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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Brinvilliers; Brinz; Brio; Briochowskiinseln; Brion; Brionische Inseln

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Brinvilliers - Brionische Inseln.

durch seine große Monographie "Die Begründung der Klagen des Reichsrechts und des gemeinen Rechts nach dem Reichszivilprozeß" (Leipz. 1883, 2 Bde.) einen Namen gemacht.

Brinvilliers (spr. brängwiljeh), Marquise de, mit ihrem Mädchennamen Marie Madelaine Dreux d'Aubray, berüchtigte franz. Giftmischerin, die Tochter eines französischen Offiziers, vermählte sich 1651 mit dem Kavallerieobersten Marquis de B. in Paris, knüpfte aber bald ein Liebesverhältnis mit dem Rittmeister Jean Baptiste de Sainte-Croix an. Durch diesen, welcher seine Kenntnisse einem Italiener, Exili, verdankte, wurde sie in die Geheimnisse der Giftmischerei eingeweiht und vergiftete nun mit Hilfe eines Bedienten eine ganze Reihe von Personen, namentlich ihren Vater und ihre Geschwister, um sich das ganze Familienvermögen anzueignen. Ihrem Gemahl, dem sie wiederholt Gift beibrachte, wurde insgeheim durch Sainte-Croix selbst Gegengift gereicht. Das verbrecherische Treiben der beiden kam, obwohl man seit 1672 von den Erbschaftspulvern der B. redete, erst ans Licht, als Sainte-Croix bei der Bereitung eines Gifts durch Unvorsichtigkeit sich selbst vergiftete. Die Marquise, welche nach England, von da nach Deutschland entflohen war, wurde schließlich zu Lüttich in einem Kloster entdeckt und bekannte auf der Folter ihre Verbrechen, worauf sie zum Tod verurteilt und 16. Juli 1676 enthauptet wurde. Scribe wählte die B. und ihr Schicksal zum Süjet einer komischen Oper: "La marquise de B." Vgl. Bauplein, La marquise de B. (1871), und die Schriften von Roullier (1883) und Montjoyeux (1885).

Brinz, Aloys von, namhafter Rechtslehrer, geb. 26. Febr. 1820 zu Meiler im Algäu, studierte in München und Berlin und trat sodann in den praktischen Justizdienst seines Heimatlandes, ohne jedoch das eingehendere wissenschaftliche Studium des römischen Rechts, zu welchem ihn Rudorff in Berlin angeregt hatte, aufzugeben. Eine Frucht seiner Arbeiten auf diesem Gebiet war die Abhandlung "Die Lehre von der Kompensation" (Leipz. 1849), durch welche er sich zuerst in weitern Kreisen als tüchtiger Romanist Anerkennung verschaffte. 1851 zum außerordentlichen Professor an die Universität Erlangen berufen, wirkte er dort seit 1854 als ordentlicher Professor des römischen Rechts, seit 1857 in gleicher Eigenschaft an der Hochschule zu Prag. Neben einer erfolgreichen akademischen Lehrthätigkeit entwickelte B., seitdem er 1861 in den böhmischen Landtag und in der Folge in den österreichischen Reichsrat gewählt worden war, zugleich eine hervorragende Wirksamkeit als parlamentarischer Redner und Politiker, indem er die deutschen Interessen entschieden vertrat und namentlich durch seine Berichterstattung über das Lehnsablösungsgesetz den Sieg über das föderalistische Tschechentum und die feudale Aristokratie entscheiden half. 1866 folgte er einem Ruf an die Universität Tübingen. Hier vollendete er sein "Lehrbuch der Pandekten" (Erlang. 1857-71, 2 Bde.; 3. Aufl. 1884), ein Werk mit selbständigem System und voll von scharfsinnigen Entwickelungen. Auch die aus das Jahr 1866 folgende politische Bewegung in Süddeutschland ließ B. nicht teilnahmlos, wenngleich er ein Mandat für den württembergischen Landtag, dessen Majorität ihn übrigens zum Mitglied des Staatsgerichtshofs erwählte, ablehnte. Seit 1871 ist B. an der Universität München thätig. Er schrieb unter anderm noch: "Kritische Blätter zivilistischen Inhalts" (Erlang. 1852-53).

Brio (ital.), Feuer, s. Brioso.

Briochowskiinseln, die nördlichste Gruppe des Insellabyrinths, welches die Mündung des Jenissei zwischen 69½ und 71° nördl. Br. einnimmt, ein im Sommer sehr besuchter Fischplatz.

