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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Budapest

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Budapest (hervorragende Gebäude; Bevölkerung).

Franz Joseph und Königin Elisabeth gekrönt wurden; diese wird jetzt nach dem Entwurf aus der Zeit des Königs Matthias Corvinus ausgebaut und restauriert; außerdem befindet sich daselbst noch die Garnisonkirche St. Johann aus dem 13. Jahrh., mit dem Grabmal Andreas' III., des letzten Arpaden. Endlich gibt es in B. eine griechische Kirche (im Innern im byzantinischen Geschmack mit Gold und Heiligenbildern geziert), eine reformierte Kirche am Calvinplatz, zwei evangelische Kirchen (am Deákplatz und in Ofen), einen israelitischen Kultustempel (schöner polychromer Ziegelrohbau in maurischem Stil, mit zwei polygonen, 44 m hohen Türmen), endlich noch eine Synagoge in Altofen. Zu erwähnen ist auch der neue Friedhof außerhalb der Kerepeser Linie, mit dem Mausoleum des 1849 erschossenen Grafen Ludwig Batthyányi und dem Deákmausoleum.

Unter den Profanbauten ist vor allen die königliche Burg auf dem Festungsberg zu nennen, ein imposanter, unter Maria Theresia (1749-71) ausgeführter Bau mit gegen die Donau gerichteter, 178 m langer Fronte, 203 Zimmern und der Schloßkirche zum heil. Sigismund, worin seit 1771 die rechte Hand des heil. Stephan als Reliquie aufbewahrt wird und seit 1790 die ungarischen Reichsinsignien durch die Kronwache gehütet werden. Sehr sehenswert ist auch der durch die ehemalige Ellipse vergrößerte und eine überraschende Aussicht auf Pest und die Donau gewährende Schloßgarten. Andre bemerkenswerte Gebäude sind in Ofen: das neue Palais des Hónvedministeriums, die ehemaligen Palais der Grafen Sandor und Teleki (jetzt Wohnungen des Ministerpräsidenten und des Erzherzogs Joseph) und das Ofener Festungstheater; das Generalkommando und das neue Landhaus in der Festung; die neuen schönen Gebäude am Kettenbrückenplatz und die neuen Palais zur Rechten und Linken der Kettenbrücke sowie der prächtige Burgbazar an der Donau und das gräflich Karácsonyische Palais in der Christinenstadt, sodann das Obergymnasium und die Realschule in der Wasserstadt. Interessant ist das in der Nähe des Kaiserbades vom Ofener Pascha Mohammed (1543-1548) erbaute kuppelförmige Grabmal Gül Babas, des "Rosenvaters", eines angesehenen türkischen Heiligen. Viel reicher an hervorragenden Gebäuden ist Pest, wo in letzter Zeit eine Reihe großstädtischer Bauten, meist im Renaissancestil und zum größten Teil vom Budapester Architekten Nik. Ybl, ausgeführt worden ist. Zu diesen gehören: das Nationalmuseum, der Akademiepalast, das Redoutengebäude und das Zollamtspalais. Ersteres, am Museumring in den 40er Jahren erbaut, bildet ein gewaltiges Viereck mit zwei Höfen, hat eine Fassade mit acht kolossalen korinthischen Säulen, im Giebel darüber ein großes Relief (die Pannonia), eine breite Freitreppe, ein freskengeschmücktes Vestibül, einen Prunksaal und einen runden Kuppelraum, in dem die Statuen berühmter Ungarn aufgestellt werden (Pantheon). Der Akademiepalast auf dem Franz-Josephsplatz (1862-1864 nach Stülers Plänen im edelsten Renaissancestil aus Sandstein erbaut) hat einen aus der Fronte vorspringenden, reichgeschmückten Risalit und zwei Seitentrakte, ein prächtiges Vestibül mit Marmorsäulen, schöne Korridore, einen großen, mit Fresken aus der ungarischen Geschichte und 24 Karyatiden geschmückten Prachtsaal, in dem die Jahressitzungen der Akademie sowie andre Festlichkeiten wissenschaftlichen Charakters abgehalten werden, einen kleinern