Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Boyle; Boyne; Boyneburg

292

Boyle - Boyneburg.

in Chicago herausgegebenen Journal: "Fremad". Einen bedeutenden Erfolg aber errang er erst mit seinem (englisch geschriebenen) Roman "Gunnar" (1874; deutsch, Bresl. 1880), dem bald "A Norseman's pilgrimage", später eine Sammlung von Novellen: "Tales from two hemispheres" (1879), folgten. Neuere Veröffentlichungen sind der Roman "Falconberg" (1879), eine litterarhistorische Schrift: "Goethe og Schiller" (1879), die Erzählungen: "Queen Titania" (1880), "Ilka on the hill top, and other stories" (1881) und "Idyls of Norway and other poems" (1882) sowie der soziale Roman "A slaughter of the Philistines" (1883). Seine Erzählungen zeichnen sich durch eine eigentümliche Vermischung nordischer Gemütstiefe und amerikanischer Lebenspraxis aus.

Boyle (spr. beul), Stadt in der irischen Grafschaft Roscommon, nahe beim Lough Key, in ungemein fruchtbarer Gegend, hat (1881) 2994 Einw.

Boyle (spr. beul), 1) Roger, engl. Staatsmann, Sohn von Richard B., dem "großen Grafen von Cork" und Gouverneur von Munster, geb. 25. April 1621 zu Lismore in der irischen Grafschaft Waterford, wurde im siebenten Jahr von Karl 1. zum Baron von Broghill erhoben, stand auf seiten des Königs bis zu dessen Hinrichtung, ward aber 1649 von Cromwell für die Sache des Parlaments gewonnen und war demselben bei der Unterwerfung Irlands behilflich. Nach des Protektors Tode trat B. wieder für Karl II. auf, der ihn 1660 zum Grafen von Orrery und Lordrichter von Irland ernannte. Das 1665 dem Grafen Clarendon abgenommene Staatssiegel schlug er aus. Vom Herzog von Ormond, Lordlieutenant von Irland, des Hochverrats angeklagt, trat er, nachdem er sich gerechtfertigt, von seinem Posten zurück. Seitdem widmete er seine Zeit den Wissenschaften und der Poesie und starb 16. Okt. 1679. Er schrieb den Roman "Parthenissa" (1665, 3 Bde.), mehrere Trauerspiele, besonders aber "State letters", welche erst nach seinem Tod 1742 herausgegeben wurden.

2) Robert, Naturforscher, Bruder des vorigen, geb. 25. Jan. 1627 zu Lismore in Irland, siebenter Sohn des Grafen Richard von Cork, erhielt in Genf seine Erziehung, besuchte darauf Italien und kam 1644 nach England zurück. Hier lebte er unabhängig bald auf seinen Gütern, bald in Oxford, bald in Cambridge und zuletzt seit 1668 in London gelehrten Bestrebungen und Verbindungen und starb als Präsident der Societät der Wissenschaften in London 30. Dez. 1691. Er wandte der Physik, Chemie, Anatomie etc. seinen meisten Fleiß zu. Da er aber früh auf Widersprüche der Wissenschaft mit den christlichen Glaubenslehren stieß, so suchte er durch eifriges Forschen in den Quellen christlicher Lehre seinen schwankenden Glauben zu fester Überzeugung zu veredeln. Ergebnis dieser seiner religiösen Bestrebungen sind nicht nur seine vielen Betrachtungen und Versuche moralisch-religiösen Inhalts, sondern auch seine Stiftungen, z. B. des unsichtbaren Kollegiums ("Boylesche Stiftung"), öffentlicher Lehrstunden zum Vortrag neuer Beweise für die Lehrsätze der christlichen Religion, seine Förderung der Missionsanstalten, der Bibelverbreitung etc. Großes Aufsehen erregten seine Versuche über die Elastizität der Luft in "New experiments physico-mechanical" (Oxf. 1660, zuletzt Lond. 1682); bei welchen er das später von Mariotte ebenfalls aufgefundene und nach demselben bezeichnete Gesetz, daß der Raum, den eine gegebene Gasmenge ausfüllt, in dem Maß kleiner wird, als der Druck größer wird, entdeckte. Neuerdings wird das Gesetz indes vielfach als das Boylesche Gesetz bezeichnet. Auch hat B. zuerst die chemische Zusammensetzung der Luft zu erforschen gesucht und ist der Vorgänger von Hales, Cavendish, Priestley gewesen, wie denn auch die durch ihn verbesserte Guerikesche Luftpumpe zu mehreren wichtigen Entdeckungen führte. Im "Sceptical chymist" (1661) tritt er vernunftmäßig der bisherigen Theorie von den Elementen und Urstoffen der Körper entgegen, und in seinen "Tracts about the cosmical qualities of things" (1670) sind die ersten Andeutungen über die eigentlichen Ursachen endemischer und epidemischer Krankheiten niedergelegt. Wichtig wurden seine "Tracts consisting of observations about the saltness of the sea" (1674) und von bleibendem Interesse seine "Disquisition about the final cause of all things" (1688). Erwähnenswert sind noch "Experiments upon colours" (Oxf. 1663) und "Hydrostatical paradoxes" (das. 1666). Eine Sammlung aller seiner Schriften gaben Birch (1744, 5 Bde.) und Shaw (1772, 6 Bde.) heraus; lateinisch erschienen sie zu Genf 1660, 6 Bde., und 1714, 5 Bde.

