Namen des Volksstammes Bituriges an (daraus der jetzige Name). Im 5. Jahrh. eroberten die Goten, 583 Chilperich von Neustrien die Stadt, der sie den Flammen preisgab; Karl d. Gr. aber und später Philipp August stellten sie wieder her. Im Mittelalter war B. die Hauptstadt der Landschaft Berry, durch ihre Universität und ihren Reichtum gleich berühmt. Von den hier gehaltenen 17 Konzilen ist das von 1438, aus welchem König Karl VII. den Vorsitz führte, und welches, das Konzil von Ferrara verwerfend, die Freiheit der gallikanischen Kirche gegen den Papst verteidigte, das wichtigste. Karl VII. hielt in der Zeit seiner Bedrängnis vor 1429 hier häufig Hof, weswegen er König von B. genannt wurde. Hier wurde 7. März bis 2. April 1849 der große Staatsprozeß gegen die Angeklagten des Mai-Attentats von 1848, darunter Blanqui, Louis Blanc, Barbès, Albert und Raspail, verhandelt.

Bourget, Lac du (spr. lack dü burscheh), der größte See Frankreichs, im Departement Savoyen, 238 m ü. M., 50-100 m tief, 41 qkm groß, einer der schönsten Alpenseen, der 12 km lang und 3-5 km breit einen Spalt des Gebirges füllt, vom Rhône, in welchen er mittels des Kanals von Savières abfließt, durch eine sumpfige angeschwemmte Ebene getrennt. An den Ufern des Sees liegen die alten Schlösser von Bourget im S. und von Châtillon im N., dann die 1125 gegründete, 1824 restaurierte Abtei Hautecombe mit den Grabmälern der savoyischen Fürsten. Östlich vom See liegt Aix les Bains (s. d.).

Bourget, Le (spr. lo burscheh), Dorf, 11 km nordöstlich von Paris, an der Eisenbahn nach Soissons, war während der Belagerung von Paris 1870 wiederholt der Schauplatz blutiger Kämpfe, von denen die vom 30. Okt. und 21. Dez. 1870 die bedeutendsten sind. Da B. dem Feuer der Forts ausgesetzt war, so hatte das Gardekorps, in dessen Zernierungsbezirk das Dorf lag, nur eine Kompanie des Königin Augusta-Regiments daselbst ausgestellt. Diese wurde am frühen Morgen des 28. Okt. mit Übermacht angegriffen und aus dem Dorf hinausgedrängt. Da die Stellung der Garde von B. aus mit schwerem Geschütz beunruhigt werden konnte, so befahl der Kronprinz von Sachsen, dasselbe unter allen Umständen wieder zu nehmen. Nachdem B. 29. Okt. von der Artillerie heftig beschossen worden war, ohne daß der gewünschte Zweck erreicht wurde, griff General v. Budritzky 30. Okt. den Ort mit neun Bataillonen der 2. Garde-Infanteriedivision von drei Seiten an und eroberte ihn nach vierstündigem erbitterten Kampf, in dem fast jedes Gehöft einzeln erstürmt werden mußte; 1200 Franzosen wurden gefangen genommen, eine große Zahl erschlagen. Die Garde verlor 500 Mann, darunter die Regimentskommandeure v. Zaluskowsky und Graf Waldersee. Dieser Ausgang des Gefechts erregte in Paris große Bestürzung, sowohl wegen der Hoffnungen, welche zuvor die Einnahme des Dorfs erregt hatte, als weil unter den Toten und Verwundeten sich sehr viele Pariser befanden. Am frühen Morgen des 21. Dez. war B. aufs neue der Gegenstand eines unerwarteten Angriffs durch starke französische Kolonnen. Auf der Südseite des Dorfs wurden dieselben zwar abgewiesen, drangen aber von Norden ein, so daß die nur aus fünf Kompanien der 2. Garde-Infanteriedivision bestehende Besatzung von aller Verbindung abgeschnitten war und nicht einmal Meldung von ihrer bedrängten Lage machen konnte. Da überdies der Feind unter heftigem Feuer aus den Forts und zahlreichen Batterien gleichzeitig rechts und links von B. gegen Stains und in der Richtung auf Aulnay mit bedeutenden Streitkräften vorging, so wurde der Kampf in B. erst spät bemerkt. Dennoch wehrte sich die schwache Besatzung, bis sie Verstärkung erhielt. Mit Hilfe derselben gelang es dann nach langem und heftigem Häuserkampf, den Feind wieder zu vertreiben und ihm zugleich 360 Gefangene abzunehmen. Am Nachmittag gegen 3 Uhr war B. wieder in den Händen der Deutschen. Das Gardekorps hatte in diesen Kämpfen einen Verlust von 14 Offizieren und 431 Mann an Toten, Verwundeten und Vermißten. Der letzte Angriff auf B. erfolgte in der Nacht zum 16. Jan., wurde aber ebenfalls kräftig zurückgewiesen.

