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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Buchan; Buchanan

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Buchan - Buchanan.

war er durch die Beobachtung, daß die Trachyte und Laven dort direkt aus dem Granit hervorbrechen, an der Lehre Werners, der die Vulkane nur als untergeordnete, durch Erdbrände veranlaßte Erscheinungen gelten lassen wollte, irre geworden. Als Frucht seiner Forschungen erschienen die "Geognostischen Beobachtungen auf Reisen durch Deutschland und Italien" (Berl. 1802-1809, 2 Bde.). Sodann verlebte B. zwei Jahre, von 1806 bis 1808, in Skandinavien, wo er die Thatsache feststellte, daß diese Halbinsel noch gegenwärtig sehr langsam in die Höhe steige (vgl. seine "Reise durch Norwegen und Lappland", Berl. 1810, 2 Bde.). In Gemeinschaft mit dem Botaniker Smith machte er darauf von England aus (1815) eine Reise nach den Kanarischen Inseln und schrieb "Physikalische Beschreibung der Kanarischen Inseln" (Berl. 1825; französisch von Boulanger, Par. u. Straßb. 1836). Auf dieser Reise vornehmlich und nach seiner Rückkehr entwickelte B. seine Ideen über die Bildung der Vulkane. Er stellte die Lehre von den Erhebungskratern auf und suchte im Gegensatz zu Werner extreme vulkanistische Anschauungen zur Geltung zu bringen. Von A. v. Humboldt, Elie de Beaumont, Dufresnoy und andern Autoritäten gestützt und in Deutschland und Frankreich zur Herrschaft gebracht, ward die Theorie in England, namentlich durch Poullet Scrope und Lyell, mit der größten Ausdauer bestritten, und gegenwärtig ist dieselbe auch von allen deutschen Geologen vollständig aufgegeben. Später wandte sich B. wieder der Erforschung der Alpen zu und suchte nun auch die Dolomitbildung auf vulkanische Einwirkungen zurückzuführen. Auch diese Theorie hat sich nicht erhalten, aber sie wurde doch für den Fortschritt der Wissenschaft von großer Bedeutung, indem sie zu gründlichen gegenteiligen Untersuchungen angeregt und zu der engern Verknüpfung der Geologie mit der Chemie sehr wesentlich beigetragen hat. Noch im vorgerückten Alter ging er abermals nach Norwegen, um einige auf die Umwandlung der Urgebirgsarten bezügliche Thatsachen zu beobachten. Auch für die Paläontologie wirkte er höchst anregend. Mit dem größten Erfolg wies er auf die Notwendigkeit einer gründlichen Systematik der äußerlichen Merkmale der Petrefakten zum Zweck einer genauern Gliederung der Formationen hin, und seine geistvollen Abhandlungen über Terebrateln (Berl. 1834), über Delthyris oder Spirifer und Ortis (das. 1838), über Productus oder Leptäna (das. 1842), über Cystideen (das. 1845), über Ceratiten (das. 1849) werden in dieser Beziehung stets als bahnbrechende Arbeiten anerkannt werden. Nicht geringeres Verdienst erwarb er sich auch um die Förderung der systematischen Geologie durch eine vortreffliche geognostische Karte von Deutschland (42 Blätter, 2. Aufl., Berl. 1832). Seit Jahren als Mitglied der Akademie und preußischer Kammerherr in Berlin lebend, starb er 4. März 1853 daselbst. Er schrieb noch: "Über den Jura in Deutschland" (Berl. 1839); "Beiträge zur Bestimmung der Gebirgsformationen in Rußland" (das. 1840); "Die Bäreninsel nach B. M. Keilhau geognostisch beschrieben" (das. 1847); "Betrachtungen über die Verbreitung und die Grenzen der Kreidebildungen" (Bonn 1849). Eine Gesamtausgabe seiner Werke besorgten Ewald, Roth und Eck (Berl. 1867-85, Bd. 1-4).

Buchan (spr. büchan), Landschaft in Aberdeenshire (Schottland), endet mit dem steilen B.-Ness, südlich von Peterhead; sie versieht London mit dem vorzüglichsten Rindfleisch.