Sitzungssaal, Räumlichkeiten der Bibliothek und die Landes-Gemäldegalerie. Die städtische Redoute, ein kolossales Bauwerk (1859-65 in einem aus byzantinischen, maurischen und gotischen Elementen gemischten Stil erbaut), mit der Fronte gegen den ersten Square des Franz-Josephskais gerichtet, ist im Erdgeschoss mit ungeheuern Arkaden und im ersten Stock mit einer großen Loggia versehen, hat ein hohes Treppenhaus mit Fresken von Than und Lotz, einen großen und kleinen Redoutensaal und zahlreiche Nebenlokalitäten. Das neue Zollamtspalais unterhalb des Franz-Josephskais, ein monumentaler Prachtbau (1870-74 von Ybl im Renaissancestil erbaut, 165 m lang, 53 m breit und 23 m hoch), zerfällt in einen imposanten, an der Donaufronte mit zehn kolossalen Säulen geschmückten Mittelbau und in zwei Seitenflügel, enthält zwei gedeckte Höfe mit Eisenkonstruktion und im Mitteltrakt eine säulengeschmückte Haupthalle mit schöner doppelter Treppenanlage aus rotem Marmor. Ein interessantes Bauwerk ist ferner das außerhalb der Stadt, an der Soroksárer Straße, gelegene städtische Schlachthaus (1870-72 erbaut und samt dem Viehmarkt 14,14 Hektar groß), mit zwei schönen Tiergruppen von Begas am Hauptthor, einem imposanten Wasserleitungsturm, zahlreichen Schlachtkammern, Wänden aus Marmor und Fußböden aus Porzellanfliesen. Hervorragende Gebäude sind ferner: das alte Rathaus mit 44 m hohem viereckigen Turm, das Nationaltheater mit schöner, 1876 erneuerter Fassade; das Handelsstandsgebäude mit arkadengeschmückter Fassade; die 43,000 qm umfassende Karlskaserne (ehemals Invalidenpalais, unter Karl VI. erbaut) mit vier Höfen; das Neugebäude, eine riesige Kaserne mit vielen Höfen; das Komitatshaus mit den Bildnissen ungarischer Palatine im großen Saal; die ungarische Militärakademie Ludoviceum und die große Üllöer Kaserne. Der neuesten Periode der architektonischen Entwickelung von B. (nach 1860) gehören noch folgende Bauwerke an: das Landhaus, das neue Rathaus, die neue Börse (1872) mit schönem Saal, die Prachtbauten am Franz-Josephskai (Thonethof, eins der größten Gebäude, Lloydgebäude, das Hotel Hungaria, Assekuranzgebäude u. a.) und am Rudolfskai das großartige Post- und Telegraphengebäude, die Universitätsbibliothek, das chemische Institut, das monumentale Sparkassengebäude, das Palais des Grafen Károlyi (in französischer Renaissance, mit offener Vorhalle, schönen Gemälden und geschmackvollem Garten), das des Grafen Festetics, der Monumentalen der Firma Haas, das kolossale Tükörysche Haus, die neue Technik und Klinik, die monumentalen Bahnhöfe der Österreichischen und Ungarischen Staatsbahn, ersterer von de Serres (polychromer Rohziegelbau mit Eisenkonstruktion), letzterer mit imposantem Portal von Rochlitz; ferner der große Elevator, die eleganten Neubauten der Waitzener und Radialstraße, in der letztern insbesondere die mit Fresken gezierte Landes-, Zeichen- und Malerschule und das prächtige Künstlerhaus mit einem schönen Treppenhaus, das großartige Opernhaus (von Ybl im Renaissancestil), die Palais der Ungarischen Staatsbahn u. a. Im ganzen zählt B. (1882) 11,329 Gebäude, wovon 6870 auf Pest und 4459 auf Ofen entfallen. Von den Wohnhäusern sind 7534 ebenerdig, 1911 ein-, 772 zwei-, 460 drei- und 71 vierstöckig.

Bevölkerung. Industrie, Handel und Verkehr.

Die Bevölkerung von B. (ohne Militär, dessen Stand 10,216 Mann betrug) belief sich nach der letzten Zählung (1881) auf 360,551 Einw. (173,938 männliche und 186,613 weibliche), von denen auf Pest 284,757, auf Ofen 51,110 und auf Altofen 24,684 Einw. entfielen. Der bevölkertste Bezirk ist die Joseph-^[folgende Seite]