Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bressuire; Brest; Brestel

408

Bressuire - Brestel.

dann bis 1877 an der Andreasschule in Berlin angestellt. Gleichzeitig habilitierte er sich 1872 als Privatdozent an der Universität Berlin und ward 1877 zum außerordentlichen Professor der Geschichte ernannt. Er schrieb: "Die Kanzlei Kaiser Konrads II." (Berl. 1869); "Diplomata centum" (das. 1872); "Jahrbücher des Deutschen Reichs unter Kaiser Heinrich II." (Leipz. 1874, Bd. 3); "Aktenstücke zur Geschichte von Jos. Aug. Du Cros" (Berl. 1876); "Jahrbücher des Deutschen Reichs unter Konrad II." (Leipz. 1879-84, 2 Bde.) und, gemeinsam mit Isaacsohn, "Der Sturz zweier preußischer Minister" (Danckelmann und Fürst; Berl. 1879). Er übersetzte auch den "Severinus von Monzambano (Pufendorf): Über die Verfassung des Deutschen Reichs" (Berl. 1870) und bearbeitete die Periode der salischen Kaiser für die "Kaiserurkunden in Abbildungen" von v. Sybel und Sickel (Lief. 2 u. 4, das. 1881-82).

Bressuire (spr. bressuihr, Bersuria), Arrondissementshauptstadt im franz. Departement Deux-Sèvres, am Argenton und an der Orléansbahn, mit einer gotischen Kirche aus Granit, imposanten Schloßruinen, einem schönen Eisenbahnviadukt und (1881) 3549 Einw., welche künstlichen Dünger, Zeuge, Filzhüte etc. fabrizieren. Im Mittelalter war B. befestigt und durch ein festes Schloß geschützt, welches Duguesclin den Engländern entriß, und dessen grandiose Reste noch jetzt einen nahen Hügel zieren. Am 11. Okt. 1793 schlug hier der republikanische General Westermann die Royalisten.

