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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Bukranion; Bülach

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Bukranion - Bülach.

Kaczyka (bei Solka); das Kupferbergwerk zu Pozoritta und das Silberbergwerk zu Kirlibaba sind neuerdings außer Betrieb gesetzt. Die Produktion beschränkte sich 1883 auf den Ertrag des Bergwerks zu Jokobeny an Braunstein mit 26,744 und an Manganeisenstein mit 13,000 metr. Ztr., dann auf die Salzgewinnung (8910 metr. Ztr. Steinsalz und 11,394 metr. Ztr. Sudsalz). Die B. enthält mehrere Mineralquellen, z. B. das schwache Schwefelwasser von Jakobeny und den Sauerbrunnen von Dornawatra.

Die Industrie ist kaum im Entstehen, selbst das Kleingewerbe nicht in ausreichender Menge vorhanden. Am ausgedehntesten sind die Branntweinbrennereien (37 an der Zahl, welche jährlich 2½ Mill. Hektolitergrade Alkohol aus Mais und anderm Getreide produzieren); die 7 Bierbrauereien decken mit ihrem Ertrag (42,000 hl) den geringen Bedarf. Außerdem bestehen 1 Zementfabrik, 3 Glashütten, 11 Dampfmühlen, über 400 Wassermahl- und 90 Sägemühlen. Die metallurgischen Werke zu Jakobeny und Pozoritta haben wegen Unrentabilität den Betrieb eingestellt. Die ländliche Hausindustrie beschäftigt sich mit Herstellung von Leinwand, Holzgeräten u. a. Der Handel, bei welchem besonders Juden beteiligt sind, erstreckt sich in erster Linie auf die Ausfuhr von Rohprodukten. Schlachtvieh, Häute, Holz, Mais etc. gehen im Großhandel über die Grenze, während der Kleinhandel die Fabrikerzeugnisse der westlichen Kronländer vermittelt. Lebhafter Grenzverkehr findet nach Bessarabien und der Moldau statt. Auch der Transithandel ist bedeutend und wird sehr begünstigt durch die Eisenbahn, welche das Land durchschneidet und Lemberg über Czernowitz mit Jassy und Odessa verbindet. Mehrere Lokalbahnen (nach Nowosielica, Kimpolung, Berhometh) sind teils im Bau, teils schon vollendet. Außerdem bestehen 3560 km gebaute Straßen, worunter 428 km Reichsstraßen sind. In den größern Orten werden stark besuchte Jahrmärkte abgehalten. Der Stand der geistigen Kultur ist im allgemeinen noch ein sehr niedriger. An Bildungs- und Unterrichtsanstalten bestehen: eine 1875 gegründete Universität in Czernowitz (mit griechisch-orientalisch-theologischer, juristischer u. philosophischer Fakultät, Bibliothek, 40 Lehrern und 275 Hörern), 3 Obergymnasien (Czernowitz, Suczawa und Radautz), eine Oberrealschule (Czernowitz) und eine Unterrealschule (Sereth). Für den Volksunterricht sind 193 öffentliche Volksschulen errichtet; doch besuchten bis 1875 nur 17 und erst seit 1880: 36 Proz. der schulpflichtigen Kinder den Unterricht, woraus sich erklärt, daß bei der Volkszählung von 1880 unter den Männern 87, unter den Weibern fast 92½ Proz. des Lesens und Schreibens unkundig waren. Außerdem bestehen eine Lehrer- und eine Lehrerinnenbildungsanstalt, eine landwirtschaftliche und eine gewerbliche Mittelschule, dann ein Landesmuseum, sämtlich in Czernowitz. In kirchlicher Hinsicht gehören die römischen, griechischen und armenischen Katholiken (in 43 Kirchspiele zerstreut) unter die betreffenden Lemberger Diözesen, die Evangelischen unter die Lemberger Superintendenz. Nur die griechisch-orientalischen Christen haben ein eignes Erzbistum zu Czernowitz, das 12 Archipresbyteriate, einen Säkularklerus von 286 Köpfen und 3 Basilianerklöster mit 54 Mönchen umfaßt. Was die Verfassung betrifft, so besteht der Landtag der B. aus 31 Mitgliedern, nämlich: aus dem griechisch-orientalischen Erzbischof von Czernowitz, dem Rektor der Universität, 10 Abgeordneten der Großgrundbesitzer, 2 Abgeordneten der Landeshauptstadt, 2 der Handels- und Gewerbekammer, 3 der Städte und 12 Abgeordneten der Landgemeinden. In das Haus der Abgeordneten des Reichsrats sendet die B. Mitglieder. An der Spitze der Verwaltung steht die k. k. Landesregierung in Czernowitz. Gerichtsbehörden sind das Landesgericht zu Czernowitz, das Kreisgericht zu Suczawa und 14 Bezirksgerichte. Für Handel und Volkswirtschaft wirkt die Handels- und Gewerbekammer zu Czernowitz. Zur Staatseinnahme der Monarchie trägt die B. 3,713,000 Gulden an Steuern bei. Hauptstadt ist Czernowitz. Die politische Einteilung des Landes in Städte und Bezirkshauptmannschaften ist aus folgendem zu ersehen:

