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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Brasilienholz - Brasse.

übernahm, hatte 1865 und 1866 keinen raschen Fortgang. Auch eine Invasion in Paraguay selbst (1867) brachte keine Entscheidung, zumal Uruguay von der Allianz zurücktrat und die Argentiner wenig leisteten. Erst als B., allerdings unter beträchtlichen Geldopfern, sein Heer erheblich vermehrt hatte und 1868 der brasilische Oberbefehlshaber Marschall Caxias, dann der Schwiegersohn des Kaisers, Graf von Eu, die Führung erhielt, wurde der Krieg (s. Paraguay) mit mehr Erfolg geführt und erreichte ein Ende durch den Tod des Diktators Lopez (1. März 1870). Eine Vergrößerung an Gebiet erhielt B. nicht, doch wurde durch den glücklichen Ausgang des Kriegs sein Ansehen als südamerikanische Großmacht bedeutend erhöht. Die Kriegskosten wurden von Paraguay übernommen, aber wegen der gänzlichen Erschöpfung dieses Landes nicht gezahlt, so daß die brasilischen Finanzen in gänzliche Zerrüttung gerieten, die Schulden auf 815,000 Contos (1800 Mill. Mk.) stiegen und die jährlichen Defizits lange Zeit eine bedenkliche Höhe erreichten.

Für den innern Fortschritt war von großer Wichtigkeit das Gesetz über die Sklavenemanzipation vom Juni 1871, wonach fortan niemand mehr als Sklave geboren und allmählich sämtliche Sklaven freigelassen werden sollen; zur Entschädigung der Privatleute ward ein besonderer Fonds gebildet. Im J. 1873 kam B. dadurch in einen klerikalen Konflikt, daß einige Bischöfe, gestützt aus ein päpstliches Breve, welches die Exkommunikation gegen alle Freimaurer aufrecht erhielt, erklärten, daß sie alle Konsequenzen dieser Maßregel ziehen und den Freimaurern und deren Kindern Taufe, Firmelung, Trauung etc. versagen würden. Die Freimaurerloge klagte beim Ministerium, dessen Präsident Visconde de Rio Branca selbst Freimaurer war. Daraus entschied der Staatsrat, daß päpstliche Bullen des Placet der Regierung bedürften, wenn sie in B. Geltung haben sollten; daß kein Geistlicher das Recht zu einer in das Staatsrecht übergreifenden Verordnung habe, ohne das Placet der Regierung eingeholt zu haben; daß somit keine gegen die Freimaurer ergriffene kirchliche Zensur oder Strafmaßregel bürgerliche Gültigkeit haben könne. Als nun trotzdem der Bischof von Pernambuco von den Kanzeln seiner Diözese das päpstliche Breve verlesen ließ, welches die Exkommunikation gegen die Freimaurer aussprach und die Bischöfe ermächtigte, alle kirchlichen Brüderschaften auszulösen, falls diese die etwa unter ihnen befindlichen Freimaurer nicht selbst ausstießen, so wurde er in Untersuchungshaft genommen und 22. Febr. 1874 wegen Ungehorsams gegen die Staatsgewalt zu vier Jahren Zuchthaus verurteilt, welche der Kaiser in Gefängnishaft verwandelte. Dasselbe Schicksal traf den Bischof von Pará. Nun ließ sich die päpstliche Kurie zu Verhandlungen herbei und hob, nachdem die Bischöfe im September 1875 begnadigt worden waren, das von ihnen über ihre Diözesen verhängte Interdikt auf. Eine wichtige Reform enthielt das neue Wahlgesetz, welches nach dem Rücktritt des konservativen Ministeriums Caxias das neue liberale Kabinett Sinimbù einbrachte. Dasselbe gewährte Nichtkatholiken, naturalisierten Ausländern und freigelassenen Negern gleiche politische Rechte mit den Brasiliern und das passive Wahlrecht für die Kammern, verwandelte die bisher indirekte Wahl in eine direkte und beschränkte das aktive Wahlrecht aus diejenigen, welche lesen und schreiben und außerdem eine Rente oder einen sichern Erwerb nachweisen können. Die erste Bestimmung stieß nicht nur bei den Klerikalen und den Konservativen, sondern auch bei Liberalen auf Widerstand, so daß die Wahlreform wiederholt abgelehnt wurde. Erst dem Ministerium Saraiva gelang es mit energischer Unterstützung des Kaisers im November 1880, den Senat zur Annahme desselben zu bewegen. Im Oktober 1881 fanden die ersten Wahlen nach dem neuen Gesetz statt und ergaben eine liberale Majorität. Doch hatten die aus derselben hervorgegangenen Ministerien keinen langen Bestand, da sie der Zerrüttung der Finanzen nicht abhelfen konnten und die Kammermehrheit sich einer Beschleunigung der Sklaven-Emanzipation widersetzte, bis im Mai 1885 Saraiva wieder ein starkes Ministerium bildete.