Brion, Friederike Elisabeth, als "Friederike von Sesenheim" durch ihr Verhältnis zu Goethe bekannt, war 19. April 1752 als die dritte Tochter des Pfarrers Johann Jakob B. zu Niederröden bei Selz im Elsaß geboren, siedelte mit ihren Eltern nach acht Jahren (1760) nach Sesenheim bei Straßburg über und lernte Goethe in den ersten Tagen des Oktobers 1770 kennen, wo derselbe als Straßburger Student mit seinem Freund Weyland im Haus ihrer Eltern zum Besuch war. Das zwischen beiden sich entwickelnde Liebesverhältnis, das der Dichter selbst in "Dichtung und Wahrheit" so anmutig schildert, dauerte bis in den August 1771, als Goethe Straßburg verließ. Friederike hatte nach seiner Abreise eine schwere Krankheit zu überstehen; dann wurde sie vom Dichter R. Lenz (s. d.) mit leidenschaftlicher Liebe verfolgt, bis er dem Wahnsinn anheimfiel (1777). Goethe selbst sah Friederike noch einmal im September 1779, als er, auf der Reise nach der Schweiz begriffen, einen Besuch in Sesenheim machte. Sie bewahrte ihm stets ein liebevolles Andenken und blieb trotz mehrfacher Heiratsanträge unvermählt. Das letzte Jahrzehnt ihres Lebens verbrachte sie im Haus ihrer an den Pfarrer Marx verheirateten ältern Schwester, Salomea (von Goethe "Olivia" genannt), erst zu Diersburg, seit 1805 zu Meißenheim bei Lahr; hier starb sie 3. April 1813. Ein einfacher Denkstein, von freiwilligen Beiträgen aus allen deutschen Gauen errichtet, schmückt seit 19. Aug. 1866 ihr Grab. Am 18. Juli 1880 wurde auf einer Anhöhe bei Sesenheim die in "Dichtung und Wahrheit" erwähnte Laube "Friederikens Ruhe" wiederhergestellt und feierlich eingeweiht. Das Idyll von Sesenheim wurde mehrfach poetisch behandelt, so von Alb. Grün ("Friederike", Schauspiel, Straßb. 1859), Schüller ("Das Pfarrhaus von Sesenheim", Liederspiel, Berl. 1858), M. Horn ("Goethe in Straßburg und Sesenheim", Kass. 1874) u. a. Vgl. Näke, Wallfahrt nach Sesenheim (1822 geschrieben, hrsg. von Varnhagen v. Ense, Berl. 1840); Aug. Stöber, Der Dichter Lenz und Friederike von Sesenheim (Basel 1842); Düntzer, Frauenbilder aus Goethes Jugendzeit (Stuttg. 1852); Leyser, Goethe in Straßburg (Neustadt 1871); Lucius, Fr. B. von Sessenheim (2. Aufl., Stuttg. 1878); Moschkau, Fr. B. (Leipz. 1880); Bielschowsky, Friederike B. (Bresl. 1880); Falck, Friederike B. von Sesenheim (Berl. 1884).

Brion (spr. brióng), Gustave, franz. Maler, geb. 24. Okt. 1824 zu Rothau in den Vogesen, Schüler M. G. Guérins, machte sich Darstellungen aus dem ländlichen Leben im Elsaß zur fast ausschließlichen Ausgabe. Der Reichtum seiner Kompositionen, die frische Farbe, die schlichte Wahrheit seiner Gestalten erhoben ihn bald zu einem der besten Genremaler Frankreichs. Zwei Begräbnisbilder, in den Vogesen mit Schlitten und am Rhein mit Nachen, die Schwarzwälder Bauern an der wunderthätigen Heilquelle, die Rheinflößer, der Hochzeitszug und Hochzeitsmahl, die Landleute aus der Rast im Wald bei einer Wallfahrt (Galerie des Luxembourg), der Dreikönigstag und die Bibelvorlesung bewegen sich in dem gewählten Gebiet. B. starb 6. Nov. 1877 in Paris.

Brionische Inseln, Inseln an der Küste von Istrien, vor der Einfahrt in den Hafen von Pola, nur von Fischern bewohnt, mit bemerkenswerten Sandsteinbrüchen, welche ehemals das Material zu den Palast-^[folgende Seite]