Bourgneuf (spr. bürghnöff), Stadt im franz. Departement Niederloire, Arrondissement Paimboeuf, 2 km von der gleichnamigen Bai, von der es durch Anwachsen des Landes getrennt worden ist, an einem in diese Bai mündenden Schiffahrtskanal und an der Charentes-Eisenbahn, mit versandetem Hafen, großen Salzsümpfen und (1876) 2850 Einw., welche Fisch- und Austernfang sowie Küstenhandel treiben. Dabei ein Cromlech (Steinkreis) von 30 Steinen.

Bourgogne (spr. burgonnj), s. Burgund.

Bourgoin (spr. burgóang), Stadt im franz. Departement Isère, Arrondissement La Tour du Pin, in fruchtbarer Ebene an der Bourbre und der Eisenbahn Lyon Grenoble, mit (1876) 4309 Einw., welche Seidenspinnerei, Zeugdruckerei, Papier- und Lederfabrikation, Handel mit Mehl, Woll- und Leinenwaren betreiben. B. ist Sitz eines Tribunals und eines Collège. In der Nähe sehr reiche Torflager. Mit B. hängt unmittelbar zusammen der Flecken Jallieu mit (1876) 2723 Einw., Metallgießereien, Leinen- und Papierfabriken Unterhalb B. erstrecken sich an der Bourbre bis zum Rhône die teilweise urbar gemachten Sümpfe von B. in einer Ausdehnung von 6500 Hektar.

Bourgoing (spr. burgóang), 1) Jean François, Baron de, franz. Diplomat, geb. 20. Nov. 1748 zu Nevers, ward 1767 Offizier, dann Attaché bei der Gesandtschaft zu Regensburg, 1777 der französischen Gesandtschaft zu Madrid beigegeben, 1787 Gesandter bei den Ständen des niedersächsischen Kreises in Hamburg und 1792 in Madrid, welchen Posten er nach der Kriegserklärung Spaniens 1793 verlassen mußte. Nachdem er eine Zeitlang in Zurückgezogenheit gelebt, ward er von Napoleon I. als Gesandter 1800 nach Kopenhagen, 1801 nach Stockholm, 1807 nach Dresden geschickt. Er starb 20. Juli 1811 in Karlsbad. Er schrieb: "Nouveau voyage en Espagne, etc." (Par. 1789, 3 Bde.; deutsch, Jena 1789-1808, 4 Bde.), "Coup d'oeil politique sur l'Europe à la fin du dixhuitième siècle" (Par. 1801, 2 Bde.), "Mémoires historiques et philosophiques sur Pie VI et son pontificat" (das. 1798-1800, 2 Bde.) und gab heraus: "Tableau de l'Espagne moderne" (das. 1805, 3 Bde.), "Voyage du duc de Châtelet en Portugal" (das. 1808, 2 Bde.). - Sein Sohn Paul, Baron de B., als Schriftsteller bekannt, geb. 19. Dez. 1791 zu Hamburg, war erst Gesandtschaftssekretär in Berlin, München und Kopenhagen, dann 1832 bis 1834 Gesandter in Dresden, 1834-48 in München, 1849-57 französischer Botschafter in Madrid, wurde 1862 Senator und starb 16. Aug. 1864 in Paris. Von seinen zahlreichen Schriften sind hervorzuheben: "Sur les chemins de fer en Allemagne"