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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bradshaw; Bradwardine; Bradypepsie; Bradypoda; Bradypus; Bradysurie; Braekeleer; Braga

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Bradshaw - Braga.

2) Edward, engl. Geistlicher und Humorist, geb. 1827 zu Kidderminster, studierte auf der Universität Durham Theologie, ward 1850 ordiniert und ist seit 1872 Pfarrer zu Stretton in Rutlandshire. Er trat schon früh vor die Lesewelt, indem er unter dem bisher beibehaltenen Pseudonym Cuthbert Bede und dem Titel: "The adventures of Mr. Verdant Green" (1857) eine humoristische Schilderung des englischen Studentenlebens veröffentlichte, die großen Beifall fand und seinen Schriftstellerruf begründete. Mehrere Fortsetzungen, in denen er seinen Helden weiter auf seinem Lebensgang begleitet, folgten dem (von ihm auch selbst illustrierten) Buch nach. Auf Tiefe machen diese wie auch seine andern Schriften keinen Anspruch, sie sind aber lesbar und ergötzlich. Von letztern seien erwähnt: "Medley, prose and verse" (1855); "Motley" (1855); "Photographic pleasures" (neue Ausg. 1863); "Tales of college life" (1856); "Fairy fables" (1857); "Nearer and dearer", Novelletten (1857); "The curate of Cranston" (1861) u. a. sowie eine Anzahl illustrierter Bücher über Landschaft und Geschichte, Sagen und Altertümer. Schottlands, wie: "Glencreggan, or a highland home in Cantire" (1861), "A tour in Tartanland" (1863), "The white wife" (1864) etc. B. hat auch zum "Punch" und vielen andern Zeitschriften Beiträge geliefert.

Bradshaw (spr. bradschah), John, engl. Rechtsgelehrter aus angesehener Familie in Lancaster, schloß sich während der englischen Revolution dem Parlament an, wurde von demselben 1646 zum Kommissar des Großen Siegels, 1647 zum Oberrichter von Chester und 1649 zum Lordpräsidenten des Gerichtshofs ernannt, der Karl I. zum Tod verurteilte. Das Parlament belohnte ihn durch reiche Güter und durch die Ernennung zum Kanzler des Herzogtums Lancaster. Demnächst wurde er Präsident des Staatsrats der Republik und protestierte 20. April 1653 gegen die Auslösung desselben durch Cromwell. Unter dem Protektorat gehörte er zur republikanischen Opposition; nach Cromwells Tode trat er wieder in den Staatsrat, starb aber schon 22. Nov. 1659. Sein Leichnam wurde in der Westminsterabtei beigesetzt, nach der Restauration Karls II. aber ausgegraben, enthauptet und unter dem Galgen verscharrt.

Bradwardine, Thomas von, mit dem Beinamen "Doctor profundus", berühmter Scholastiker, geb. 1290 zu Hartfield bei Chichester, studierte Mathematik und Astronomie, vor allem aber scholastische Theologie, wurde ordentlicher Lehrer der letztern in Oxford, dann Kanzler an der Paulskirche zu London und starb 1349 als Erzbischof von Canterbury. Er ist der einzige von der Kirche nicht angefochtene Lehrer des Mittelalters, welcher ein dem herrschenden Pelagianismus entgegengesetztes, deterministisches, ja fast an das Pantheistische streifendes System vortrug. Sein Buch "De causa Dei" wurde 1618 in London gedruckt.

Bradypepsie (griech.), langsame, schwere Verdauung; vgl. Dyspepsie.

Bradypoda (Faultiere), Familie der zahnarmen Säugetiere, s. Zahnlücker.

Bradypus, Faultier.

Bradysurie (griech.), s. Harnzwang.