Vgl. Southey, History of Brazil (Lond. 1810-1819, 3 Bde.); Constancio, Historia do Brazil (Par. 1839, 2 Bde.); v. Varnhagen, Historia geral do Brazil (Rio de Janeiro 1855); Pereira da Silva, Historia da fundacao do imperio brazileiro (das. 1864 ff., 6 Bde.); Derselbe, Historia do Brazil de 1831 à 1840 (das. 1878); v. Schäffer, B. als unabhängiges Reich (Altona 1824); Handelmann, Geschichte von B. (Berl. 1860); Nowakowski und Flechner, B. unter Dom Pedro II. (Wien 1878).

Brasilienholz, s. Rotholz; gelbes B., s. Maclura.

Brasiliettholz (Bahamaholz), s. Rotholz.

Brasilin (Sapanrot) C16H14O5 ^[C_{16}H_{14}O_{5}], der Farbstoff des Sapan- und Pernambukholzes, wird am besten aus dem kristallinischen Bodensatz, welcher sich im Sapanholzextrakt erzeugt, gewonnen, bildet bernsteingelbe Kristalle und löst sich in Wasser, Alkohol und Äther. Es färbt sich am Licht gelbrot, mit Spuren von Ammoniak, ätzenden Alkalien oder Baryt, auch an der Lust tief karminrot unter Bildung von Brasilein. Durch Schwefelwasserstoff, schweflige Säure und Zinkstaub wird es entfärbt, nimmt aber an der Luft die ursprüngliche Farbe wieder an; mit Salpetersäure bildet es Pikrinsäure.

Brasilische Kastanien oder Nüsse, s. Bertholletia.

Brasilische Litteratur, s. Brasilien, S. 337.

Brasilnußöl, s. Paranußöl.

Brasse (franz.), Längenmaß, s. Faden.

Brasse, Seefisch, s. Goldbrasse. Dann Brachsen (Abramis Cuv.), Fischgattung aus der Ordnung der Edelfische und der Familie der Karpfen (Cyprinoidei), Fische mit hohem, seitlich stark zusammengedrücktem Leib, schief gestelltem Mund, einer von oben nach hinten steil abgestutzten Rückenflosse mit kurzer Basis, bedeutend längerer Afterflosse und tief gabelförmig ausgeschnittener, ungleich lappiger Schwanzflosse; die Schuppung des Vorderrückens bildet einen Scheitel und der Bauch von der Bauchflosse bis zur Aftergrube eine scharfe Kante. Die fünf Schlundzähne stehen in einfacher Reihe. Der Brachsen (Blei, A. Brama L.), bis 1 m lang und 10 kg schwer, ist auf Oberkopf und Rücken schwärzlich, an den Seiten gelblich, silberglänzend, schwarz gepunktet, an der Kehle rötlich, am Bauch weiß, mit blaugrauen Flossen. Während der Fortpflanzungszeit wachsen aus der Hautoberfläche warzenförmige, erst weißliche, dann gelbe Gebilde hervor (Stein-, Dorn-, Perlbrachsen). Der Blei findet sich in Flüssen und tiefern Seen Europas südlich bis zu den Alpen, auch im Rhônegebiet, lebt gesellig, im Sommer in der Tiefe, namentlich zwischen dem sogen. Brachsengras, und wühlt hier im Schlamm. Er nährt sich von Würmern, Insektenlarven und Pflanzenstoffen und laicht im April bis Juni in großen Gesellschaften an seichten, mit Wasserpflanzen dicht bewachsenen Uferstellen, wobei das Weibchen ca. 140,000 Eier an Wasserpflanzen absetzt. Störungen veranlassen die Tiere, das Laichgeschäft