Buchan (spr. büchan oder böetan), Elisabeth, Tochter des Gastwirts John Simpson bei Banff in Schottland, geb. 1738, gründete 1779 die chiliastische Sekte der Buchanisten, welche Gütergemeinschaft hatten, die Ehe verwarfen und unmittelbar in den Himmel aufgenommen zu werden hofften. Sie starb 1791, ward aber erst 1846 begraben, da sie prophezeit hatte, daß sie bis dahin wieder auferstehen würde, wenn man an der Wahrheit ihrer Lehre zweifle. Vgl. Jos. Train, The Buchanites (Edinb. 1846).

Buchanan (spr. böckännen), bei naturwissenschaftl. Namen für F. H. Buchanan, gest. 1829 als Arzt in Bengalen (Fische).

Buchanan (spr. buckannen), 1) George, engl. Gelehrter, geb. 1. Febr. 1506 zu Killearne in der schottischen Grafschaft Stirling als Sprößling einer alten, aber verarmten Familie, wurde nach dem frühzeitigen Tod seines Vaters von seinem Oheim in seinem 14. Jahr nach Paris geschickt, wo er schnelle Fortschritte machte; als jedoch jener nach zwei Jahren ebenfalls starb, sah sich B. genötigt, nach seinem Vaterland zurückzukehren. Er widmete sich 1524 zu St. Andrews philosophischen Studien und ging im folgenden Sommer wieder nach Paris, wo er sich den Ideen der Reformation zuwandte, ward 1526 an dem Kollegium St. Barbara in Paris Lehrer der Grammatik und bald nachher Lehrer des jungen schottischen Grafen Cassilis, mit welchem er 1534 nach Schottland zurückkehrte. Hier ernannte ihn Jakob V. zum Erzieher seines natürlichen Sohns, des Grafen von Murray. B. schrieb ein satirisches Gedicht gegen die Franziskaner unter dem Titel: "Somnium" und später auf des Königs Befehl ein noch heftigeres, seinen berüchtigten "Franciscanus" (Bas. 1564), wegen dessen er 1539 vom Kardinal Beton, Erzbischof von St. Andrews, der Ketzerei angeklagt und eingekerkert wurde. B. entkam zwar nach England, fand aber auch hier keine Sicherheit und wandte sich daher wieder nach Paris und, als der Kardinal Beton als Legat dahin gekommen war, nach Bordeaux, wo er drei Jahre lehrte, ohne sehr beunruhigt zu werden. In dieser Zeit schrieb er seine zwei lateinischen Tragödien: "Jephtes" (Par. 1854; engl. von Tais, Lond. 1750) und "Baptistes" (das. 1578, Frankf. 1579; neuerdings mit dem vorigen zusammen hrsg. von Gibbs, Lond. 1870) und übersetzte die "Medea" und die "Alkeste" des Euripides. Nachdem er 1543 durch die Pest von Bordeaux vertrieben worden, unterrichtete er einige Zeit den später so berühmt gewordenen Verfasser der "Essais", Michel de Montaigne, und ging 1544 wieder nach Paris, wo er in dem Kollegium des Kardinals Le Moine lehrte, bis er vom König Johann III. von Portugal an die neuerrichtete Universität zu Coimbra berufen wurde (1547). Seine freisinnigen Ansichten zogen ihm auch hier sofort die Verfolgung des Klerus zu; er schmachtete lange in dem Kerker der Inquisition und wurde endlich in ein Kloster gesteckt, wo er seine berühmte lateinische Übersetzung der Psalmen ("Paraphrasis psalmorum Davidis poetica", Antwerp. 1567, Bas. 1721; in neuester Zeit hrsg. von Longman) begann. Nach seiner Freilassung (1551) reiste er ohne Erlaubnis des Königs, der ihn in Portugal zu behalten wünschte, nach England, verließ es aber wegen der Unruhen während der Minderjährigkeit Eduards VI. bald wieder (1553) und ging nach Frankreich. Er bekleidete fünf Jahre lang die Stelle eines Gouverneurs bei dem Sohn des Marschalls v. Brissac. Während dieser Zeit beschäftigte er sich viel mit theologischen Studien und begann die Ausarbeitung seines großen Lehrgedichts über die Weltkugel ("De sphaera"). Nach mehr als 20jähriger Abwesenheit