Braekeleer (spr. brak-), Ferdinand de, belg. Maler, geb. 12. Febr. 1792 zu Antwerpen, begab sich nach vollendeter Studienzeit unter Leitung des M. I. ^[Matthias Ignatius] van Bree an der Akademie seiner Vaterstadt 1819 nach Rom, wo er drei Jahre lang den Studien oblag. Seine ersten Werke von 1819 bis 1822 tragen noch das Gepräge der Davidschen Schule. Seine nach der Rückkehr ins Vaterland gemalten Geschichtsbilder: Bombardement von Antwerpen 1830, die Citadelle von Antwerpen am Tag nach ihrer Übergabe, die Gräfin Lalaing bei der Verteidigung von Tournai (im 16. Jahrh.) etc. zeigen ihn, besonders wo sich das Genrehafte geltend machen konnte, auf einer höhern Stufe und in achtungswerter Selbständigkeit. Seine Haupterfolge erzielte er jedoch in Genrebildern aus dem Familienleben, in welchen er mit Glück den Traditionen der alten Niederländer folgte und eine große Popularität erreichte. So wurde z. B. für einen häuslichen Zank 1841 die Summe von 130,000 Frank bezahlt. Die klare Durchsichtigkeit seiner Farbe, die allerdings bisweilen an Glätte leidet, paart sich mit seiner Charakteristik und Wahrheit. B. starb 16. Mai 1883 in Antwerpen. Als der gefeiertste Künstler seiner Zeit hatte er eine große Schar von Schülern, unter welchen Leys, de Block, J. ^[Jakob] Jacobs, Pez, Somers, Carolus, Hunin, Venneman, J. Janssens, Cock, de Bruycker, Fissette, Rousseau, Carpentero, de Backer hervorragen.

Braga, bierähnliches Getränk der Kosaken und Tataren, aus Hafermehl und Hopfen oder aus Hirse und Malz durch Gärung gewonnen, wird oft mit Stutenmilch vermischt genossen.

Braga, Distriktshauptstadt in der portug. Provinz Minho, aus einer Anhöhe zwischen Cavado und Deste gelegen, durch Zweigbahn mit der Minhobahn verbunden, besteht aus der innern Stadt und mehreren Vorstädten. Die erstere, von Mauern und Türmen umgeben, hat altertümliche, malerische Häuser, ein großes Kastell, eine imposante gotische Kathedrale mit reichen Schätzen, ein großes Hospital und einen erzbischöflichen Palast. Die Einwohner, (1878) 20,258 Seelen, beschäftigen sich mit Fabrikation von Gold- und Silberwaren, Waffen, Messerwaren, Hüten, Tuch und andern Woll-, dann Baumwoll- und Leinengeweben etc. und unterhalten lebhaften Handel und Marktverkehr. B. ist Sitz eines Erzbischofs. Die Stadt hieß zur Zeit der Römer Bracara, und mancherlei Ruinen (Amphitheater, Wasserleitung etc.) erinnern an das Altertum. Unweit der Stadt liegt auf hohem Berg die berühmte Wallfahrtskirche Bom Jesus do Monte. Unter den Sueven ward B. Hauptstadt ihres Reichs; später geriet es in die Hände der Araber, denen es 1040 durch Kastilien wieder entrissen wurde. In der Nähe sind jüngst die Überreste einer mit Citania bezeichneten römischen Stadt bloßgelegt.

Braga, Theophilo, portug. Gelehrter, Dichter und Schriftsteller von erstaunlicher Fruchtbarkeit, geb. 24. Febr. 1843 zu Toola di San Miguel auf den Azoren, besuchte das Lyceum von Ponta Delgada und begann die litterarische Laufbahn schon 1859 als Knabe von 15 Jahren mit einem Band lyrischer Gedichte: "Folhas verdes", welche 1869 eine zweite Ausgabe erlebten. Nachdem er 1861 zum Studium der Rechte die Universität Coimbra bezogen, ließ er hier 1864 seine "Visao dos tempos" ("Vision der Zeiten"), eine Art Epos der Menschheit, sowie eine Reihe weiterer Poesien: "Tempestades sonoras" (1864), "Ondina do Lago" (1865), "Torrentes" (1868) u. a., erscheinen. Seine bedeutendsten Arbeiten sind indessen seine litterarhistorischen, welche ihm endlich nach langem Ringen einen Lehrstuhl am Curso superior das letras in Lissabon verschafften. Seine ausführliche, bisher in 20 Bänden erschienene "Historia da litteratura portugueza" (1870-80) ist ein Werk von großartiger Anlage und die erste portugiesische Litteraturgeschichte nach modernen Prin-^[folgende Seite]