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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bourgueil; Bourguignon; Bourguignons; Bourguignotte; Bourignon; Bourmont; Bournemouth; Bournonit; Bournonville

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Bourgueil - Bournonville.

(Par. 1841) und "Souvenir d'histoire contemporaine" (das. 1864). In seinen Roman "Le prisonnier en Russie" (Par. 1816) hat er einige Erlebnisse seines ältern Bruders, Armand de B., der sich als Militär auszeichnete, verwebt.

2) Thérèse Etiennette, berühmte Schauspielerin, geb. 5. Juli 1781 zu Paris, betrat die Bretter zuerst im Théâtre Gaîté und war 1801-29 als erste Liebhaberin Mitglied des Théâtre français. Ihre Schönheit und ihr feines, ausgezeichnetes Spiel machten sie zum Liebling der hohen Aristokratie. Auch auf ihren Kunstreisen nach London und Petersburg sowie 1808 in Erfurt während des Kongresses erntete sie reichen Beifall. Sie starb 11. Aug. 1833.

Bourgueil (spr. burgöj), Stadt im franz. Departement Indre-et-Loire, Arrondissement Chinon, am Authion, mit einer Kirche aus dem 13. Jahrh., (1876) 1720 Einw., trefflichem Weinbau und bedeutendem Butterhandel.

Bourguignon (spr. burghiujóng), Maler, s. Courtois.

Bourguignons (spr. burghinióng), die politische Partei, welche in Frankreich während der innern Unruhen in der ersten Hälfte des 15. Jahrh. (1410-35) der Partei der Armagnaken gegenübertrat. Ihren Namen hatten die B. davon, daß an ihrer Spitze die Herzöge von Burgund, Johann der Unerschrockene und Philipp der Gute, standen; sie hatten ihren Mittel- und Stützpunkt im Norden von Frankreich, namentlich in der Bürgerschaft der größern Städte, wie Paris, während die Armagnaken sich auf den Süden stützten.

Bourguignotte (spr. burghinjott), s. Helm.

Bourignon (spr. burinjóng), Antoinette, religiöse Schwärmerin, geb. 1616 zu Lille, entfloh infolge mystischer Lektüre 1636 aus dem Elternhaus, um einer Heirat zu entgehen. Nach dem Tode der Eltern im Besitz eines ansehnlichen Vermögens, ward sie 1662 Vorsteherin eines Hospitals zu Lille, sammelte sodann in Amsterdam 1667 durch angebliche Offenbarungen Anhänger um sich, mußte aber 1671 fliehen und ließ sich auf der Insel Nordstrand nieder. Durch eine eigne Druckerei verbreitete sie von hier aus ihre Lehren. Wiederum verbannt, wanderte sie mit ihrem Anhänger Peter Poiret (gest. 1719) nach Ostfriesland, stiftete dort ein Hospital und starb 30. Okt. 1680 auf der Reise zu Franeker. Ihre mit hinreißender Beredsamkeit geschriebenen Werke wurden von Poiret (Amsterd. 1679-84, 25 Bde.; 2. Aufl. 1717) herausgegeben. Vgl. Klose in der "Zeitschrift für historische Theologie", 1851.