Boyne (spr. beun), Fluß auf der Ostküste Irlands, entspringt in der Grafschaft Kildare im Torfmoor von Allen und mündet unterhalb Drogheda nach einem Laufe von 113 km in die Irische See. Eine Sandbarre verhindert größere Schiffe am Einlaufen, Barken gehen flußauf bis Navan (32 km von der Mündung). An den Ufern des Flusses bei Oldbriden, 4 km von Drogheda, fand 10. Juli 1690 die berühmte Schlacht statt, in welcher Jakob II. von Wilhelm III. von Oranien vollständig besiegt wurde.

Boyneburg (Bomeneberg, Bemmelburg), eine der ältesten Burgruinen in Deutschland, bei Wichmannshausen im Kreis Eschwege des preußischen Regierungsbezirks Kassel gelegen und einst berühmt als Reichsfeste und gelegentliche Residenz der Kaiser. 1292 wurde die Burg durch Adolf von Nassau an Hessen verliehen, was eine langjährige Fehde zwischen Hessen und der aus mehreren Familien bestehenden Burgmannschaft zur Folge hatte. Erst 1460 nahmen die drei damals vorhandenen Linien des Geschlechts B. ihre Besitzungen von Hessen zu Lehen. Die Hauptlinie, welche in Hessen blieb und sich B.-Stadtfeld nannte, hieß nach ihrem Wappen die weiße, eine andre, welche zur Reichsritterschaft Werra-Rhön gehörte, B.-Lengsfeld, die schwarze Linie.

Boyneburg (Bemelberg), 1) Konrad (Kurt) von, einem der in Hessen begüterten Zweige der Familie B. angehörend, der "kleine Heß" genannt, nach Frundsberg der berühmteste Landsknechtführer Kaiser Karls V., geboren um 1494, trat als Edelknabe in die Dienste des Herzogs Ulrich von Württemberg, verließ aber nach der Ermordung des Hans v. Hutten dessen Hof und half, nachdem er für den Landgrafen Philipp von Hessen, den Lehnsherrn seiner Familie, die Feste Lützelstein mit Erfolg gegen Sickingen verteidigt hatte, dem Schwäbischen Bunde den Herzog Ulrich aus Württemberg vertreiben. Darauf nahm er an Sickingens Zuge gegen Trier sowie an Fürstenbergs Kriegszügen gegen Frankreich Anteil und befehligte ein Fähnlein Landsknechte unter Frundsberg sowohl in der Schlacht von Pavia 1525 als auch bei der Bewältigung des Bauernaufstandes in Schwaben und Salzburg. Als Frundsberg für den Kaiser ein größeres Heer nach Italien führte, erwählte er B. zu seinem Stellvertreter, als welcher er nach Frundsbergs plötzlicher Erkrankung bei San Giovanni (16. März 1527) den Oberbefehl über die deutschen Landsknechte übernahm, an deren Spitze er 6. Mai 1527 Rom erstürmte. Ebenso war die ruhmreiche Verteidigung Neapels gegen die Franzosen 1528 größ-^[folgende Seite]