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Bezirke Areal in QKilom. QMeil. Bevölkerung 1880 auf 1 qkm

Czernowitz (Stadt) 14,60 ) 45600 -

Czernowitz (Umgeb.) 917,41 ) 17,0 80997 88

Kimpolung 2336,89 42,4 38702 16

Kotzmann 837,52 15,2 81087 97

Radautz 2136,56 38,7 81410 38

Sereth 518,78 9,4 49804 96

Storozynetz 1150,76 20,9 61344 53

Suczawa 1037,59 18,9 76210 73

Wisznitz 1501,49 27,3 56517 38

Zusammen: 10451,56 189,8 571671 55

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Geschichte. Die B. erscheint dem Namen nach bereits 1482 in einem Vertrag König Siegmunds von Ungarn mit König Wladislaw von Polen als Schutzherren der Moldau und zwar als größeres Waldgebiet B. zwischen den ungarisch-siebenbürgischen Grenzbergen, der Moldau und dem Sereth bis zu einem andern Waldgebiet, der Kleinen B. am Fluß Pruth. Die älteste Ansiedelung war offenbar ruthenisch; seit der zweiten Hälfte des 14. Jahrh. begannen die Rumänen vorzuherrschen. Später gesellten sich Polen, Armenier, Griechen und seit dem 17. Jahrh. Magyaren zu. Suczawa war bis ins 17. Jahrh. die Residenz der Moldauer Hospodare, was dann Jassy wurde, Czernowitz (rumän. Czernauz) Sitz eines Starosten mit dem Rang eines Bojaren der Moldau, beide unter türkischer Oberhoheit. Die erste Teilung Polens zog auch die B. in das Getriebe der großen Politik. 1769 wurde sie von den Russen erobert, 1774 wieder zurückgegeben, dann im nämlichen Jahr von Österreich militärisch besetzt und an dieses durch die Konvention vom 7. Mai 1775 förmlich abgetreten. Infolgedessen erhielt das Land eine eigne Militäradministration; diese wurde jedoch 1. Nov. 1786 aufgehoben und die B. mit Beibehaltung ihrer eignen landständischen Verfassung unter die Verwaltung des Königreichs Galizien gestellt. Seit 1849 bildet sie ein besonderes Kronland der österreichischen Monarchie. Vgl. "Heimatskunde der B." (Czernowitz 1871); Bidermann, Die B. unter der österreichischen Verwaltung 1775-1875 (Lemberg 1876); A. Ficker, Hundert Jahre, 1775-1875 ("Statist. Monatsschrift", Bd. 1); Franzos, Aus Halbasien (Leipz. 1876); Jandaurek, Das Königreich Galizien, Lodomerien und das Herzogtum B. (Wien 1884); Slavici, Die Rumänen in Ungarn, Siebenbürgen und der B. (Teschen 1881).

Bukranion (griech., "Ochsenschädel"), dem Schädel der Opfertiere nachgebildete Verzierung der Metopen (s. Figur). Dieselbe kommt an römischen Bauwerken (z. B. dem Grabmal der Cäcilia Metella) in Wiederholungen als Bukranienfries vor.

^[Abb.: Bukranion.]

Bülach, Bezirkshauptstadt im schweizer. Kanton Zürich, Knotenpunkt an der Eisenbahn Winterthur-^[BINDESTRICH!]