Bourmont (spr. burmóng), Louis Auguste Victor de Ghaisnes, Graf von, Marschall von Frankreich, geb. 2. Sept. 1773 aus dem Schloß B. in Anjou, war beim Ausbruch der Revolution Offizier in der Garde, emigrierte mit seinem Vater und ward Adjutant des Prinzen von Condé, kehrte aber 1794 nach Frankreich zurück, um in der Vendée gegen die Revolution zu kämpfen. An der Spitze der Chouans eroberte er 1795 Le Mans, floh aber 1796 nach London, von wo er 1799 nach Frankreich zurückkehrte, um aufs neue in der Vendée die Revolution zu bekämpfen. Als Napoleon ans Ruder kam, schloß er sich an diesen an, wurde aber nach dem Attentat der Höllenmaschine verdächtig und 1803 auf die Citadelle von Besançon in Haft gebracht, von wo er 1805 nach Portugal entkam. Durch Junot mit Napoleon I. ausgesöhnt, ward er 1808 Oberst bei der Armee von Neapel und bald darauf Brigadegeneral. In den Feldzügen 1813 und 1814 zeichnete er sich bei mehreren Gelegenheiten aus, namentlich bei Dresden und durch die Verteidigung von Nogent (1814), und ward zum Divisionsgeneral befördert. Am 31. März 1814 trat er zu den Bourbonen über und erhielt 31. Mai das Kommando über die 6. Militärdivision (Besançon). Nach Napoleons Rückkehr von Elba übernahm er von diesem das Kommando der 2. Division der Moselarmee in Flandern, ging aber 15. Juni, am Vorabend der Schlacht bei Ligny, nachdem er noch dem entscheidenden Kriegsrat beigewohnt und sich über Napoleons Pläne unterrichtet hatte, zu den Verbündeten über und war nach der Rückkehr der Bourbonen namentlich bei der Verurteilung Neys thätig. Als Befehlshaber eines Korps der spanischen Interventionsarmee (1823) schlug er die Konstitutionellen bei San Lucar la Major und besetzte Sevilla, erhielt nach dem Fall von Cadiz den Oberbefehl in Andalusien und wurde 6. Okt. 1823 Pair. Wegen seiner Strenge aus Spanien 1824 zurückgerufen, wurde er 1829 im Kabinett Polignac Kriegsminister. 1830 erhielt er den Oberbefehl über die Expedition gegen Algier, zwang durch sehr geschickte Operationen die Stadt 5. Juli zur Kapitulation, wofür er 22. Juli die Marschallswürde erhielt, legte aber nach der Julirevolution sein Kommando nieder und begab sich 2. Sept. nach England zu der vertriebenen königlichen Familie. Am 10. März 1832 ward er aus den Listen der Armee und der Pairs gestrichen, weil er dem Julikönigtum den Eid verweigerte. 1833 befehligte er kurze Zeit die Truppen Dom Miguels in Portugal und unterstützte später mit seinem Rate die Karlisten in Spanien. Doch lebte er meist zurückgezogen auf seinem Schloß B. und starb daselbst 27. Okt. 1846.

Bournemouth (spr. burnmauth), Badeort an der Küste von Hampshire (England), geschützt, wenn auch nicht reizend gelegen, mit Kursaal, Wintergarten, Sanatorium für Brustkranke, Hospital für Genesende und (1881) 16,859 Einw. (1871 erst 2257).

Bournonit (Spießglanzbleierz, Schwarzspießglanzerz, Wölchit), Mineral aus der Ordnung der Sulfosalze, kristallisiert rhombisch, dick tafelartig oder säulenförmig, findet sich auch derb in körnigen Aggregaten, eingesprengt und als Anflug. Er ist stahlgrau bis bleigrau und eisenschwarz, stark glänzend, Härte 2,5-3, spez. Gew. 5,70-5,86, besteht aus Schwefelblei, Schwefelkupfer und Schwefelantimon (2PbS + Cu2S) + Sb2S3 ^[(2PbS + Cu_{2}S) + Sb_{2}S_{3}] mit 42,38 Blei, 12,98 Kupfer und 24,98 Antimon, findet sich gleichzeitig mit Zinkerzen und andern Blei- und Kupfererzen auf Gängen, so im Erzgebirge, im Harz, in Kärnten, Böhmen, Siebenbürgen und Cornwall. Wo er häufiger auftritt, wird er auf Blei und Kupfer verhüttet. Vierlingsverwachsungen der Kristalle des Bournonits bilden das sogen. Rädelerz.

Bournonville (spr. burnongwil), Auguste, dän. Tanzkünstler und Ballettkomponist, geb. 21. Aug. 1805 zu Kopenhagen, Sohn und Schüler des aus Frankreich eingewanderten Ballettmeisters Antoine B. (gest. 1843), begab sich 1823 zu seiner weitern Ausbildung (unter Vestris) nach Paris, wurde 1830 als Solotänzer und Ballettmeister am Hoftheater zu Kopenhagen angestellt, wo er in kurzer Zeit ein ausgezeichnetes Corps de ballet schuf, wandte sich 1855 nach Wien, von wo er ein Jahr später in die Heimat zurückkehrte, war 1861-64 in Stockholm, dann abermals als königlicher Ballettmeister in Kopenhagen thätig und starb 30. Nov. 1879 daselbst. B. hat dem theatralischen Tanz durch die höhere Ausbildung der Mimik und des Seelischen gegenüber dem bloßen Technischen eine neue Bedeutung gegeben und dadurch sehr viel zur Hebung desselben beigetragen. Von seinen zahlreichen geschmack- und reizvoll durchgeführten Ballett-^[folgende Seite]