Brest, feste Seestadt und Hauptstadt eines Arrondissements im franz. Departement Finistère, mit dem besten und am stärksten befestigten Kriegshafen Frankreichs, liegt an der gleichnamigen Bai des Atlantischen Ozeans (Reede von B.) und bildet den Endpunkt der Bahnlinie Paris-B. Die Reede von B. hat 36 km Umfang und ist tief genug für große Kriegsschiffe, deren 500 bequem hier liegen können. Man gelangt durch eine 5 km lange, 1650-3000 m breite, aber durch Klippen in mehrere Fahrstraßen geteilte Meerenge (Goulet) in dieses Becken, das durch die Pointe Portzic und Pointe des Espagnoles, beide mit starken Forts besetzt, geschlossen wird. Fünf Leuchttürme erhellen den Eingang. Die Reede selbst ist wiederum durch zahlreiche steile, wie die Felsen am Eingang selbst, durch Forts gekrönte Landspitzen in eine Menge kleinerer Buchten geteilt, die fast alle die trefflichsten Ankerplätze bieten. Der eigentliche Kriegshafen, ein schmaler, 2875 m langer Kanal, die Mündung des Flüßchens Penfeld, ist eingefaßt von schönen Kais, groß genug, um 16 Panzerschiffe und 54 andre Kriegsfahrzeuge zu fassen, und gleichfalls mit Batterien stark befestigt. An seinem Eingang an der Reede erhebt sich auf 65 m hohem Felsen das alte feste Schloß, an der Stelle eines römischen Kastells im 13. Jahrh. erbaut, von Vauban umgestaltet, in der Form eines Trapezes, mit acht Türmen (darunter dem frei stehenden Wartturm), zahlreichen Gefängnissen (darunter den Oubliettes, mit Fallthüren versehenen Kerkern für heimlich Hinzurichtende). Um den Kriegshafen herum befinden sich die großen, prächtigen Magazine, eine Marinekaserne (la Cayenne) für 3500 Mann, das große Arsenal, die ungeheuern Schiffswerften (mit interessanter Maschine zum Einsetzen der Masten), das ehemalige (unter Napoleon III. geräumte) Bagno für Galeerensklaven, ein großartiges Marinehospital, die Werkstätten für Taue, Segel, Maschinenbau etc.: alles eng zwischen rings aufsteigenden Granitbergen liegend. Vor dem großen Magazin steht eine Fontäne mit Statue der Amphitrite und auf einem Sockel ein altes Geschütz venezianischen Ursprungs von Algier, la Consulaire. Im Kriegshafen sind täglich 8-9000 Arbeiter beschäftigt; durch den Kai steht derselbe mit der Stadt in Verbindung. Ein neuer und geräumiger Handelshafen wurde an der Reede selbst, an der Südseite der Stadt, in einer Ausdehnung von 2 km angelegt. Die Stadt wird durch das Flüßchen Penfeld in zwei Teile geschieden, von denen der linke die eigentliche Stadt ist, der rechte, erst in neuerer Zeit entstandene nach einer alten Kapelle Recouvrance genannt wird; eine große Eisenbahnbrücke, welche aus zwei eisernen Flügeln von je 53 m Länge besteht, die sich in einer Höhe von 20 m über dem Wasserspiegel um turmähnliche Granitpfeiler drehen läßt und 1861 mit einem Kostenaufwand von 3 Mill. Frank vollendet wurde, verbindet beide Teile. Der obere Stadtteil hat steile, krumme Straßen, zum Teil mit Felsentreppen, so daß hier und da an das fünfte Stockwerk die Gärten andrer Häuser stoßen; er enthält die Kirche St.-Louis mit schönem Hochaltar. Die moderne Unterstadt ist regelmäßig angelegt. Am Handelshafen liegt der Cours Dajot, eine schöne Promenade mit den Marmorstatuen des Neptun und der Abundantia und weitem Blick auf die Reede. B. zählt ohne den industriellen Vorort Lambézellec (s. d.) (1881) 69,110 Einw., denen hauptsächlich die Bauthätigkeit und die Bedürfnisse des Kriegshafens Erwerb bieten. Außerdem betreiben dieselben etwas Industrie, Fischfang, Handel mit Fischen (besonders Makrelen und Sardellen), Wein, Branntwein, Getreide etc. Zur Einfuhr kommen vorzugsweise Kolonialwaren und Schiffbaumaterial. Die Bassins für die Handelsschiffe sind meist wenig besetzt, nur der transatlantische Passagierverkehr ist wichtig. 1882 sind im Hafen 1485 Schiffe mit 132,733 Ton. ein- und 1482 Schiffe mit 127,277 T. ausgelaufen; der gesamte Warenverkehr im Hafen von B. belief sich 1882 aus 155,315 T. (Ein- und Ausfuhr). Seit 1869 führt von B. ein unterseeisches Telegraphenkabel nach Sidney auf Cape Breton in Nordamerika; mit New York besteht eine regelmäßige Dampfschiffsverbindung. B. hat ein Lyceum, eine ausgezeichnete Schifffahrts-, eine Schiffbau- und eine Schiffsjungenschule, 3 öffentliche Bibliotheken (darunter die Stadtbibliothek mit 25,000 Bänden), ein naturhistorisches Kabinett, einen botanischen Garten, eine Sternwarte etc. und ist Sitz eines Marinepräfekten, eines Handelsgerichts und zahlreicher Konsulate fremder Staaten. - Im 9. Jahrh. war B. ein Dorf, erhielt aber bald durch ein Schloß als Dynastensitz Bedeutung. Nach und nach wuchs der Ort zur Stadt an, erhielt aber erst 1631 Wichtigkeit, als Richelieu den Hafen reinigen und die Hafenarbeiten beginnen ließ, was der Stadt eine Menge Ansiedler zuführte. Schon zwei Jahre später lagen im Hafen 33 große Kriegsschiffe versammelt. Die anfangs von Holz aufgerichteten Werften wurden unter Colbert von Steinen aufgeführt und 1680-88 die sehr starke Befestigung des Platzes von Vauban vollendet. 1694 wurden die Engländer mit großem Verlust zurückgeschlagen, als sie sich, mit den Holländern vereint, des Hafens bemächtigen wollten. Dagegen erlitt 1. Juni 1794 auf der Reede von B. die französische Flotte unter Villaret-Joyeuse von der englischen unter Howe eine Niederlage, wobei sechs franz. Linienschiffe den Engländern in die Hände fielen und ein siebentes in den Grund gebohrt ward. Vgl. Levot, Histoire de la ville et du port de B. (Brest 1864-75, 5 Bde.).

Brestel, Rudolf, österreich. Staatsmann, geb. 16. Mai 1816 zu Wien, ward nach Vollendung seiner Studien 1836 Assistent an der dortigen Sternwarte,